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Der Tag startet wieder mit Yoga und heute gibt es kein WLan im Yogaraum, als ich ankomme und schon alles für die Gruppe vorbereiten will. Gott sei Dank ist die erste Session noch in meinen Downloads, so dass wir es wieder schaffen, eine ganze Session erfolgreich zu absolvieren :-). Ohne Internet ist man schon echt aufgeschmissen.

Die Waage zeigt heute morgen 68,1, was ein echter Fortschritt ist – aber auch nicht verwunderlich angesichts meines aufgefallenen Mittagessens gestern… Das Ghee ist naja und ich halte auf dem Rückweg noch bei VJ, meiner Zimmernachbarin an und trinke meine obligatorische Kanne Ingwerwasser (bekommt man immer an den Gheetagen für den Vormittag, da ja erst Mal kein Frühstück) bei ihr im Zimmer und wir diskutieren weiter über Kinderarbeit, Kompensation von Flügen (ich hab es gemacht, sie hält aber nichts davon, weil das Geld meistens in die falschen Projekte geht) und über den Begriff „3. Welt“ der an sich ja schon abwertend ist. Irgendwann kommt Dr. Gopika zur Visite und ich sage ihr, dass die Räume schimmelig sind. Nicht als Vorwurf, sondern als Hinweis darauf, dass sie hier auf gar keinen Fall Allergiker reinstecken dürfen. Ich denke sie gibt das weiter. Wir haben es von ihrem wieder mal traumhaften Kleid und sie fragt mich, ob ich denn zu ihrer Hochzeit kommen würde. Also hab ich es nicht missverstanden – yeahhh! Sehr glücklich sage ich zu und erkundige mich bei der Gelegenheit, wie denn der Dresscode – gerade auch in Bezug auf die Braut ist. Die Braut trägt rot und die Gäste dürfen tragen, was sie möchten. Selbst rot ist total in Ordnung. Sie zeigt mir ein Bild, wo sie Gast auf der Hochzeit eines Verwandten war. Sie in rot und die Braut auch. Sie wohnt aktuell unter der Woche hier in einem Gästezimmer des Ayurmana und am Wochenende ist sie in ihrem eigenen Zuhause 5 Kilometer von hier. Ihr Zukünftiger ist im Moment in Kuwait und sie wird dort nach der Hochzeit einen Monat Urlaub machen. Für die Zukunft plant sie dann, dort zu leben. Sehr praktisch, dass es dort die einzige zweite Klinik dieser Heilerfamilie gibt :-). Dr. Gopika lädt mich dann noch zu einer Art Vorfeier ein, das lasse ich aber auf mich zukommen. Da wird irgendwas mit dem Gesicht gemacht – Masken oder so, damit die Braut und die Gäste hübsch sind? Ich hab es nicht ganz gecheckt :-))). Ich brauch unbedingt ein Kleid! Kaufe das jetzt aber noch nicht, weil sonst sieht es vielleicht nicht so gut aus, wenn ich weiter abnehmen sollte. Freu mich auf jeden Fall wie Bolle! Ich würde gerne wissen, ob andere Gäste auch eingeladen sind. Keine Ahnung. Wenn Marta geht, bin ich die „Älteste“ im Ayurmana – zumindest was die Aufenthaltsdauer angeht. Ach nee, Aman ist ja auch 6 Wochen hier und er kam 4 Tage vor mir. Nachdem mir Marta gestern noch den Tipp gab, einen Tempelbesuch für den freien Nachmittag am 24. anzugeben statt einem Strand werfe ich das dann auch noch ins Rennen. Na mal schauen, Dr. Maya muss das entscheiden.

Als die Reinigungscrew hier durchkommt, frage ich nach anderen Kisseninlets, weil die schimmelig müffeln und siehe da: Ich bekomme blütenweise neue oder zumindest extrem frische Kissen. Das auf dem Bauch legen mit muffigen Kissen ist nicht so angenehm gewesen ;-).

Mein Frühstück heute ist das gleiche wie gestern, nur, dass es dieses Mal keine holzigen Bestandteile im Curry hat. Sehr gut.

Das Mittagessen ist so lecker – heute sogar mal mit Bild – schwarze Kichererbsen. Wusste garnicht, dass es sowas gibt.

Danach hatten wir unsere wöchentliche Lecture mit Dr. Maya Gopinath. Heute ist auch der internationale Ayurveda Day, den es erst seit 2016 gibt und der von dem Ayurveda Ministerium (sowas gibt es hier) in Indien ausgerufen wurde. Aus diesem Anlass hatte Dr. Gopika heute morgen bei ihrem Rundgang gefragt, wer was vorsingen oder -tanzen möchte. Es haben sich tatsächlich drei gefunden. Bin beeindruckt. Und so starten wir die Session mit zwei traditionellen indischen Liedern und Rachel gibt auf ihrer Ukulele ein englisches Lied zum Besten. Danach geht es heute insbesondere um Essen. Die Session war so extrem interessant und ich bin sehr froh, dass Elisa gefragt hat, ob sie sich aufnehmen darf. Leider waren es dann nur die ersten 30 Minuten, so dass die Hälfte fehlt, aber ich hab noch einiges im Gedächtnis behalten. In Kombi mit der Aufnahme hab ich mal das Wichtigste zusammengefasst und werde das später noch in den Drive hochladen. Die Liste werde ich sicherlich nach und nach noch ergänzen.

  • Das Essen immer gut durchkauen – je mehr es eingespeichelt ist, desto weniger hat der Magen zu verarbeiten. 10 bis 20 Mal pro Bissen wäre super.
  • Finde deine richtige Portion. Die ist bei jedem Menschen anders, aber i.d.R. essen wir viel zu große Portionen.
  • Anstatt viel auf einmal zu trinken, lieber schluckweise über den ganzen Tag verteilt. Nicht zu viel auf einmal.
  • Es ist wichtig, eine regelmäßige Verdauung zu haben, ansonsten fault es im Verdauungstrakt und bläht einen auf.
  • Fieber, Durchfall und Erbrechen sind Entgiftungsmaßnahmen des Körpers.
  • Alle 14 Tage mit dem Mondzyklus (Tag 11 = Neumond und danach Tag 11 – Vollmond) fasten hilft enorm der Gesundheit. Das Fasten beginnt ab 6 Uhr abends des Vortages (also Tag 10) und endet um 6 Uhr morgens am 12. Tag. Das Fasten wird empfohlen für alle zwischen 8 und 80, ausgenommen Schwangere und Kranke. Das Fasten kann auf verschiedene Weise erfolgen:
    • Nur mit leichten Flüssigkeiten (Wasser, Säfte, Kräutertee)
    • Nur mit Früchten (aber keine Zitrusfrüchte) – Bananen sind hervorragend dafür geeignet
    • Eine leichte Mahlzeit am Tag (nur gegartes Gemüse)
  • Am besten in Ruhe essen – also still. Und dann auf das Essen konzentrieren. Ansonsten tendiert man dazu, zu schnell und zu viel zu essen.
  • Den eigenen Hunger und Appetit beobachten. Nicht zu festgelegten Uhrzeiten essen, sondern dann, wenn der Körper Hunger anzeigt.
  • Unsere Küche ist unsere Apotheke.
  • Immer frische Ware vor abgepacktem Essen bevorzugen.
  • Immer frisch kochen und auch gleich essen. Lebensmittel nicht vorkochen und aufwärmen.
  • Reis sehr oft waschen – mind. 6-7 Mal, da er mit Pestiziden und Insektiziden verseucht ist. Selbst ungespritzter Reis wächst auf Boden, der durch diese Mittel verunreinigt wurde.
  • So wenig Lebensmittel wie möglich mixen. Je einfacher das Essen gehalten ist und je weniger Vielfalt, desto einfacher ist es für den Körper zu verdauen.
  • Kurkuma ist Superfood. Täglich ins Essen integrieren und dann aber bitte frisch. 1 cm der Kurkumawurzel genügt pro Tag. Dem gemahlene n Kurkuma fehlen viele Inhaltsstoffe, weil die extrahiert und an die Pharmakonzerne verkauft werden. Was übrig bleibt, geht als Kurkumapulver in den Lebensmittelhandel.
  • Alle teflonbeschichteten Kochgegenstände aus der Küche entfernen. Diese sind IMMER toxisch – unabhängig davon, ob verkratzt oder nicht – und geben diese Toxine an die Lebensmittel ab.
  • Kein Aluminium im Zusammenhang mit Lebensmitteln verwenden. Weder Geschirr, noch Folie zum Einpacken, abdecken oder aufwärmen im Ofen. Alles sehr gesundheitsschädlich.
  • Stattdessen Pfannen und Töpfe aus guten Edelstahl oder Eisen verwenden. Tontöpfe und andere erdige Materialien sind auch sehr gut.
  • Und dann noch ein paar Do´s and Dont´s in Bezug auf Lebensmittelkombinationen:
    • Melone nie mit was anderem essen (also diese Parmaschinken/Melonenkombi ist nix), denn Melone sollte immer komplett separat gegessen werden.
    • Niemals Milch in Tee oder Kaffee! Pflanzliche Milch wie Hafermilch etc. ist in Ordnung.
    • Ingwer und Knoblauch niemals auf leeren Magen essen.
    • Niemals Milch mit sauren Sachen mischen (z.B. keine Milch mit Orangensaft)

Es gibt eine Menge an zu bevorzugenden Lebensmittelkombis und dann eben wie oben beschrieben die nicht guten. Frau Dr. Gopindrah will uns da was zusammenschreiben, aber ich dachte, ich sichere schon mal, was hängengeblieben ist ;-).

Es war total nett, dass sogar die Therapien spontan alle um eine halbe Stunde nach hinten verlegt wurden, so dass die meisten bis zum Schluss bleiben konnten. Zwischendurch bekamen wir – zur Feier des Int. Ayurvedatages – jeweils 4 kleine Shots bestehend aus Stachelbeersaft, Hibiskussaft, Hibiskussaft gemischt mit irgendwas und das 4. weiß ich nicht mehr :-).

Ich frage Dr. Gopindrah nochmals wegen morgen und unserem geplanten Ausflug, aber weil es mein letzter Gheetag ist, erlaubt sie es nicht. Der Körper hat mit dem Ghee sehr viel Arbeit und ich soll alles Anstrengende vermeiden. Nach der Komplett-Reinigung am Dienstag mittels Rhizinusöl wäre es besser. Na gut ….

Wir beschließen, dass wir 4 in unserem Gebäude (Shiba, Aman, VJ und ich) abends auf unserer gemeinsamen Terrasse das erste Mal zusammen dinieren.

Das ist zwar bissl tricky, weil so wenig Platz ist, aber wir bekommen das ganz gut hin und sitzen dann sehr lange noch zusammen und schwatzen. Mein Abendessen ist verglichen mit den anderen wieder eher spartanisch, aber lecker.

Eine richtig tolle Runde. Heute geht es um Geschichte. Alte Geschichte – und Genozide. Die passieren wirklich überall auf der Welt. Total interessant: Während VJ sehr wohl um Deutschlands Geschichte im 2. Weltkrieg weiß, sind Aman und Shiba total ahnungslos. Also kommt mir mein Geschichts-LK mal schnell zugute und ich kläre sie auf. In Indien muss in Kashmir was ähnliches passiert sein – nicht mit Gaskammern, aber auch ein Genozid. Ja, irgendwie ist es leider nicht so selten. VJ meinte nur – sie ist sehr gebildet – dass sie es sehr gut findet, dass wir uns so intensiv mit unserer Geschichte auseinandersetzen, sie es aber nicht gut findet, dass die Juden das Thema immer so hochhalten und quasi dauernd drauf rumreiten, zumal diese – ich glaub in Polen – viel viel früher dafür reingeholt wurden, um bei den Bauern die Steuern einzutreiben, weil das die eigenen Leute nicht machen wollten. Und dass sie da kein Erbarmen oder Mitleid gehabt hätten. Naja, das sind alles sehr schwierige Themen und ich stelle wieder mal fest, wie dankbar wir sein dürfen, dass wir leben, wo wir leben und wann wir leben.

Wir wenden uns dann irgendwann wieder fröhlicheren Themen zu, denn heute ist ein doppelter Feiertag für Indien. Aktuell finden in Australien die Kricketmeisterschaften statt und heute war das legendäre Kricketspiel zwischen Indien und Pakistan – also sehr explosive Mischung. Und erst sah es so aus, als würde Indien verlieren, aber dann haben sie doch noch gewonnen und alle sind happy hier :-). Kricket ist der Nationalsport und so wird überall geknallert und rumgehupt. An Divali wird eh geknallert, aber heute dann nochmal besonders.

Gegen 21:30 Uhr geht es dann wieder in die Heia, während die Knallerei draußen so langsam auch zur Ruhe kommt.