Für mich läuft heute alles wie immer: Yoga, 2 Anwendungen und um 14 Uhr wieder Einlauf. Erfahre, dass mir morgen nochmal die große Prozedur bevorsteht. Jo alla – dann ist das halt so. Hoffe mal, dass mein Kreislauf dann bissl besser in Schwung ist. Da ich mich seit drei Wochen mit einem meiner beiden neuen Human Design Bücher rumquäle beschließe ich heute – einem plötzlichen Impuls folgend – dass ich das Kapitel Lernen für Indien erst Mal abschließe. Ich glaube, das ist hier einfach nicht dran. Der Körper ist hier so sehr mit sich und der Reinigung beschäftigt, dass ich mich überhaupt nicht konzentrieren kann. Kennt jeder: Dreimal die gleiche Seite gelesen und trotzdem nicht in der Lage, den Inhalt wiederzugeben. Jetzt bin ich doch froh, dass ich die letzten Monate so Vollgas gegeben hab mit dem Lernen, so dass ich mir diesen Puffer jetzt locker leisten kann.

Dafür nehme ich mir nun endlich mal eines meiner beiden Romane vor. Muss ja eh ruhen nach dem Basti und siehe da: Beim Buchlesen ist die Konzentration auch wieder da. Heute wird auch mein Gita geliefert, damit habe ich dann neben der chinesischen Weisheitslehre I Ging auch noch das heilige indische Buch, das Antworten auf alle Fragen des Lebens geben soll. Hab garnicht so viele Fragen, wie ich dann Antworten hab ;-).

Das Mittagessen verläuft in sehr kleiner Runde. Aman muss im Zimmer ruhen und die anderen sind weg. Es sind neue Patienten angekommen, aber die lassen sich nicht blicken. Nur der treue Patrick aus Irland gesellt sich zu uns. Er hat große Erfolge hier mit seiner Diabetes – ist allerdings der Fleischesser zuhause. Das was hier auf den Teller kommt, ist bei ihm nur die Beilage ;-). Aber er möchte das sinnvoll in sein Leben integrieren – nicht dogmatisch, sondern nach einem sündigen Festtag wieder back to normal und viel Gemüse und Linsengerichte. Das Essen ist ausgesprochen lecker und richtig viel im Gegensatz zu dem, was ich sonst an Portionen bekomme – irgendwie habe ich den Eindruck, dass sich in der Küche nochmal was geändert hat. Irgendwie leckerer und würziger – geht natürlich direkt ein Kompliment an das Küchenteam, das sich sehr darüber freut:

Meinen Nachmittags-Tee trinke ich bei Lukas auf der Terrasse, der mir direkt noch 3 Bücher ausleiht und begeistert ist, dass es ein Bücherregal hier gibt. Er kommt hier super viel zum Lesen und hatte schon befürchtet, dass ihm der Stoff ausgeht. Müssen wir morgen nach dem Yoga mal vorbeigehen. Außerdem bringe ich ihm dann mal das I Ging mit, weil es ihn interessiert. Damit ist er sicherlich bis zum Ende der Kur beschäftigt :-).

Beim Abendessen sind wir wieder in trauter Dreierrunde. Auch Aman darf jetzt wieder „raus“. Er hatte heute seinen großen Basti-Tag und bei ihm lief es wohl deutlich anders als bei mir. Es wäre schrecklich und 20 Minuten die Hölle gewesen, textet er mir vormittags. Übertreibt er da nicht ein bisschen? Typisch Mann, denke ich mir nur und schreibe ihm, dass genau deswegen Frauen gebären und nicht Männer :-)). Ich vermute abends laut, dass jeder genauso viel injiziert bekommt, wie er isst (Aman bekommt für hiesige Verhältnisse immer super viel zu essen und mittlerweile 5 „Mahlzeiten“, weil er trotzdem abnimmt) und daraufhin beschließt er, dass er dann ab morgen lieber fasten würde – hat nämlich von Dr. Gopinath erfahren, dass er übermorgen auch noch ein zweites Mal ran darf :-)). Als er detailliert erzählt, was los war bei ihm, muss ich sagen, dass ich froh bin, dass es bei mir so abgelaufen war, wie es war. Er hatte die dreifache Menge und dadurch das Gefühl, dass die Injektionen garnicht mehr aufhören, hat ebenfalls geschwitzt wie Sau UND – das Schlimmste überhaupt – er musste die Klotüre offenstehen lassen, während seine beiden Therapeuten davor standen. Na das ist ja mal ätzend! Da hätte ich gestreikt glaube ich – obwohl: Wahrscheinlich nicht … hast ja in dem Moment nicht wirklich eine Wahl. Auf der einen Seite versteh ich es, weil sie damit halt gleich mitbekommen, wenn was mit dem Patienten ist. Auf der anderen Seite schon mega uncool. Bin gespannt, wie mein zweites Mal wird. Am Ende aber auch egal: Hauptsache es wirkt und tut dem Körper gut.

Dass wir alternierend dran sind, ist vielleicht Taktik des Ayurmana-Teams, damit der 17 Uhr Walk nach draußen ausfällt – heute bin ich mit VJ nur auf dem Gelände spazieren gewesen. Ziel erreicht würde ich sagen ;-).

Ich hole das Gita an der Pforte ab – das mit Amazon Indien läuft echt gut – und wir sind wieder am Philosophieren und Studieren indischer Kultur. Eine wirklich sehr schöne und reiche Kultur. Ich wüsste nicht, was ich von Deutschland erzählen sollte. Siegfried, der im Drachenblut gebadet hat wäre vielleicht am ehesten vergleichbar, aber ich stelle insgeheim wieder fest, dass die Fähigkeit, Witze oder Geschichten zu erzählen an mir irgendwie vorbeigegangen ist, deshalb lasse ich es direkt sein. Muss ich aber auch garnicht, denn VJ ist ein nie versiegender Quell von uraltem bis tagesaktuellem Wissen und voller Witz und auch Witze. Was sie so unentwegt raushaut! Könnte mir das garnicht alles merken. Liebe es aber, ihr zuzuhören. Ihr Lieblingswort ist „hilarious“ (urkomisch) und wann immer ich in meinem Leben dieses Wort hören werde, wird es für immer mit ihrem Lachen und Gesicht verbunden sein :-)).

Heute spielen wir mal keine Karten, weil wir alle müde sind – habe mir heute übrigens aus dem Anhänger von meinem Yogakissen ein Türschild gebastelt und siehe da: Selbst Dr. Maya ist nicht reingekommen :-)) erzählt mir VJ später – Prasana hat es nicht kapiert, die Medikamentenmädels schon. Muss es den Köchinnen erklären – für heute war es okay, weil ich eh am Lesen war, als sie klopfte um den Tee zu bringen, aber wenn man schläft, ist es schon nervig, weil es einen total rausschreckt. Da ich ja kein Tesa habe hier, hab ich ganz vorsichtig das kleine Stück Klebeband abgezogen, mit dem hier die einzeln in Papier verpackten Klorollen verschlossen sind. Komme mir sehr cool vor mit meinem Erfindungsreichtum – bissl wie MacGyver :-))).

Meine Mittel sind ja sehr beschränkt hier, aber so geht es. Gut, dass ich Tippex dabei hab.