Nun komme ich also endlich mal dazu, meinen Blog forzuführen. Gut für meine Leser, schlecht für mich, denn das heißt, dass ich sonst nichts anderes zu tun habe ;-). Ist auch so, dazu aber später mehr. Heute ist schon der 24.10., nur noch 2 Tage bis zu meinem Rückflug, deshalb möchte ich meinen Blog nun auch auf Vordermann bringen ;-).
Die Zeit im Ayurmana ist wie im letzten Jahr auch rasend schnell vergangen. Nachdem ich ein paar Tage Villa für mich alleine und die volle Ruhe genießen durfte kamen weitere Patienten. Erst Aji, ein Geschäftsmann hier aus Kerala, dann Prashanth, ein junger Geschäftsmann aus Madurai, der mit seinen Eltern dort ein großes Unternehmen für Düngemittel hat, danach ein Pärchen aus Kalkutta mit ihrem 30 jährigen Sohn aus Nepal. Auch alles selbständige Geschäftsleute. Bis auf die Mutter, die nach eigenen Aussagen in einem goldenen Palast eingesperrt ist – wir kamen da drauf, weil ich von den Palästen in Rajasthan (die ich ja noch nicht in echt gesehen habe) und meinem innigsten Wunsch, einmal Prinzessin / Hausherrin in einem solchen zu sein mit Personal für alles – hahaha. Weiß doch auch nicht, wo dieser Wunsch herrührt. Entweder ich hab gute Erinnerungen an so eine Position in einem anderen Leben oder ich gehörte den sogenannten „Kolonialherren“ an, was ich aber nicht hoffe. Dass ich schon mal in Indien gelebt habe, steht für mich fest. Fühlt sich zu heimisch hier an.
Ich hab auf jeden Fall wieder viel gelernt von all meinen Mitbewohnern. Auberginen sind mega gespritzt zum Beispiel – ohne Ausnahme. Das Gleiche gilt für Mandeln, weshalb man sie hier nicht einfach so mit Schale isst, sondern immer für ein paar Stunden in Wasser einweicht (das erweckt in der Mandel den Wunsch nach Keimung, was wiederum viele neue Nährstoffe produziert) und dann pellt und ohne Schale verzehrt. Ihr wisst ja, bei mir werden sie noch in Honig ertränkt, bevor ich sie mit vollem Genuss und in immer größer werdenden Mengen esse – hihihi.
Während Ali recht ruhig war, ist Prashanth sehr kontaktfreudig und wir führen nette Unterhaltungen. Er bringt mich auf die Idee, zu einem Nadi- Reader zu gehen. Das ist ein Palmblattleser. Ich bin Feuer und Flamme! Von diesen Palmblattbibliotheken habe ich schon vor Jahren gehört und fand sie extrem faszinierend. Für mich steht fest: Da muss ich hin. Wir suchen gemeinsam nach Adressen, aber es stellt sich heraus, dass ich bei allem ein Haar in der Suppe – bzw. im review – finde. Das Ganze läuft ja wie folgt ab: Man gibt dem Nadi-Reader seinen Daumenabdruck und dann sucht er unter all den Palmblattbündeln, das heraus, das mit diesem Muster übereinstimmt – das ist eine endliche Anzahl. Jeder Daumenabdruck ist zwar individuell, aber alle lassen sich in eine von 108 Daumenkategorien einteilen. Ist die erst Mal bestimmt, sucht der Nadireader alle Palmblätter dieser Kategorie durch auf der Suche nach meinem. Manchmal finden sie ihn, manchmal auch nicht. Bezahlt werden muss in der Regel immer – klar: Die Arbeit machen sie sich ja.
Ich lese also viel über Betrug und Schummeleien und gehe am Ende zu keinem Nadi-Reader. Obwohl es schon schade ist – stelle ich jetzt gerade fest, als ich das schreibe – und texte meiner aktuellen Vermieterin Nisha, ob sie evtl. jemanden hier in Trivandrum kennt, der das macht :-). Die Nadi-Reader stellen dir dann ganz viele Ja-Nein-Fragen, wie z.B. du hast 2 Geschwister, deine Mutter heißt Rosemarie, du bist in der und der Branche tätig etc. – jedes Mal, wenn du mit nein antwortest, legen sie das Palmblatt beiseite und widmen sich dem nächsten (weil es das letzte ja nicht war). Haben sie dann das richtige gefunden, können sie dir daraus alles Mögliche rauslesen. Von deiner Vergangenheit (auch über vorherige Leben) bis hin zu Zukunftsprognosen. Prashanth meinte, er sei vor 2 Jahren da gewesen und es habe sich bis jetzt alles erfüllt, was ihm prophezeit worden war. Self-fullfilling prophecy? Ich weiß auch nicht. Lese dann wieder darüber, dass es eigentlich nicht so toll ist, wenn man seine Zukunft schon weiß. Bin mir auch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Also wenn der Nadireader mir z.B. sagen würde, dass ich in einem goldenen Palast leben werde, dann würde ich mich trotz dieser tollen Neuigkeit ja sofort fragen, wie es dann um meine Familie und meine Freunde und meinen Wohnort bestellt ist. Denn das mein goldener Palast mit all meinem Personal nicht in Bad Schönborn stehen wird ist auch klar. Und im Falle der Nadi Reader liest etwas nicht so Tolles für die Zukunft, dann umschreiben sie das zumindest so, dass man die Hoffnung nicht verliert. Naja ich weiß auch nicht. Sollte Nisha ganz zufällig (gibt keine Zufälle) jemanden kennen, der mir hier innerhalb der nächsten 2 Tage noch ein Reading gibt, dann mach ich es – ganz ohne Erwartungen. Und wenn nicht, dann soll es auch nicht sein.
Die Familie, die aktuell noch in „meiner“ Villa ist, hat ein familiengeführtes Stahlunternehmen in Nepal, dem ihr Sohn für 7 Jahre vorstand. Jetzt möchte er sich aber mit der Produktion von Kloschüsseln ein neues Business aufbauen, weil Sanitärware bislang importiert wird. Ist also der Firstmover in Nepal. Er will mir in 8-10 Monaten eine Kloschüssel nach Deutschland schicken – ist dann sein erstes Exportmodell – hahahaha … ihr sehr also: Ich habe hier durchaus sehr interessante Begegnungen :-). Und mit der Familie fangen auch die allabendlichen Kartenspiele wieder an, die ich sehr genieße. Auf jeden Fall sind es alles ausnahmslos reiche Inder, die zu mir in die Villa einziehen. Also wirklich reich … und ich beobachte und lerne … stelle aber auch fest, was und wer ich NICHT bin. Der Umgang mit dem Personal ist für mich mitunter sehr befremdlich. Von oben herab und sehr bestimmend – ich bin mir zu 100% sicher, dass ich selbst als reichste Frau der Welt mit Personal für alles trotzdem immer nett und sehr respektvoll wäre – egal, ob es nun eine Putzfrau oder ein Geschäftsführer ist. Ich mach da keine Unterschiede. Aber gut; Andere Länder, andere Sitten.
Die Therapien sind hier dieses Mal anders als beim letzten Mal. Besonders toll: Ich bekomme eine ganze Woche lang Stirngüsse. Erst mit Buttermilch und dann mit Öl. Wobei ich die mit Buttermilch entspannter fand, weil ich dabei fast immer weggedämmert bin. Das ist ein wirklich ganz herrliches Gefühl, wenn dir eine halbe Stunde lang die warme Flüssigkeit in einem dünnen Strahl von rechts nach links und wieder zurück auf die Stirn geträufelt wird. Bei der Anwendung mit Öl wringt mir Drisya, meine Therapeutin alle paar Minuten die Haare aus – und zwar so, dass meine Entspannung dahin ist. Macht aber nix. Trotzdem toll.


Eine weitere tolle Anwendung ist Podli (Stempelmassage), wobei in dem Stempel Reis drin ist. Der Podli wird dann in heiße Milch getunkt und danach auf meinen eingeölten Körper gestempelt. Der Reis wurde am Vortag für 6-8 Stunden weich gekocht und danach mit medizinischen Kräutern vermischt in einem Baumwolltuch in die typische Stempelform gebracht. Die Kombi aus Reis und heißer Milch macht das Ganze sämig-schleimig und ich fühle mich wie ein Kind, nachdem es im Matsch gespielt hat. Es gefällt mir total gut und meine Haut fühlt sich danach richtig toll an. Diese Anwendung ist speziell bei Hautproblemen sehr bewährt.
Ich bekomme außerdem warmes medizinisches Ghee in die Nase geträufelt und danach meine Nase mit den davon abgehenden Kanälen massiert, was eine Reinigung derselbigen zur Folge hat. Ich hab ja nix mit der Nase, aber ich freu mich immer über neue Sachen. Und hab den ganzen Tag den leckeren Ghee-Geruch in der Nase – hihi.
Ich frage Dr. Maya, ob es auch eine Reinigung für die Augen gibt, aber dafür haben wir keine Zeit mehr. Es gibt eine Therapie, die sehr sehr gut für die Augen sein soll, bei der man 5 Tage im komplett Dunkeln verbringen muss, gefolgt von 3 Tagen, an denen sich die Augen langsam wieder an die Heliigkeit gewöhnen müssen. Gitesh und Luis haben das beide durchgemacht – muss wohl eine sehr extreme Erfahrung sein. Luis meinte, er dachte er würde verrückt werden … 5 Tage lang absolute Dunkelheit. Die Fenster werden komplett dichtgemacht und zu den Therapien geht es mit verbundenen Augen. Ich glaube nicht, dass ich verrückt werden würde. Habe gemerkt, dass ich meine Zeit für mich wirklich brauche. All die Jahre war mir das nicht klar – meine fehlende Energie (die nur ich gespürt hab) kam aber sicherlich daher, dass ich mir viel zu hochwertige Ruhe gegönnt habe. Also wir reden hier nicht vom Ruhen auf der Couch und Netflixen, sondern auch geistiger Ruhe. Und der würden 5 Tage Dunkelheit und keinerlei Ablenkung auch gut tun. Dr. Maya plant das für das nächste Mal ein. Bin mal gespannt. Hab ja nichts mit den Augen außer dem normalen altersgemäßen Verschleiß, der durch überdurchschnittlichen Handygebraucht dramatisch beschleunigt wird.
Meine Gewichtsabnahme hat sich mittlerweile dank meines ausufernden „außer der Reihe essen / cheaten“ bei 56 eingependelt. Hab auch mal die 55, 6 gesehen, aber ich denke, ich bin gut, wenn ich 57 als meine künftige Obergrenze markiere. So wie ich das letzte Jahr nach Ayurmana die 63 als Grenze gesetzt hatte. Wann immer ich auf der Waage die 63 gesehen habe, hab ich sofort einen Obsttag (mit einer einzigen Sorte Obst) eingelegt. Also einen Apfeltag oder einen Melonentag oder so. Das hat sehr gut funktioniert. Nun ist die Grenze also 6 Kilo drunter. Nach den ersten 2 Wochen war ich etwas entsetzt, wie ich aussehe, wenn ich mich nach dem Duschen im Spiegel betrachtet habe, weil durch den schnellen Gewichtsverlust alles runterhing. Bauch, Oberschenkel und vor allem Brüste. Katastrophe! Nach 6 Wochen Yoga und täglich zwei Massagen hat sich das aber ganz gut reguliert. Nciht vollständig, aber ich würde jetzt diurchaus wieder in die öffentlíche Sauna gehen :-). Sauna! Darauf freu ich mich schon wieder! So ein schöner Tag im Spa des Europabades ist wie ein kleiner Urlaub – mal schauen, wann wir das wieder machen.
Ich bin viel auf Achse und witzigerweise bin ich – trotzdem ich nicht direkt auf dem Ayurmana-Gelände bin – wieder die, die mit allen vernetzt ist. Meistens drehe ich meine Runde – Viji sagt immer, Dr. Alex dreht ihre Runden bei allen Patienten – hahahaha – nach der abendlichen Meditation. Muss dann sowieso in die Küche und meine Essenswünsche für den nächsten Tag mitteilen und auf dem Weg mach ich eben Halt bei allen Zimmern und halte ein Schwätzchen. Neben Viji ist mir dieses Mal vor allem Meena sehr ans Herz gewachsen. Sie und ihr Mann Gitesh sind noch etwas länger hier als ich. Während Gitesh im Dunkeln sitzt und seine Augen erholt, beginnen wir unsere Spaziergänge nach Pothencode und kaufen Relaince Trends leer. Während Viji immer meine Stimme der Vernunft war („You are nuts“ war ihr Ausspruch, wenn ich was gekauft hab) ist Meena das Gegenteil. Der kleine Teufel in meinem Ohr, der zum Kaufen animiert – hahahaha. Wir entdecken, dass wir pro 6000 INR Kaufsumme 2000 INR Rabatt bekommen, was uns natürlich immer zu größeren Käufen veranlasst. Meine einzige Begrenzung ist mein Gepäck. Bin nun um einige schöne indische Kleider reicher und außerdem hab ich mehrere ganz dünne Baumwollhosen mit Gummibund und zwei handgenähte Sariblusen, die ich zu High-Waist-Skinny-Jeans und meinen Baumwollhosen anziehen will reicher. Die Kleider werde ich zuhause tragen – fühle mich einfach besonders schön darin – und mehr Gründe brauche ich nicht, sie zu tragen, oder?









Habe mir außerdem für das nächste Mal Backpacking aus einem ganz dünnen bunten Stoff einen Wickelrock anfertigen lassen, zu dem ich alle Farben von Oberteilen kombinieren kann. Zwei der Gummizughosen hab ich ebenfalls ändern lassen in welche mit einem integrierten Stoffgürtel anstatt de mGummizug. Einfach weil die schneller trocknen. Der Gummizug braucht immer ewig. Bld fürs Backpacking, wo die Sachen idealerweise über Nacht unterm Deckenventilator trocknen sollen. Ihr seht also: Ich bereite mich schon auf weitere Abenteuer vor.
Da ich ein 5-Jahres-Visum habe, möchte ich ab sofort jeweils 2 Wochen vor meine Ayurvedakur packen, in der ich mich dann EINEM Gebiet / Staat widme. Mache das denke ich von den Flugpreisen abhängig. Ich hab auf jeden Fall Einladungen für Aufenthalte in Nepal, Kalkutta und Mumbai. Dort kann ich jeweils für ein paar Tage im Haus von Freunden leben und das als Ausgangspunkt für Erkundungen nutzen. Sehr schön :-).
2 Wochen vor meinem Ende der Kur kommt Premumol als weitere Therapeutin dazu, die total goldig ist. Sie ist auch hier aus Kerala und geht im Dezember für 2 Jahre nach Kuwait in das dortige Ayurmana. In Kuwait ist es nur ein Tages-Wellnesstempel und kein Hospital mit Übernachtung. Was mich schockiert: Sie hat zwei Jungs – Zwillinge – im Alter von 5 Jahren, von denen sie sich bereits für die nächsten Jahre verabschieden musste, da die Familie 4 Stunden. entfernt von Trivandrum lebt. Sie hat fürchterlich Heimweh nach ihrem Mann und ihren Kindern und fühlt sich inmitten all der jungen Therapeutinnen, die bis auf Drisya allesamt aus Meghalia kommen und hier in einem 10-Betten-Zimmer hausen nicht besonders wohl. Kann ich total nachvollziehen. Sie wird also zu mir in die Villa abgeordnet und fühlt sich da sichtlich wohler. Sie ist eine ganz empfindsame und liebevolle junge Frau, die sehr gebend ist. Ich weiß, dass sie oft weint, weil sie mir das erzählt hat. Mag mir garnicht vorstellen, wie das erst wird, wenn sie den Flieger nach Kuwait besteigt. Jetzt ist sie ja immerhin noch im gleichen Land wie ihre Family. Sie verdient dort mehr, aber als sie mir die Zahlen nennt und dass sie den Flug und das Essen dort selbst bezahlen müssen und ich schnell überschlage, stelle ich fest, dass das Ganze eine ziemliche Milchmädchenrechnung ist – also gemessen an dem emotionalen Stress dem sie sich damit aussetzt. Insbesondere wenn ich das Trinkgeld dazureichne, das sie insbesondere von den ausländischen Patienten in einer Klinik, aber wohl eher nicht von den reichen kuwaitischen Damen, die als Tagesgäste kommen bekommt. Weiß es aber nicht. Wenn ich mir aber überlege, dass der durchschnittliche Lohn als Therapeut bei rund 15T INR im Monat liegt und die meisten Gäste – die ich kenne – ihren Therapeuten zwischen 500 und 1000 INR geben, dann kann ich mir gut vorstellen, dass sich das Gehalt in machen Monaten sehr deutlich erhöht. Naja, ich sage dazu nichts zu ihr, denn es geht mich nichts an. Kann nur für sie da sein solange ich hier bin.
Drisya hat an meinem letzten Tag im Ayurmana Geburtstag und ich organisiere eine Torte für sie. Klar, dass ich vorher erst mehrfach die verschiedenen Tortenarten hier probieren muss. Meena und manchmal Viji begleiten mich auf meinen Cheat-Touren in die Bäckereien, bleiben aber standhaft, während ich mich durch ButterScotch und Red Velvet durchfresse – hihihi. Mein Gewicht pendelt sich infolgedessen auch jenseits der 56 Kilo ein und ich akzeptiere, dass mir der Genuss des Essens einfach wichtiger ist als dauerhaft die 55 Kilo zu erreichen und zu halten. Ist alles eine Frage der Prioritäten. Meine liegen inmitten der Sahnetorten – wobei ich sowas zuhause eigentlich garnicht esse. Hier hab ich aber richtige Gelüste darauf. Aber ich hab ja gelernt, dass mein Körper mein Tempel ist und ich ihm täglich huldige – mit Yoga und gesunder Ernährung, wenig Stress und viel Spaß und hin und wieder eben auch mal mit herrlichem Über-die-Stränge-schlagen, was ein gesundern Körper auch durchaus verkraften können sollte ;-).






Ich organisiere wieder schöne Geschenke für all meine Lieben hier. Bin dieses Mal besonders glücklich über meine Wahl:
- Drisya bekommt meinen neuen Sari, den ich nur für die 4 Stunden auf der Hochzeit getragen hab, inklusive der Bluse und dem Petticoat – außerdem noch Geld und einen persönlichen Brief. Als sie mir das Bild schickt, wie sie darin aussieht, muss ich sagen; Er steht ihr noch wesentlich besser als mir:



- Prenumol habe ich ein Dankbarkeitstagebuch gekauft, weil ich denke, dass es wichtig für sie sein wird, dass sie die Tage mit einem positiven Impuls startet anstatt in ihrer Traurigkeit zu versinken. Auch sie bekommt noch Geld und einen längeren persönlichen Brief dazu.
- Für Vipin, unserem Chef de la cusine habe ich ein Gitarrennotenbuch mit den bekanntesten Hindisongs gekauft. Zusammen mit Geld und ebenfalls einem Brief – er hat sich immer sehr ins Zeug gelegt und das Essen mit kleinen Extras besonders gemacht. Mal finde ich Cashews in meinem Porridge, mal ist es eine Rose aus Tomaten – sehr niedlich. Da ich weiß, dass er letztes Jahr mit Gitarrespielen angefangen hat und außerdem Hindisongs liebt, ist es das perfekte Geschenk. Er verspricht mir, dass er mir nächsten Mal einen Song vorspielt. Süß.

- Für Konkga, eine junge Therapeutin, die ich nur ein paar Tage hatte, die aber am besten von allen war habe ich eine Spielesammlung und einen Zauberwürfel organisiert, weil ich von ihr weiß, dass die Mädels abends in ihrem 10-Betten-Zimmer ohne gemeinsamen Tisch sitzen und keine Spiele haben – jede sitzt an ihrem Handy oder sie schwatzen. Denke, mit den Spielen können sie da ein wenig Abwechslung reinbringen. Auch wenn sie auf dem Bett spielen müssen.
- Madhu, der Caretaker; Asha, die Reinigungsfrau und alle anderen in der Küche bekommen „nur“ Geld,
Der Abschiedstag wird von meiner Seite aus nicht so wehmütig wie letztes Jahr – ich denke, dass ich im letzten Jahr vor allem auch gelernt habe, mich nicht zu sehr an Menschen zu hängen. Prenu kommt zu mir und bittet mich um 5 Minuten in meinem Zimmer, wo sie sich dann unter Tränen verabschiedet. Sie ist sehr sehr emotional – ich wusste dass das so kommen würde. Beide – Drisya und sie – sagen mir schon seit Tagen, dass sie mich schrecklich vermissen werden. Beide haben die Villa bislang nur mit mir kennengelernt. Ich glaube auch, dass ihnen ohne mich erst Mal was fehlen wird, weil ich immer der verbindende und „nette“ Part unter all den Patienten dort war. Aber das gibt sich nach ein paar Tagen auch wieder. Ich umarme Prenumol so gut ich kann, bin allerdings noch ringsum eingeölt, kann sie daher nur verhalten drücken, um nicht ihre Kleidung zu verölen. Aber am liebsten hätte ich sie ganz feste in den Arm genommen. Ich glaube, sie braucht generell viel Körperkontakt. Klar: Vom liebevollen Umsorgen von Ehemann und zwei kleinen Kindern zu dann hier kein Kontakt ist schon eine harte Nuss. Ich habe bei den Massagen gemerkt, dass sie sehr körperbetont ist. Bei jedem Umdrehen auf der Liege oder Aufsetzen hat sie unterstützt, was sonst nie jemand macht. Kann das schwer in Worte fassen, hab es einfach gespürt. Das ist ein Mensch, der ganz viel in den Arm nimmt und auch in den Arm genommen werden will – aber auch hier gilt; Ich kann das nur beobachten, aber nicht hefen. Life is all about Dharma – wie die Hindus glauben. Dharma ist die persönliche Lebenspflicht – das wozu wir hier sind. Das was einen Kämper im Krieg nicht davon abhalten darf zu töten, wenn es seine Pflicht ist – das ist ja die ganze Story der Bagvaghad Gita – die Diskussion zwischen Arjuna und Krishna über die anstehende Schlacht gegen die eigenen Freunde und Verwandte, die Arjuna nicht töten will und stattdessen lieber auf Thron und Ehren verzichtet. Ein echter Pazifist also, der im Verlauf seiner Diskussion mit Krishna lernt, dass es als Kämpfer seine heilige Pflicht ist zu kämpfen und dass er als gläubiger Hindu wissen sollte, dass mit dem Tod nur die äußere Hülle stibt, niemals aber die Seele, die darin für einen begrenzten Zeitraum wohnte. Und dass die Seele – deren aktueller Körper in der Schlacht vielleicht getötet wird – diese Erfahrung gewählt hat, diese Erfahrung also machen möchte und danach weiterzieht in eine nächste Reinkarnation. Ich weiß. dass sich dass insbesondere für westliche Gehirne erst Mal alles ziemlich abstrus anhört, aber ich hab mich im letzten Jahr sehr viel damit auseinandergesetzt und kann da voll mitgehen. Sehe vieles sehr gelassen mittlerweile, mische mich weniger emotional in anderer Leute Angelegenheiten ein, bin mehr in der Beobachter- statt in der Problemlöserrolle. Und das tut mir sehr gut muss ich sagen. Daher gibt es auch keine Tränen meinerseits beim Abschied. Der ja ohnehin versüßt wurde mit dem tollen Geburtstagskuchen. Auch von Viji heißt es Abschied nehmen und es ist das offizielle Ende unseres gemeinsamen Trips. War echt eine tolle Erfahrung, die mir viele Erinnerungen in meinem Lebensbuch beschert hat. Und tiefe Einblicke in die indische Kultur. Ich muss ja gestehen, dass meine Rückflugbuchung fast ein wenig verfrüht war. Hätte ich die Klappe gehalten und einfach nur meine Ayurvedakur voegezogen, hätte ich meinen Backpackingtrip danach fortsetzen können. Brauchte einfach die Ruhe und das Alleinsein und auch die Sauberkeit und Routine zwischendurch. Wann und mit wem auch immer ich die weiteren Backpackingabenteuer in Indien bestreite: Ich brauche Me-Time – ganz wichtig. 24/7 mit jemand zusammen zu sein entspricht nicht meinem Naturell – und auch nicht meinem Human Design, das ganz klar zeigt, dass ich jemand bin, der Rückzug und eigenen Raum braucht. Aber fürs erste Abenteuer haben wir uns beide sehr gut geschlagen und auch hervorragend verstanden. Wie es ganz alleine ist, stelle ich dann ja während der letzten 7 Tage fest, die ich zwischen Ayurmana und meinem Rückflug habe.
Das war es mal fürs Erste – es ist schon 1:30 Mittags und ich sitze hier ziemlich unterkühlt im Zimmer, weil ich Klimaanlage und Deckenventilator anhabe, damit meine frisch gewaschene Unterwäsche schneller trocknet :-))).
Vielen Dank für die tolle und sehr lesenwürdige Nachrichte