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Nichts Neues zu vermelden. Habe heute noch eine weitere Yogasession aufgenommen, da Shibu ja sowohl morgen als auch übermorgen Urlaub hat. Außerdem will ich zuhause ja auch nicht immer das Gleiche machen. Von daher macht das schon Sinn. Über GoogleDrive stelle ich das wieder allen anderen zur Verfügung. Der Wiegepart ist heute erfreulich, weil die Waage 68,6 anzeigt – gestern waren es ja überraschenderweise 69,2.

Meine Ruhepause nach dem Ghee (was heute ein extrem voller Becher war – bäh) bestand erst Mal aus viel Geschnacke :-). Ich lerne meine neue Zimmernachbarin kennen. VJ ist gebürtige Inderin, hat aber 6 Jahre in Grenoble gelebt und lebt nun seit vielen Jahren in den Niederlande. Sie ist eine tolle Nachbarin zum Diskutieren. Hat viel Ahnung von allem Möglichen und mag es, kontrovers zu diskutieren. Eine Powerfrau. Sie studiert auch gerade und beschäftigt sich da intensiv mit dem Thema CO2-Fußabdruck, hat durch ihren Umzug von Asien nach Europa natürlich auch sehr viele Sichtweisen, die unsereiner, der mal für 4 Wochen wo in Urlaub ist nicht hat. Wir kommen aus dem Reden kaum raus :-))). Den Rest der Zeit verbringe ich wieder Buchhaltung – seufz. Mein Frühstück ist heute in Bezug auf die Reissuppe sehr großzügig und ich bin pappsatt danach. Das Curry war irgendwie bissl komisch – ein Gemüse, das sehr holzig ist, so dass ich unentwegt damit beschäftigt war, das holzige Zeug wieder rauszupopeln. Aber trotzdem lecker und ich war satt. Man isst auch langsamer, wenn da noch Fummelarbeit dabei ist :-))). Mein Körper gewöhnt sich an das wenige Essen. Als Dr. Gopika kommt, teile ich mit ihr meine Bedenken bezüglich Jojo-Effekt, wenn ich wieder zuhause bin. Seit ich damals die 22 Tage Nullfasten betrieben habe, bis ich nur noch 45 Kilo wog, ist mein Körper gefühlt immer in Alarmbereitschaft, sobald ich weniger esse. Dann fängt er an zu bunkern, was das Zeug hält. Und ich werde definitiv mehr und anders essen, wenn ich zuhause bin. Da bin ich schon realistisch. Also eigentlich bin ich wirklich super ausgerüstet für Hungerkrisen. Werde die Letzte sein, die verhungert :-))). Weiß garnicht, ob ich das schon mal geteilt hab. Naja, das Thema beschäftigt mich halt schon. Marta hat das gleiche Thema – und sie lebt in Verona – inmitten von Restaurants und Co. und einer sehr geselligen Esskultur. Noch schwieriger glaube ich.

Porridgefrühstück an einem Gheetag

Relativ kurz nach dem Frühstück hab ich irgendwie das Gefühl, dass es mir schlecht wird. Nicht zum Übergeben schlecht, aber unwohl vom Magen her. Daher lasse ich den Lunch komplett sausen und lege mich stattdessen hin. Zumal das Frühstück heute eh erst um 11:15 Uhr kam, was den Abstand zum Mittagessen ja noch kürzer gemacht hätte. Ich schlafe eine Runde, bis mich Usha, die kleine Köchin mit einem vollen Tablett weckt. Sie ist besorgt, weil ich nicht im Yogaraum erschienen bin zum Mittagessen und ich erkläre ihr, dass ich garkeinen Hunger hab. Nur das kleine Tellerchen mit geschnittenen Gurken nehme ich vom Tablett, der Rest geht zurück. Bisschen riskant, weil das Abendessen teilweise erst um 19:30 Uhr kommt, aber ich fall schon nicht vom Fleisch.

Heute ist ein total verregneter Tag. Hoffentlich hört es später auf, sonst wird es schwierig mit der 17 Uhr Walkingrunde. VJ würde gerne in den kleinen Ort gehen, in den man von hier aus laufen kann, weil sie ein paar Sachen braucht. Ich stelle fest, dass es wohl allen so ergeht wie mir: Man kommt her mit T-Shirts und bequemen Hosen (was gut ist), stellt dann aber fest, dass die öligen Anwendungen einem total die Klamotten versauen. Ich biete ihr einen meiner Munds an (die indischen Tücher, von denen ich mir zwei gekauft, aber bislang nur einen benutzt hab). Aber sie hat jetzt zwei Garnituren zum Einsauen reserviert, die sie einfach wegwirft, wenn sie dann hier nach 4 Wochen fertig ist.

Während meiner täglichen Anwendung donnert es sogar draußen. Immer wieder bricht dann aber doch mal wieder die Sonne durch. Ich frage Wanda, meine Lieblingstherapeutin, ob sie ihren Haaren denn auch manchmal so eine Ölbehandlung gönnt und sie erklärt mir, dass sie das einmal im Monat mit einem Öl namens Amla macht. Als ich es google später lese ich, dass man es 2-3 Mal die Woche auf dem feuchten oder trockenen Haar anwenden, einmassieren und für 1-2 Stunden einwirken lassen kann, bevor man es ganz normal mit Shampoo wieder auswäscht. Soll Haarbruch verhindern und nachweislich wirksam sein gegen Haarparasiten und Haarpilze. Gut, dass ich nichts davon hab. Das Öl gibt es auch bei Amazon sehe ich. Ist vielleicht ein schönes Ritual, das ich zuhause einführen kann. Ich könnte meiner Family ja die Kopfmassage angedeihen lassen, die ich täglich bekomme. Das ist schon was Schönes muss ich sagen – und wenn´s dann noch schee macht :-))).

Heute bekomme ich Besuch von einem ganz besonderen kleinen Gast. Ein Streifenhörnchen läuft auf dem Dach vor meinem Fenster rum und lugt sogar ganz neugierig zu mir rein. Wie süüüß das ist! Ja, es sind die kleinen Dinge, für die man hier ein Auge hat, weil es einfach auch wenig Ablenkung gibt. Wobei ich denke ich eh recht achtsam durch die Welt laufe.

Es regnet immer noch und als wir gerade diskutieren, woher wir einen weiteren Schirm für unseren Spaziergang bekommen, läuft uns Dr. Gopika über den Weg, die mir ausdrücklich untersagt, rauszugehen. Ich weiß ja, dass ich während Snehapana (während der Gheetherapie) nicht raus soll wenn es sonnig, windig und/oder regnerisch ist. Wie doof! Ich hatte mich mit VJ doch für die „Stadt“ verabredet. Bei der Gelegenheit frage ich Dr. Gopika aber gleich mal danach, ob wir am Montag den Nachmittag therapiefrei bekommen können. Es ist der Höhepunkt von Divali und ich würde doch sogerne sehen, wie das gefeiert wird. Shiba hat vorgeschlagen, dass wir ja nach Keralam Beach gehen können. Dort ist auch eine Mall und wir bekommen bestimmt etwas von Divali mit. Eine Mall brauche ich eigentlich nicht, auf der anderen Seite ist jede Abwechslung natürlich schon und ich möchte mir ein indisches Gewand kaufen. Ich fahr ja total ab auf den Fummel hier. Dr. Gopika sieht immer aus wie eine Prinzessin – unter ihrem weißen Doktortitel trägt sie so hübsche Kleider, also außergewöhnlich hübsche Kleider, so dass ich mir jeden Tag denke, wie unfassbar toll sie aussieht. Dazu noch die langen glatten glänzenden schwarzen Haare. Also sie ist das indische Pendant zu Jenny würde ich sagen. Perfekte Schönheit – die ja immer im Auge des Betrachters liegt 😉 – da ich im Herzen ja auch Prinzessin bin, möchte ich unbedingt für zuhause auch so ein Kleid. Aber sie macht uns wenig Hoffnung. Es wäre mein letzter Tag Snehapana bevor dann am Dienstag der Abführtag ansteht. Da können wir nicht gehen, da werde ich auf dem Klo hocken. Sie verweist auf Dr. Maya (Dr. Gopindrah – der Einfachkeit halber nennen sie alle nur Dr. Maya). Sie ist die Senior Ärztin hier und hat das letzte Wort. Ich mache mir wenig Hoffnung irgendwie. Aber wir werden sehen. Da ich es jetzt unmittelbar vor 17 Uhr verboten bekommen habe, können wir natürlich unmöglich gehen. Die anderen wollen aber auch alle aufgrund des Wetters nicht. Also sitze ich mit VJ, Aman und Shiba auf unserer kleinen Terrasse und wir reden – es ist so schön, mit so unterschiedlichen Menschen zusammen zu sein. Ich liebe das ja sehr. Marta ruft mich an und fragt, ob ich zum Kartenspielen in ihr Zimmer kommen möchte und dort auch zu Abend essen. Hab mit VJ aber schon ausgemacht, dass wir auch das Dinner in unserem 4er Gebäude ab sofort gemeinsam auf der Miniterrasse einnehmen. Sie ist aber eh müde und so gehen Aman und ich zu Marta, während Shiba und VJ ihre Diskussion dann auf Hindi weiterführen.

Der Abend bei Marta ist echt lustig. Sie bringt uns ein Kartenspiel namens Macciavelli bei, das unserem Rummy Cub entspricht. Wir spielen eine offene Runde, da die Inder das Spiel garnicht kennen und dann kommt schon das Abendessen. Rachel ist auch noch dabei und so haben wir zwei bescheidene Essen (Martas und meines) und zwei volle Tabletts für unsere beiden Spargel – die dann beide noch immer Hunger haben und nach einer zweiten Portion fragen. Marta sagt ihnen, sie hasse sie zwar dafür (lachend), aber klar, sie sollen sich ruhig nochmal was geben lassen. Rachel möchte nochmals drei (3!!) von diesen Pfannkuchen und ich denke mir, dass ich sie vielleicht darauf hinweisen sollte, dass hier alles frisch gemacht wird und die Köchinnen irgendwann auch gerne Feierabend hätten. Das mache ich dann auch wirklich. Als Aman und ich nach dem Essen schnell auf unsere Zimmer gehen, um unsere Abendmedizin einzunehmen, holen wir auf dem Rückweg zur Spielerunde in der Küche noch eine Thermoskanne voll Kräutertee ab – nix Chips und Cocktails hier – Kräuterwasser ist die Partydroge der Wahl ;-)). Prasana steht am Herd und sagt uns, es dauert noch ca. 10 Minuten, bis die Cabatta fertig sind. Mir tut das sehr leid, denn es ist mittlerweile schon echt spät! Also richte ich das Rachel aus und frage, ob sie das nächste Mal nicht direkt in die Küche gehen und fragen will, was denn noch verzehrfertig da ist, weil die Köchin jetzt extra nochmals für sie kochen musste. Das ist ihr super unangenehm – sie hatte da einfach nicht drüber nachgedacht und sie bedankt sich x Mal, als Prasana schließlich mit einem weiteren Tablett auftaucht. Auf jeden Fall ist es echt witzig: Wir haben zwei im Raum, die essen können wie die Scheunendrescher und immer nochmal Nachschlag brauchen, weil sie sonst nicht satt werden und zwei, die das Essen nur angucken und zunehmen. Naja, geteiltes Leid ist halbes Leid und über dieses Thema kommen wir zu den ayurvedischen Konstitutionstypen Vata, Pitta und Kapha. Meine mittlerweile sehr indienerfahrene Marta kann hier natürlich auch wieder mit tiefem Wissen glänzen und prognostiziert unsere Typen. Sie und ich sind wohl eindeutig mehr Kapha meint sie. Also jeder Mensch besteht aus allen drei Typen, sagen wir mal zu je 30% – und die letzten 10% machen dann eine Ausprägung in ein oder zwei Typen aus. So erklärt sie es uns zumindest. Ich muss mal bei Gelegenheit die Ärztin fragen. Vielleicht eher Richtung Ende der Ayurvedakur. Dann kann sie meinen Typ besser einschätzen.

Unsere 4er Runde wird ergänzt durch die beiden Schwestern Lavi und Jari und es wird eine lustige Runde. Also Räuberromme, bei dem dann alles zerpflückt werden darf, kenne ich ja, aber Marta treibt da doch recht seltsame Blüten. Anstatt im Kopf alle Möglichkeiten durchzuspielen, macht sie das direkt am Tisch, reist tausend Kombinationen auseinander, um nach 5 Schritten festzustellen, dass es so doch nicht geht. Erstaunlicherweise schafft sie es dann immer wieder, das Originalbild wieder herzustellen. Und oft genug auch, das Spiel dadurch zu beenden :-)). Das macht sie dann – weil sie natürlich als Erste fertig ist auch mit allen anderen als direkte Unterstüzung, so dass sich die Runden doch ganz schön ziehen. Irgendwann klopft es und Marta bekommt vor unser aller neidischen Augen ihre 10 minütige Fußmassage. Die Therapistin kommt im rosa Schlafanzug – denke ich mir zumindest und bestätigt mir dann später auch Marta – weil sie ja nicht damit gerechnet hat, dass hier noch eine große Runde versammelt ist. Marta wird dieses Privileg zuteil, weil sie schlecht einschlafen kann und ich überlege mir erneut, ob ich nicht vielleicht auch Einschlafprobleme habe :-))). Aber nein, alles gut. Bin ja froh, dass ich keine hab.

Aman erstellt eine Whatsapp Gruppe mit uns allen, weil wir feststellen, dass es irgendwie toll wäre, wenn wir das einmal jährlich machen könnten und uns dann absprechen, so dass wir uns hier treffen. Eine tolle Idee, wobei ich Indien aber auch mal für Sightseeing erleben möchte und nicht immer nur zum Reinigen. Dafür ist das Land zu groß und zu schön :-). Aman und Shiba haben eh schon festgestellt, dass ich eigentlich Inderin bin: Mit meiner Agnihotra Zeremonie, meinem Ghee, das ich selber mache und dem indischen Kochen passe ich gut hierher – finde ich auch :-).

Aman bietet mir zum Abschied seine Hilfe als Spiderman an, falls mein ungeliebtes Haustierchen sich wieder einfindet, aber ich kann sie nicht entdecken – und suche auch nicht allzu eifrig danach ;-).