Heute ist Shoppingtag mit Layla. Da die Website hier wieder für ein paar Tage nicht editierbar war, weiß ich nicht mehr, ob ich es schon geschrieben habe (will jetzt auch nicht nochmal alles durchlesen): Layla ist Irakerin mit australischer Staatsbürgerschaft und lebt in Kuwait, wo sie mit Mann und Kindern zusammen ein großes Bauunternehmen führt (NNConstruction). Wobei sie selbst im Hintergrund ist, aber bei wichtigen Dingen immer gefragt wird. Sind alles Ingenieure. Da sie kleidertechnisch nicht auf eine Hochzeit vorbereitet war, möchte sie heute shoppen gehen und hat mich als ihre Shoppingbegleitung ausgesucht.
Was für eine Freude! Nach unseren Behandlungen erfahren wir, dass es um 17 Uhr eine Überraschung in der Yogahalle gibt: Die Therapeutinnen führen ihren Tanz von gestern nochmals auf – wie cool ist DAS denn?
Zur Feier des Tages gibt es sogar eine frittierte Leckerei, die Dr. Maya hat bringen lassen: Witzig: Das ist genau so ein Teil, wie wir zusammen mit Patrick bei unserem Pothencode-Bummel gegessen haben :-). Wenn ich dieses Mal wieder ein wenig Bauchweh bekommen sollte, kann ich es offiziell sagen 🙂 – und weiß dann, dass ich von frittierten Dingen vielleicht lieber die Finger lassen sollte.
VJ erzählt mir, dass gestern Abend bei der Tanzaufführung wohl kaum jemand zu gesehen hat. Das ist ja schade. Na dann ist gut, dass die Mädels heute nochmal großes Publikum haben! Alle sind versammelt – naja, fast alle: Jayasree stellt NACH dem Tanz fest, dass keiner Lukas geholt hat. Ojeeee …. das tut mir total leid!
Der Tanz ist echt süß! Ein Bollywood-Tanz über 4 Lieder hinweg – und am Schluss der Aufführung kommt Mika und zieht mich mit auf die Bühne für die letzten paar Runden. Wie gut, dass ich für unseren Shoppingtrip bereits mein indisches Kleid anhabe :-):

Wir feiern die Mädels gebührend und Dr. Maya ruft zu weiteren Darbietungen seitens der Patienten auf. Ich kann leider nicht mittanzen, da Layla und ich jetzt los müssen, sonst wird das alles zu spät!
Der ganze Shoppingtrip entpuppt sich als anstrengend – ich hasse shopping ja eigentlich und dachte, dass wir nur losgehen, um einen Sari mitsamt Zubehör und ein Paar Schuhe kaufen für Layla. Im Pothis (dem quasi besten Haus für Saris in Trivandrum) muss ich dann aber feststellen, dass Layla garnicht vorhatte, sich einen zu kaufen. Sie wollte einfach nur shoppen gehen! Oh nooo. Sie erzählt mir, dass sie mehr als ihr halbes Leben im Bett verbringt mit Migräne, aber das Shopping ihr immer hilft. Egal was sie hat, sie geht dann shoppen. Mein Alptraum. Finde ich auch irgendwie nicht gesund. Aber okay, dann bummeln wir halt. Ganz so ist es dann aber doch nicht, weil es so aussieht, als wäre sie auf der Suche nach was, mag dann aber doch nicht. Sie zeigt mir Bilder von ihren Parties in Kuwait und Dubai und ich stelle schnell fest, dass unsere Geschmäcker total auseinandergehen. Blingbling ist nicht meins, aber in Kuwait müssen die Parties wohl rauschend sein – und die weiblichen Partygäste entsprechend rausgeputzt. Layla lädt mich herzlich ein, sie in Kuwait zu besuchen, aber nach Ansicht der Bilder ist mir klar: Ich hätte nicht mal was Passendes zum Anziehen.
Das Shopping ist sehr mühsam – nicht nur für mich, sondern auch für die Verkäuferinnen und Verkäufer im Pohties! Layla möchte sowohl was für ihre Freunde als auch vielleicht doch was für sich – aber nicht für die Hochzeit, sondern für die nächste Party – und Party findet quasi immer irgendwo statt. Rauschende Parties…. Irgendwie haben wir es vom Bügeln und ich sage ihr, dass ich mir grundsätzlich nix kaufe, was gebügelt werden muss, weil ich damit keine Zeit verschwenden will. Sie auch nicht … dafür hat sie Personal. Aha … Ich frage mal vorsichtig nach und erfahre, dass sie 2 Chauffeure und drei Hausangestellte hat. Einen Koch und 2, die das vierstöckige Haus sauber halten. In dem Haus wohnen nur sie und ihr Mann – allerdings sind sie nie alleine, weil immer Leute da sind zum Feiern. Ob das ihrer Migräne denn so zuträglich ist frage ich sie. Ach das macht ihr nix. Also ich weiß ja nicht …


Was mir wirklich extrem unangenehm ist: So zuckersüß und nett Layla zu mir ist, so garstig kann sie zum Personal sein. Die haben irgendwann aufgegeben, ihr Sachen zu zeigen, weil sie alles ablehnt. Ist ihr alles zu einfach und zu gewöhnlich. Sie fragt, ob sie nicht was Besseres haben und die Verkäuferin fragt: 3000 INR (sind keine 40€). Layla fragt wieder, ob sie was Besseres haben und die Verkäuferin antwortet wieder mit der Frage 3000 INR. Bevor das eskaliert erkläre ich der Verkäuferin, dass der Preis keine Rolle spielt und sie uns einfach das Beste zeigen soll, was sie hat. Ich versuche, Laylas Wünsche zu verstehen und in der Version „nett“ an das Personal zu transportieren, während es sie total aufregt, dass die hier kein Englisch sprechen und überhaupt nicht kundenorientiert seien. Sie meinte, in Dubai würde sie alles bekommen was sie möchte und wenn hier nur ein einziger fähiger Verkäufer sei, könnte er ihr quasi eine ganze Hochzeit verkaufen. Das sehe ich auch so, aber wir sind weder in Kuwait noch in Deutschland und da ich die Gepflogenheiten im hiesigen Verkauf nicht kenne, halte ich mich mit einem (Fehl-)Urteil über die Verkaufskunst zurück. Ein Kleid gefällt Layla und sie fragt nach, ob sie es für sie kürzen und anpassen können. Nein, machen sie nicht. Öl ins Feuer … keine Servicekultur. Ich fühl mich zunehmend mies. Mittlerweile sind die Verkäuferinnen so weit, dass sie mich hinter die Theke an die „teuren“ Kleider lassen und ich wähle für Layla aus. Aber irgendwie ist alles nicht das, was sie möchte. Ein paar Kleider schaffen es bis in die Umkleide und da geht es aber grad weiter, weil die Verkäuferin ihr die Sachen nicht gibt. Ich steh als Sicherung vor ihrer Kabine und gebe der armen Frau zu verstehen, dass sie mir ein Kleid nach dem anderen reichen soll, sobald Layla ihr aktuelles verworfen hat. So machen wir das und am Ende haben wir es doch immerhin auf über 100€ Einkaufswert geschafft. Einen grau-blauen ganz leichten Kaftan, den ich für Layla gefunden habe (das einzige Kleidungsstück, das mir wirklich gefällt) passt ihr nicht und sie will ihn für mich kaufen. Ich lehne dankbar, aber bestimmt ab, da ich ihn nicht brauche und auch nix gekauft bekommen möchte. Sie fleht mich an, ich soll mir was raussuchen, um eine Erinnerung an sie zu haben. Das ganze Personal schaut dem Spektakel zu und um die Situation zu beenden willige ich ein und habe nun einen Kaftan – sind „nur“ 13€ gewesen, von daher okay. Als wir an die Kasse gehen und sie unseren Fahrer mit einer Verkäuferin reden sieht, ruft sie ihm zu, dass er viel zu viel redet und herkommen soll. Mauseloch geh auf! Ich kenne sie aber noch nicht gut genug, um zu wissen, auf welche Art von Ansprache sie am besten reagiert. Auf jeden Fall mache ich keine zweite solche Tour mehr mit.
Wir gehen meinetwegen noch in ein Restaurant, wo wir einen Chaitee trinken und machen uns dann auf den Heimweg. Layla erzählt mir viel aus ihrem Leben und ich bin völlig erstaunt, wie nett sie zu mir ist und welcher Kontrast das ist zu eben. Ich versuche, immer nett zu sein. Egal, ob es sich um einen CEO oder einen Obdachlosen oder eine Verkäuferin handelt. Sind alles Menschen – genau wie ich.
VJ und Aman warten schon auf mich und sehen mir an, dass ich geknickt und total erledigt bin. Eigentlich hatten sie sich bei den Malaysiern auf dem Balkon verabredet, wollten aber auf mich warten. Da wird dann wohl nix mehr draus. Morgen geht VJ, 2 Tage später Aman und ich empfinde Wehmut, dass ich meine kostbare Zeit mit Shopping verbracht habe anstatt mit meinen liebgewonnenen Freunden. Ich erzähle von der Tour und VJ fühlt sich in ihrem Urteil über Layla völlig bestätigt. Sie ist immer genervt, weil Layla alles WONDERFULLLL findet, die gut ausgebildeten Inder und alles, aber auf der anderen Seite sehr deutlich wird, das sie nicht lebt, was sie spricht. VJ macht sich darüber entsprechend lustig und wir sind wieder alle am Lachen. Aber irgendwie fühle ich mich auch schlecht, weil ich nicht über Layla lästern will. Sage ich den beiden auch, denn ich denke, dass sie schon ihre eigenen Probleme hat. Ich bin sehr froh, dass ich kein Shopping als Ersatzbefriedigung in meinem Leben brauche :-). Hoffe sehr, dass sie hier im Ayurmana positive Gedanken hat, eine Besserung ihrer Beschwerden sieht und gute Angewohnheiten trainiert. Dass sie einen kleinen Kühlschrank in Indien bestellt und auf ihr Zimmer hat liefern lassen, ist sowas von gegen Ayurveda, und das morgendliche Yoga ist ihr auch viiiel zu früh. Na, sie wird schon noch müde werden durch die Behandlungen. Wer früher ins Bett geht, steht auch eher auf. Ich betone nochmals die Wichtigkeit des Yogas am Morgen. Mal schauen ;-)…
Morgen fällt es aus, weil alle Behandlungen wegen der Hochzeit schon um 6 Uhr beginnen.
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