Endlich ist der große Tag gekommen! Bin ich aufgeregt – heute skippe ich das Öl bei der Kopfmassage, weil ich sonst wieder 20 Mal waschen muss, bis meine Haare fettfrei sind. Hatte ich schon erzählt, dass ich jetzt so ein Puder einmassiert bekomme? Das ist wie ein Peeling und mittlerweile langt Wanda auch richtig zu – aber ich kann es nun auch sehr gut ertragen. Wäre am Anfang nicht möglich gewesen.
Layla leiht mir ihren Fön und ihr Makeup Case, weil ich sowas ja nicht dabei habe und ich bin echt froh darum! Shibu ist heute statt Yoga als Visagistin, Friseurin und Sari-Anziehhilfe abgestellt für Layla abgestellt und holt bei mir wieder alles ab – bin grad fertiggeworden – uff.
Als ich mit meinem Sari zu Mathina möchte, muss ich feststellen, dass sie völlig flachliegt und auch nicht mit zur Hochzeit kann. Bin sehr froh, dass mir Dr. Maya am Tag zuvor schon gezeigt hat, wie man den Sari vorbereiten kann, so dass es dann schneller geht: Sie hat in einmal um mich gewickelt und alle Falten schon gelegt und mit Sicherheitsnadeln festgesteckt.


Ich hab die heute Morgen schon die Falten schon glatt gebügelt und nun helfen mir sowohl Dr. Maya als auch Jayasree beim korrekten Anziehen. Außerdem bekomme ich noch eine duftende frische Jasmingirlande in die Haare. Aman und VJ holen mir indessen meine Sandalen und mein Armschmuck aus dem Zimmer und ich bin ready :-).
Jetzt folgt erst Mal wieder der traurige Part: VJ wird abgeholt, weil sie heute nach Chennai reist. Ich bin echt so grottenschlecht im Abschied nehmen. Noch schnell ein Gruppenfoto mit den ersten, die für die Hochzeit ready sind:

Ich bin echt nah am Wasser gebaut und einer meiner Freunde hier meint nur, dass ich mein ganzes Makeup ruiniere, wenn ich anfange zu heulen. Das ist ein Argument für die Ohren, aber nicht fürs Herz… VJ meint, sie wisse schon, wie sie mich aufheitern kann und flüstert mir beim Abschiedsdrücker halblaut ins Ohr: „You look WONDERFULLLL“ – hört natürlich jeder und alle wissen, auf was das abzielt und das Gelächter ist groß. Ich bin froh, dass sie an der niederländischen Grenze wohnt und wir uns besuchen können. Hätte anfangs nicht gedacht, dass sie mir so sehr ans Herz wachsen würde. Aber Aman und sie sind schon zwei sehr besondere Menschen – wir haben uns irgendwie gefunden. Mir wird schon schwer ums Herz, wenn ich an Übermorgen denke, aber nun wollen wir uns erst Mal auf die Hochzeit konzentrieren.
Mit einem Bus werden wir abgeholt und nach ca. 20 Minuten sind wir just in time an dem Convention Center, in dem die Hochzeit stattfindet. Ein irrer Aufwand! Wir werden vom Vater der Braut und den Schwestern und Cousinnen abgeholt und Claudia, Layla und ich werden schnurstracks auf die Bühne durchgeschleust. WOW – Ehrenplätze für uns – ich brech ab!
Mitra und Abhi holen uns ab und fragen, ob wir die Braut sehen möchten. Ja, aber sicher!
Ich bin sprachlos als ich sie sehe: So eine Schönheit!! Ihr Bruder ist Videograph und die ganze Szenerie ist bestückt wie an einem Filmset. Es rennen unglaublich viele mit Kameras und Hightechausstattung rum und es sieht so aus, als ob es ein Bild von Layla, Gopika und mir geben soll, aber in Wirklichkeit geht es darum, dass wir vor laufender Kamera was Nettes über Gopika und die Hochzeit sagen. Gott sei Dank bin ich eh total euphorisch, fällt mir also nicht schwer :-).
Wir werden zurückgebracht und dann fängt auch schon die Zeremonie an. Erst wird vor dem Hausaltar und -Heiligen gebetet, dann beginnt die Zeremonie, in deren Verlauf das Paar dreimal das Feuer in der Mitte (in Form von Diyas) umrundet, dann Platz nimmt und die Blumengirlanden austauscht. Vor lauter Filmcrew seh ich relativ schlecht, aber wir werden ermutigt, auch nah ran zugehen. Die ganze Halle sitzt voll mit Menschen, die so eigentlich nicht so viel sehen. Die anderen von uns sitzen oben auf der Tribüne. Wundert mich, dass Dr. Maya nicht mit auf die Bühne gerufen wurde…










Nach der Trauung gehen alle Gäste chargenweise in den riesigen Speisesaal – also sowas hab ich noch nicht gesehen! Alles perfekt durchorganisiert. Die einen Gäste warten, während die vorherigen essen. Als wir reindürfen, sind schon wieder alle Plätze neu bestückt: Mit Bananenblättern als Tellern und den Händen als Besteck ist das eine ganz feine und umweltfreundliche Variante von Verpflegung. Das Essen selbst ist sattvisch, das heißt besonders rein und gut für den Körper. Mein Gott, ist das lecker!! Den Reis, den ich zunächst ablehne – darf ja nicht – bringen die Caterer in Wannen an die Tische, auch die verschiedenen Curries kommen in riesigen Töpfen.Gopikas Bruder (der VLogger) hatte mich vorher gefragt, ob ich schon mal sattvisch gegessen habe und ob er mich zum und beim Essen befragen darf – mit Videokamera natürlich. Als er sieht, dass ich keinen Reis habe, organisiert er welchen. Ein bisschen ist gut meint er – ja gut – kommt sonst vielleicht auch irgendwie blöd in dem Interview – außerdem brauche ich ja was, um die verschiedenen Soßen zu essen. Man mantscht dann den Reis mit den Soßen mit den Fingern zusammen und isst. Die linke Hand halte ich bewusst unter dem Tisch, weil ich das so bei den Indern sehe. Also ich werd langsam zum Profi hier. Das Essen schmeckt so irgendwie noch besser. Mir gefällt das. Mal schauen, was meine Family sagt, wenn ich zuhause anfange, den Reis mitsamt Soße mit den Händen zu essen :-))). Aber meiner Neigung, alles aus der Pfanne zu essen kommt das schon sehr entgegen. Vielleicht hab ich ja schon mal in Indien gelebt … werde ich wohl nie erfahren. Auf jeden Fall ist es mein Land :-)! Ohne familiäre und emotionale Bindungen würde ich nicht in Deutschland leben, soviel kann ich sagen.
Als wir im Ayurmana ankommen, machen wir noch ein paar Bilder, bevor ich den Sari dann endgültig ablege. Keine Ahnung, ob ich ihn wirklich nochmal brauche.


Abends bekomme ich noch Bilder von Dr. Maya zugesendet: Einfach traumhaft:







Deine Bilder sind wunderbar. Wir hätten ja sonst nie die Möglichkeit, eine Hochzeit in Indien mit zu erleben. Du siehst ganz bezaubernd aus. !!!
Wunderschöne Bilder!!
Wie sagte Deine liebe Heide:
„Man muss früh anfangen, Erinnerungen zu schaffen, damit man im
Alter darin spazieren gehen kann.“
Dieser Aufenthalt bringt Dir unendlich viele schöne Erinnerungen.
Du hast wunderschön ausgesehen.
Weiterhin alles Liebe
MAMA