Nach einem frühen Frühstück – wieder sehr lecker – treffen wir uns um 9:00 Uhr mit Toni. Der junge Mann ist genauso, wie ich ihn mir nach dem Bild vorgestellt hatte. Er kommt mit einer uralten Gurke von Auto, aber auch einer Gitarre im Gepäck.

Ganz entspannter Typ, der wenn ich mich nicht irre schon auf dem Hinweg eine Tüte raucht. Wir erkunden heute mit ihm die Ostküste und er lauscht erst mal interessiert unserer App-Geschichte. Ich hatte ihm gestern bereits einiges über WhatsApp geschrieben und er war begeistert. Nun will er Details wissen. Wir gehen heute an zwei verschiedene Strände, die direkt bei einander liegen sowie zwei andere Attraktionen an. Im Auto ist es trotz Klimaanlage irgendwie echt heiß, und ich ertappe mich dabei, dass ich mir die Rollerzeit von gestern zurück wünsche. Ich verkneife mir natürlich jegliche Bemerkung in diese Richtung. Als wir zum Diamond Beach fahren, bin ich aber ehrlich gesagt doch froh, dass wir diese Straßen nicht mit dem Roller fahren mussten. Und es sollte noch viel schlimmer kommen. Der Abstieg zum Diamond Beach ist wieder einmal – wen wundert’s – abenteuerlich. Als wir oben losgehen, denke ich mir noch so: Ist ja alles easy, keine Ahnung was die Leute immer haben.
Auf den letzten paar Metern weiß ich, was gemeint ist. Die Vorliebe, völlig unterschiedliche Stufenhöhen zu bauen, kenne ich ja schon. Nun reden wir aber von sehr schmalen und sehr hohen Stufen, die im 180° Winkel rum gehen, und als Sicherung nur ein einziges Seil haben das von irgendwo aus dem Felsen runterhängt. Uff! Also dieser Urlaub bringt mich ganz schön an meine Grenzen. Aber gut, nun bin ich einmal da, zurückgehen bringt ja auch nix. Toni springt die Treppen runter wie eine Gämse. Unglaublich. Unten angekommen erwartet uns ein hellgelber Sandstrand mit einer unglaublichen Kulisse. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist wirklich so. Nusa Penida hat so viel wunderschöne Natur zu bieten.
Wir bleiben eine Weile dort und erfrischen uns im Wasser, was auch wiederum nicht so ganz ohne ist, da relativ hohe Wellen mit einer sehr starken Strömung einhergehen. Toni rät uns, nicht zu weit raus zu schwimmen und wirklich nur in den ersten paar Metern zu bleiben, wenn wir überhaupt ins Wasser gehen wollen. Ja, wollen wir. Toni macht es sich indessen mit seiner Klampfe im Schatten unter einem Felsvorsprung bequem und begeistert die Drumrumliegenden mit seinen musikalischen Einlagen. Eine tolle Stimme! Und ein Repertoire von A bis Z :-).

Als wir die ersten paar Schritte ins Wasser machen wissen wir was er meint. Die Wellen werfen einen wirklich fast um, und wenn sie zurückgehen ziehen sie einen ordentlich mit. Außerdem schleudern sie einem wirklich große Steinbrocken an die Füße. Mehrfach. Morgen werde ich wieder mal grün und blau sein an den Unterschenkeln. Sehe ich jetzt schon. Am besten ist es, relativ schnell ins Wasser zu gleiten, dann kann einen zumindest an den Füßen nichts mehr umhauen. Jochen beschließt dann noch zu schnorcheln und wir folgen seinem Beispiel, als er uns nach seinem ersten Gang mit seiner Begeisterung ansteckt. Man sieht in der Tat unglaublich viele Fische dort. Ich glaube, wir sind die einzigen die Schnorchelsachen dabei haben. Wir übertreiben es nicht und wollen dann wieder raus, bevor wir uns vollends verbrennen. Just in dem Moment, als Jenny kurz vor dem Strand ihre Schnorchelmaske mit Schnorchel abziehen möchte, erfasst sie eine große Welle und reißt ihr die Ausrüstung schmerzhaft aus den Haaren. Die Sachen sind weg. Oh nein! So ein Mist. Jochen sucht sie noch, wird aber auch nicht fündig. In der Zwischenzeit braten Jenny und ich in der prallen Sonne und hoffen irgendwie, dass eine der Wellen uns die Ausrüstung wiederbringt. Irgendwann beschließen wir, sie dem Meer oder einem späteren glücklichen Finder zu überlassen. Wir sehen es positiv: Das Heimreise-Gepäck wird leichter. Also wieder zurück an den beschwerlichen Aufstieg und als wir oben angekommen sind, sind wir nassgeschwitzt, als würden wir gerade direkt aus dem Meer kommen. Wir brauchen jetzt erst Mal eine Stärkung und gehen mit Toni in ein ganz tolles Warung, von dem man aus einen Blick auf den Atuh Beach hat.

Das ist der benachbarte Strand, der etwas erschlossen, aber im Abstieg nicht weniger abenteuerlich ist als der zum Diamond Beach. Toni erzählt von Zeiten vor ein paar Jahren, wo es hier noch nicht mal richtige Stufen an den Strand runter gab. Zu dieser Zeit musste alles was man unten brauchte mit runtergeschleppt werden – an Felsen kletternd. Ich frage mich insgeheim, ob es da nicht Abstürze oder der gleichen gab. Wobei, wenn ich mir anschaue wie flink und tritt sicher die Menschen hier unterwegs sind, wage ich das fast zu bezweifeln – leichtsinnige Touris vielleicht. Wir haben echt keinen Bock mehr, da jetzt auch noch runterzukraxeln und schenken uns den Atuh Beach. Wir MÜSSEN ja auch nicht jeden Spot erfassen. Und so genießen wir einfach erst mal ein nettes Mittagessen in diesen typischen überdachten Hütten mit tollem Ausblick und einer herrlichen Brise, die unter dem Dach durchweht. Und wieder treffen wir zwei Mädels, die sehr interessiert an unserer App sind. Sie können uns weitere Sports aus Moldawien und Rumänien liefern. Ja herrlich! Gestern die Mädels, die uns Australien-Spots liefern, heute Moldawien und Rumänien. Das ist doch echt klasse, oder? Eine riesige MEISIGHT community baut sich gerade wie von selbst auf. Nachdem wir noch ein bisschen gesungen haben, brechen wir wieder auf, und gehen nun zu den Teletubbies Hills. Ja, ihr habt richtig gehört. Nachdem ich schon seit gefühlten 20 Jahren nichts mehr von Teletubbies gehört habe, gibt es hier also die Felsen davon. Echt witzig. Nie gehört von. Wir also hin, und tatsächlich: Mit Fantasie könnte man die Teletubbies Hügel aus der Sendung wiedererkennen.
Hier sind wir relativ schnell fertig, da Jenny seit dem Kampf mit der Welle am Diamond Beach Kopfschmerzen hat. Sie meint außerdem, einen leichten Sonnenstich zu haben. Das kann durchaus sein. Wir waren in der Mittagssonne dort, und seit die Welle ihr die Tauchersachen quasi aus den Haaren riss, hat sie Kopfschmerzen. Das Bild also schnell im Kasten geht es weiter an unseren letzten und spektakulärsten Spot heute: Das Banah Cliff. Ein noch sehr unentdeckter Ort, da er auch alles andere als leicht zu erreichen ist. Toni erklärt uns, dass während der letzten Viertelstunde oder so wir die Straßen Nusa Penidas in Originalform erleben können. Von gestern sind wir ja einiges gewohnt. Aber das heute toppt das ja echt noch mal. Eigentlich gleicht das eher einer etwas Geröllpiste. Teilweise Schlaglöcher bis sonst wohin. Und ich bewundere, wieviel der alte Klapperkasten so aushalten kann. Toni war schon häufiger hier, da er seine Kunden gerne an diesen Ort bringt, und auch selbst gerne hier ist um sich zu entspannen. Wir parken ganz oben auf einem großen Plateau. Toni bittet uns, nicht direkt an den Rand zu stürmen und runter zu schauen. Er möchte uns zu seinem Sport führen, von dem aus wir die perfekte Sicht haben. Es geht mitten durchs Gebüsch und dann eine – ihr erratet es schon – sehr sehr abenteuerliche Abstiegsmöglichkeit nach unten. Ich filme die ersten paar Meter, gebe das Handy dann aber an Jochen weiter, da ich mich wirklich mit beiden Händen auf den Abstieg konzentrieren muss. Im Gegensatz zu gestern, wo wir alle mit festem Schuhwerk ausgestattet waren, sind wir heute nur in Sandalen und Adiletten unterwegs. Also nicht wirklich geeignetes Schuhwerk für diese Kletterei heute.
Daher ist äußerste Vorsicht geboten, wer nicht weit weit runterstürzen will. Und da sind wir schon: Nachdem Toni mir gestern per WhatsApp bereits gesagt hatte, dass wir an das Banah Cliff gehen, habe ich mir das natürlich auf Instagram schon mal angeschaut. Und ja, es gibt bereits Bilder dort. Aber die halten sich doch noch zahlenmäßig sehr in Grenzen. Wundert mich auch nicht. Findet keine Sau, und wenn dann machen mit Sicherheit auch einige schon auf dem Weg kehrt. Der Spot ist ein Felsen, auf den man sich setzen kann und dann draußen im Meer im Hintergrund eben dieses Cliff sieht, aber seht selbst:
Hat sich gelohnt die Plackerei …
Von oben sieht man das herrliche Wasser unten und Toni erzählt uns, dass man an manchen Tagen von hier oben aus die großen Mantarochen sehen kann. Hier gibt es riesige Mantas, zu denen es direkt auch Ausflüge gibt. Man kann Taucher- oder Schnorchel-Ausflüge buchen. Gerade gestern war er bei einem Schnorchel-Ausflug, wo sie ganz viele gesehen haben. Aber er erklärt uns auch, dass es auch Tage gibt, wo man nicht einen einzigen zu Gesicht bekommt. Erinnert mich an unseren Schnorchelausflug von zwei Jahren nach Menjangan, wo wir hofften, Schildkröten zu sehen – und nix wars. Heute ist so ein Tag. Na gut, vielleicht müssen sich die Viecher nach den Schnorchel-Attacken auch ausruhen. Was wir hier aber dann zu Gesicht bekommen, sind Schildkröten! Von unserem Stand aus sehen sie sehr klein aus, aber Toni zeigt uns, dass sie bestimmt 1/2 m groß sind. Toll! Der Ausblick ist wirklich atemberaubend: Wir klettern dann wieder nach oben und als wir am Auto sind, sind wir alle schon ziemlich knülle. Toni schlägt noch vor, das wir im Secret Penida gehen, und dort was trinken und essen. Wir sind alle kaputt und vor allem total durchgeschwitzt in Kombination mit einem mittlerweile heftigen Sonnenbrand. Gestern noch mit Lichtschutzfaktor 50 eingecremt, heute dann nichts mehr. Schön blöd. Also erst Mal Zwischenstop zuhause, duschen, erfrischen am Pool und ausruhen, bis wir uns dann zum Abendessen mit Toni treffen. Das Secret Penida: Ein weiterer Spot, den wir noch direkt zertifizieren.
Ich versuche noch einen echt wichtigen Anruf nach Deutschland zu tätigen, scheitere aber erst Mal kläglich. Die Verbindung ist unter aller Sau. Wir brechen dauernd ab. Naja, am Ende haben wir es irgendwie geschafft. Jetzt aber nix wie Richtung Heimat und auf dem Weg noch eine Apotheke finden: Jenny leidet seit mittlerweile drei Tagen unter einer Nesselsucht, die mittlerweile ihren Hals bis zum Dekolleté ziert und sich immer weiter verschlimmert. Es juckt in einer Tour, und die Ausflüge in Salzwasser in Kombination mit dem Schweiß tun ihr Übrigens. Es wird Zeit, dass da mal was drauf kommt. Wir fragen uns also durch, und landen irgendwann vor einer Art Garage, die in zwei Hälften geteilt ist, mit ein paar Sitzbänken davor – das alles direkt an der Hauptstraße. Auf der einen Seite gibt es ein Regal mit allerhand Medikamenten und einer Theke davor, die zweite Hälfte ist durch Regale Patienten auf den Bänken halten sich zum Teil mit Tüchern Mund und Nase zu – dieser Tage will sich niemand anstecken. Die Dame nimmt uns direkt dran und ich erkläre, dass wir etwas gegen eine allergische Reaktion brauchen. Fenistil Tropfen sind hier natürlich kein Begriff. Die Lady ist nicht auf den Kopf gefallen und tippt fleißig in ihr Smartphone und hält mir dann eine Übersetzung hin. Wir sollten warten, da beim Doktor gerade Patienten drin sind. Jenny ist entsetzt und erklärt mir bereits, sie gehe hier auf keinen Fall zum Doktor. Ich schreibe also der jungen Dame zurück, dass ich nur ein Mittel gegen eine allergische Reaktion brauche, und wir nicht zum Doktor gehen möchten. Als ich ihr das Handy zurückgebe und sie das liest, schmunzelt sie und klärt uns aus: Momentan sei ein Patient beim Arzt drin und in diesem Raum befindet sich auch die Medizin die sie uns geben möchte. Daher bittet sie uns einen Moment zu warten. Aaaach sooo, jetzt habe ich’s verstanden. Der Gang zur Apotheke war eine weise Entscheidung, denn sie händigt uns nun eine Kortisonsalbe aus. Man kann viel wettern gegen Cortison, aber wenn’s nötig ist, dann hilft es. Hoffe ich mal. Mit 30.000 indonesischen Rupien sind wir dabei, das sind keine drei Euro. Alles fein. Und so starten wir unsere letzte Rollerfahrt nach Hause, wo wir uns noch ein kaltes Getränk gönnen und gemeinsam auf der Terrasse sitzen. Wir vereinbaren mit unserer Bungalowbesitzer, dass wir morgen bereits um 7:00 Uhr frühstücken möchten damit wir um 8:00 Uhr in Richtung Hafen losgehen kann. Er bietet uns an, uns mit seinem traditionellen Fahrzeug zu fahren. Das ist wie ein Pritschenwagen in dem man hinten offen auf Bänken sitzt. Sehr cool. Wir freuen uns. Die Familie hier ist wirklich sehr nett. Sie sind wirklich sehr bemüht hier. Ich denke, man muss immer überlegen, aus welchen Standard diese Menschen beziehungsweise die Ansprüche kommen. Kann man jetzt nicht mit westlichem Standard vergleichen und deshalb wahrscheinlich auch die vielen guten Bewertungen, denen wir uns direkt anschließen werden. Morgen möchten wir mit einem traditionellen Fischerboot übersetzen. Der Seeweg nach Nusa Lembongan sind vielleicht 10 Minuten. Das ist doch mal ein Abenteuer, also leider nicht mit diesen Katamaranen. Da passen circa 20 Mann rein. In diese kleinen Nussschälchen der Fischer hätten wir mit den Koffern sowieso nie rein gepasst. Für morgen habe ich uns einen kleinen Luxus gegönnt. Wir werden zwei Nächte im Royal Cottage auf Nusa Lembongan übernachten. Das ist toll! Nusa Lembongan und Nusa Ceningan sind so klein, dass man sie eigentlich an einem Tag erkunden kann. Toni hatte uns erzählt, dass dort ganz viele mit Golfcars oder Beach Buggies rumfahren. Na das wird ein Spaß! Das wollen wir unbedingt auch machen. Mehr dazu dann morgen Abend, wenn wir schlauer sind.
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