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Heute wird so ein toller Tag werden! Wir machen zu viert (Jagi, Rachel, Aman und ich) eine Tour zu den Backwaters. Dafür hat uns Jayasree netterweise alle Anwendungen passend umgelegt, so dass wir um 13:30 Uhr starten können.

Vorher frage ich meine Therapeutin Wanda während meiner Anwendung, was es denn mit diesem geheimnisvollen „don´t walk towards the right side? auf sich hat. Ihr erinnert euch? Die Diskussion, die ich schon mehrfach hatte. Grad gestern wieder. Sie erzählt mir, dass kurz bevor ich kam wohl eine Patientin hier betatscht worden sei. Dort leben die Locals und als ich ihr sage, dass die aber immer total nett sind zu uns und wir immer in einer Gruppe von mindestens 3 Leuten unterwegs sind, erfahre ich, dass sie da auch nicht laufen dürfen. Es muss noch einen anderen Vorfall gegeben haben, wo eine Frau zerstückelt wurde – das war aber nicht genau hier, sondern irgendwo in der Region. Ja gut, das macht die Nervosität etwas – aber nur etwas – verständlicher. Dr. Gopika, die später zu mir kommt erzählt, dass in dieser Richtung halt auch Leute leben, die häufiger betrunken sind. Richtung links ist eher „bessere“ Wohnlage. Erst will ich das nachgooglen, weil ich ja nicht gleich alles glaube, was mir jemand so erzählt, insbesondere, wenn es dann gleich so dramatisch ist mit Zerstückelung und so, aber ich beschließe, dass das Wissen ist, das ich nicht brauche. Ich höre weiterhin auf mein Bauchgefühl und bin nett zu allen – egal, ob es die Putzfrau, eine Oma auf ihrer Veranda oder die Ärztin ist.

Wir möchten die Backwaters Tour zum Sonnenuntergang machen und haben beschlossen, die Tickets nicht vorab zu buchen. Die Französinnen hatten über Tripadvisor gebucht, aber wir haben ja zwei Inder dabei – und die lieben es zu feilschen.

Das war die am meisten fotografierte Tour in Instagram – haben Aman und Jagi herausgefunden, daher nehmen wir die.

Also Handeln ist ja okay, aber ich bin dann schon seeehr erstaunt, wie unverschämt die beiden runterhandeln können. Rachel und ich als die sehr offensichtlichen Touris sind im Auto geblieben, während Aman und Jagi zum Verhandeln gingen. 6000 INR war der geforderte Preis für uns alle für 3 Stunden (73€) und am Ende handeln sie hart (und lange) 2500€ aus (30€). Soviel hätte das Ticket für einen auf Tripadvisor gekostet. Die Tour ist ganz fantastisch – nicht ganz so ruhig wie erwartet, weil man natürlich in einem Motorboot sitzt, aber wirklich ganz ganz toll. Viel Natur, nie gesehene Vögel und jeden Augenblick ein anderer atemberaubender Anblick. Ich glaube, mein Handy ist voll bis heute Abend :-))).

Direkt an der Stelle, an der das arabische Meer auf den Kovalam-Fluss trifft, gibt es ein kleines schwimmendes Restaurant. Rachel ist hungrig – wie immer :-))). Ja gut, sie ist die Hälfte von mir und kann es sich leisten ;-). Ich genieße Kardamomtee und bin glücklich. Blick auf diese besondere Meeres-/Flusssituation und die Sonne beginnt unterzugehen. Bevor wir wieder ins Boot steigen – ich mit meinem zweiten Tee – sooo lecker! – knipst uns der Barkeeper nochmal:

Im Hintergrund gut zu sehen, die Stelle wo sich das arabische Meer mit dem Kovalam trifft. Und auf den Sanddünen schon allerhand Menschen wie wir, die darauf warten, dass sich das Meer rot färbt von den letzten Sonnenstrahlen.

Das Boot bringt uns flugs auf die andere Seite und wir genießen einen Traum von Sandstrand und Sonnenuntergang – absolut spektakulär. Würde jedem Backwaters-Interessierten die Abendtour empfehlen (oder halt zum Sonnenaufgang).

Dreamteam des Tages – ich glaube, ich werde sie alle schrecklich vermissen. Vor allem Rachel, die ja schon in ein paar Tagen geht – schnüff … Aman bleibt mir als Einziger noch fast bis zum Ende erhalten.

Der Ausflug war ein voller Erfolg! Als wir am Landungssteg ankommen, gibt es eine kurze Diskussion. Ich gebe dem Bootsbesitzer die 2500 INR und während Rachel und ich schon Richtung Auto laufen, fragt der Bootsbesitzer bei Jagi und Aman nach Extrageld für den Bootsfahrer. Ich bin so froh, dass wir Jagi und Aman dabei haben. Solche Diskussionen sind ja so garnicht meins. Ich weiß nicht, dass es noch schlimmer kommen soll…

Als wir im Auto sitzen sehe ich, wie der Bootsbesitzer unseren Fahrer zu sich winkt. Der steigt aus und mir ist klar: Das wird eine Retourkutsche. Ich sage den anderen, dass unser Fahrer jetzt mit Sicherheit den Preis hochsetzt und das es ein fataler Fehler war, den Preis nicht vorab festzumachen. Die anderen glauben das nicht – ich weiß es. Das ist ein Team-Up hier unter den ganzen Providern. Der Rückweg ist ein anderer und dauert eeeeewig. Nach 1,5 Stunden sind wir endlich angekommen und als ich den Fahrer nach dem Preis frage, muss ich noch zweimal nachfragen, weil ich denke, ich hab mich verhört. 5500 INR (ca. 67€). Habe von meinen indischen Freunden und auch VJ als geborener Inderin, die seit langen Jahren in den Niederlanden lebt gelernt, dass ich niemals in Euro umrechnen darf. Das Problem ist, dass durch die Abzocke bei den Touris und deren einspruchslosem Zahlen das ganze Preisgefüge zu Ungunsten der Einheimischen nach oben geht. Wir sitzen also im Auto und unsere zwei Chefverhandler kommen wieder zum Einsatz. Gott sei Dank sitzt Aman vorne neben dem Fahrer. Es wird wild gefeilscht und ich wundere mich echt über die Kaltblütigkeit der Beiden. Ich kann nicht verstehen, was sie sagen, aber ganz offensichtlich sagen sie ihm, dass es viel zu hoch ist und nennen ihm glaube ich 2000 INR oder so … und bleiben dann einfach stumm sitzen. Müsst ihr euch also vorstellen: Ein Auto voller Menschen, keiner sagt was. Oh mein Gott. Sie starren den Fahrer an und warten. Er auch. Mir rinnt der Schweiß runter. Ich hasse das – also wirklich. Er ruft seinen Boss an und wir sind bei 4500 INR. Aman und Jagi geben nicht nach. Immer noch viel zu viel. Wieder ein Anruf. Die Luft wird stickig. Bei 4000 INR denke ich, das ist doch ein faires Angebot. Für jeden 1000 INR (bissl über 12€), das ist doch echt in Ordnung. Immerhin hat uns der Fahrer um 13:30 Uhr abgeholt und jetzt ist es 20 Uhr! Aber neee, da muss noch weitergefeilscht werden. Ich flehe Aman von hinten lautlos an, dass er doch biiiiiitte akzeptieren soll, es ist doch gut, aber er gibt mir zu verstehen, dass ich ihn machen lassen soll. Rachel will raus – ich auch. Also entfliehen wir regelrecht dem Auto und gehen zu ihr. Sollen die beiden anderen machen. Ich hab meine 1000 INR bezahlt. Rachel ist eigentlich garnicht aufgeregt – sie findet das auch nicht schlimm und wundert sich, dass ich mich so mega unwohl fühle. Ich sehe das so: Wir diskutieren jetzt schon seit über einer halben Stunde wegen 12€ rum. WIR hatten einen tollen Tag, also soll der Fahrer doch auch happy nach Hause gehen. Mir wäre es die Zeit auch garnicht wert. In der halben Sunde würden wir schon längst beim Abendessen sitzen und erzählen. In der Zwischenzeit – erfahren wir dann kurz darauf – hat der Fahrer Jayasree an den Hörer bekommen und übergibt sie Aman, dem sie sagt, dass er 4000 INR bezahlen soll. Am Ende werden es 3500€ und ich frage mich, ob die 6€ Differenz das ganze Theater jetzt wert waren. Ich kann euch sagen, sehr nervenaufreibend für jemanden wie mich! Zum Airdroppen treffen wir uns in Jagi und Lavis Zimmer und Lavi ist im Gegensatz zu ihrer verhandlungsfreudigen Schwester genau wie ich gestrickt, erklärt mir aber auch, dass es ein echtes Problem ist. Aman hat mit Uber von Trivandrum ins Ayurmana (one way) 400 INR bezahlt. Die Backwaters sind auch Nähe Trivandrum. Naja, es gibt viel zu lachen, weil dann natürlich allerhand Feilscherstories auf den Tisch kommen.

Um 22 Uhr verabschieden wir uns, weil ich endlich mal wieder früher ins Bett muss! Mache dann aber den fatalen Fehler, noch in WhatsApp zu schauen, meiner Family Bilder zu senden, Nachrichten zu beantworten und dann halt auch noch den WhatsApp Status zu befüllen. Das Licht geht aus nach 0 Uhr – seufz… ab morgen wird alles besser :-))).