Da es hier nicht soo viel zu erzählen gibt, werde ich die Tage eher logisch zusammenpacken. Die ersten 5 Tage im Ayurmana waren wieder von morgendlichem medizinischen Ghee-Trinken gekennzeichnet. Ich muss sagen: Letztes Mal hab ich mich noch gewundert, was manche da für ein Geschiss machen (wieder so ein Wort, bei dem ich innerlich lachen muss, wenn ich mir überlege, wie Google Translate das wohl in andere Sprachen übersetzen wird – hahaha). Aber ich fand es dieses Mal auch extrem eklig. Weiß auch nicht warum. Letztes Mal war es so buttrig, klar: Warm bis heiß, Buttergeschmack … fehlt nur die frische Brezel. Aber nein, daran war dieses Mal nicht im Entferntesten zu denken. Es war einfach nur grauenhaft. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Danach folgten immer 2 große Kannen Ingwerwasser. Das ist wenigstens was Feines. Blöd nur, wenn man vor lauter Wasser-/Ingwerbauch aufstoßen muss und dann prompt wieder den Ekelgeschmack im Mund hat. Naja, gestern war dann Purgation, das ist der Abführtag. Ich hab dem nach der Erfahrung der ersten 4 Tage schon bisschen entgegengebangt, weil mir in Erinnerung war, dass ich letztes Jahr einen kompletten Becher von dem warmen medizinischen Ghee trinken musste. Aber erfreulicherweise war das dieses Jahr nicht so. Ich bekam von Dhrishia einen Becher mit einer sehr angenehmen warmen Flüssigkeit, die irgendwie nach Zimt schmeckte. Sehr schöne Überraschung. Dafür hat es auch nicht so durchgehauen wie letztes Jahr. Nach dreimal war alles draußen und meine Abführsequenz damit zu Ende.
Das Leben in der Villa ist sehr ruhig. Das dürfte Dr. Maya sehr gefallen. Nicht so viel Socializing wie letztes Mal. Das war ihr glaube ich alles zu viel manchmal. Ich bin mittlerweile beim 4. Buch angekommen und freue mich, dass es im Bücherregal des Ayurmana noch ein paar mehr Bücher für mich gibt. Hab außerdem beschlossen, nochmals von vorne mit Hindi anzufangen (hatte ich das schon geschrieben?). Duolingo als Sprachlern-App ist zwar nett aufgemacht, aber ich hab trotz mehrerer Monate Lernens nicht den Eindruck, als ob ich irgendwas könnte. Deshalb hab ich mich nun für hindi101.com entschieden und habe das für 24 Monate gekauft. Da mich das 200€ gekostet hat, ist die Motivation, dranzubleiben auch entsprechend hoch – hehehe. Egal, ob und wie oft och noch nach Indien fliege, eine weitere Sprache zu können und dann noch die des bevölkerungsreichsten Landes der Erde ist auf jeden Fall sinnvoll. Vielleicht kann ich das sogar beruflich mal nutzen – wer weiß. Auf jeden Fall gehe ich davon aus, dass die wenigsten im Westen Hindi sprechen und das ist mir Motivation genug. Allerdings fällt es mir unglaublich schwer, mir den ganzen Kram zu merken. Mein Gedächtnis ist irgendwie garnicht mehr vorhanden. Ich weiß nicht, wie oft ich mir schon versucht hab, die einfachsten Sätze für ganz simple Konversation einzuprägen: Weg, alles weg…. ich komm mir vor wie die in dem Buch, die morgens immer aufwacht und alles vergessen hat. Genauso geht es mir. Das bringt mich schon etwas zum Verzweifeln. Die Idee von Indien war ja auch, dass ich hier Hindi praktiziere, aber als ich mit Viji unterwegs war, hat sie immer geredet und hier reden eh alle Englisch. Naja, ich lerne einfach weiter. Irgendwas wird irgendwann schon hängenbleiben – und wenn es nur dazu dient, mein Gehirn auf Trab zu halten ist es ja auch für was gut.
Was recht seltsam ist, sind die Mahlzeiten. Wir essen immer getrennt. Anfangs war das aufgrund der unterschiedlichen Zeiten, aber mittlerweile essen wir auch nicht zusammen, wenn unser Essen fast zeitgleich kommt. Entweder das Pärchen isst zuerst oder ich. Mit der Frau hab ich schon ein paar nette Gespräche geführt und wir gehen nun morgens gemeinsam zum Yoga, der Mann ist aber sehr reserviert. Weiß nicht, woran das liegt. Kann jetzt nicht an mir als Person liegen, da bin ich mir absolut sicher. Vielleicht wäre er lieber alleine hier in der Wohnung gewesen. Ist mir aber auch egal. Es ist keine ungute Stimmung oder so, die Mahlzeiten befremden mich einfach manchmal, weil ich es anders gewohnt bin. Aber gut: Andere Länder, andere Sitten ;-)).
Die Meditationen jeden Tag um 17 Uhr finde ich übrigens wirklich großartig. Damit ist der Tag irgendwie gut strukturiert: Start um 6:30 Uhr mit Yoga, dann die Anwendungen und um 17 Uhr Meditation zum Abschluss. Super, dass sie das eingeführt haben. Die beiden jungen Ärzte machen die Meditation und vertreten auch Shibu beim morgendlichen Yoga, wenn sie nicht kann. Auch sehr gut, dann muss ich da nicht mehr ran. Was schade ist, ist dass Shibu nicht will, dass ich die Sessions wieder aufnehme. Weiß auch nicht, was ihr Problem ist, aber mir haben die beiden Yogasitzungen vom letzten Jahr die ganzen letzten Monate hinweg geholfen. Jeden Morgen hab ich eine der beiden Sessions angemacht und meine Übungen dazu gemacht. Und da sie nun ein ziemlich anderes und deutlich strafferes Programm hat (und ich hoffe, dass sich das langfristig auch in einem strafferen Körper widerspiegelt), wäre mir das eigentlich schon echt wichtig gewesen. Naja, morgen ist sie nicht da und einer der Ärzte macht Yoga. Werde nochmals nachfragen, ob ich das vielleicht dann aufnehmen darf. So schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Außerdem kann ich mich auch einfach so im Raum postieren, dass ich einfach nur mich aufnehme, wie ich die Übungen mache, die sie vorgibt. Dann hab ich auch, was ich will und brauche.
Nach dem Yoga saß schon die alte Schneiderin bereit und hat mir meine Saribluse gebracht. Also zunehmen ist nicht drin, die sitzt sehr eng anliegend. Aber schön :-). Dhrishia hilft mir, den Sari einmal anzuziehen. Also besser gesagt, sie übernimmt das komplett, weil ich darin wirklich talentfrei bin. Selbst sie müht sich ziemlich ab, bis dann nach einer halben Stunde alles so einigermaßen sitzt. Noch nicht so perfekt wie beim letzten Mal, aber das ist ja auch noch nicht der finale Auftritt. Wenn ich Glück habe, hilft mir vielleicht Dr. Maya wieder. Sie hatte da echt den Dreh raus und war auch sehr perfekt. Genauso liebe ich das. Auf Instagram hab ch den Superhack gesehen, den benötigten Falten am Sari direkt am angezogen am Körper mit einem Glätteisen akkurat zu falten. Das will ich ausprobieren. Wanda leiht mir ihres. Das ist echt ne sehr coole Idee. Aber ich finde es schon schade, dass ich es bislang nicht selbst hinbekomme mit dem Sari anziehen. Vor allem, weil ich ja so penibel bin. Also ich weiß exakt, wie er sitzen soll und kann aber schlecht rummeckern, wenn er das nicht macht, ich ihn aber nicht selbst drappiert hab ;-). Ich hab außerdem mal probiert, wie die Saribluse zu meinem Wickelrock aussieht. Hätte ja eigentlich meine rote Saribluse auch schon mit hierhergenommen und mit eben diesem Wickelrock getragen, aber Viji hatte mir das ausgeredet mit der Begründung, dass die Sariblusen nicht so geschnitten sind, als das man sie solo anziehen könnte. Hab mich aber schon ein paar Mal darüber geärgert, dass ich sie nicht mitgenommen hab. Sie sieht nämlich absolut perfekt zu meinem Rock aus. Aber seht selbst: Die rote Saribluse ist die, die jetzt zuhause liegt. Die andere ist die neue. Und auf Instagram hab ich welche gefunden, die richtig toll aussehen und in jedem Fall solo getragen werden könnten.






Meine größte Sorge gilt meinen Ledersandalen, die durchhalten sollten während der Hochzeit, aber schon wieder vor ein paar Tagen gerissen sind.


Ein letzter Rettungsversuch hält nun hoffentlich bis zumindest Sonntagabend. Sollten mir die Schlappen auf der Hochzeit aus dem Leim gehen, dann laufe ich einfach barfuß hab ich beschlossen. Meine schwarzen Flipflops werde ich nicht mitnehmen – die passen nicht in meine Handtasche ;-).
Heute habe ich zum ersten Mal wieder 2 Massagen. An den Gheetagen besteht die erste Anwendung ja aus dem Gesöff und die zweite dann aus der Ölmassage. Heute gab es direkt um 8 Uhr nach dem Yoga dann wieder Dhara, das ist die Anwendung, wo einem eine Dreiviertelstunde lang heißes Wasser über den Körper geleert wird. Ganz ganz herrlich! Überhaupt macht Dhrisha einen sehr guten Job. Sie ist ja erst seit diesem Monat hier im Ayurmana beschäftigt und sie ist nur für uns zwei Frauen da. Sehr luxuriös. Ich bin noch am Überlegen, ob ich ihr den Sari vermache, wenn ich gehe. Das muss ich mir aber noch überlegen. Vielleicht nehme ich ihn auch mit, weil wieder Erinnerungen dranhängen und ich vielleicht ja doch mal wieder eine Gelegenheit habe, wo ich ihn brauche. Spätestens zu Amans 5tägiger Hochzeit brauche ich mehr als ein traditionelles Kleidungsstück. Da wäre es schon nett, wenn ich variieren könnte.
Mein Gewicht ist übrigens in den ersten 3 Tagen um 2,5 Kilo runtergegangen auf 58,3kg, was ich der Tatsache zuschreibe, dass ich abends jeweils nur einen Obstteller bekommen hatte (und wir reden von einem Teller, also keiner üppigen Platte, falls euch das jetzt gerade so in den Kopf kommt). Das hab ich am 4. Tag geändert, weil ich einfach hungrig ins Bett gegangen bzw. nachts aufgewacht bin. 2.5 Kilo in 3 Tagen ist sowieso viel zu schnell. Heute morgen waren es dann trotz Abführtag gestern wieder 59,4 kg was mir recht ist. Wenn am Ende alles an mir runterhängt, sieht das ja auch nicht schön aus. Deshalb lieber langsam und mit Maß.
So, das war es jetzt erst Mal. Ich bekomme in Kürze mein Mittagessen und dann um 14 Uhr meine Stempelanwendung (Podli). Im späteren Nachmittag spaziere ich nochmal in den kleinen Ort runter und kaufe noch ein Päckchen Sicherheitsnadeln. Hab zwar 8 Stück mitgebracht von zuhause, aber die reichen nicht, um die 5 Meter Sari perfekt an meinen Körper zu tackern :-).
Hier noch ein paar Essensbilder. Dieses Mal fotografiere ich nicht jede Mahlzeit, weil ich ja nicht im Zimmer, sondern hier am Esstisch esse und mir blöd vorkomme, wenn ich jedes Mal mein Essen fotografier – und so viel Variation gibt es ja nun auch nicht. Das Essen ganz rechts war übrigens vom ersten Tag. Reis ist sonst ja gestrichen für mich. An den Gheetagen gibt es so gegen 10:30 Uhr rum als erste Mahlzeit das was sie hier Porridge nennen, aber eine wässrige Reissuppe ist. Nix mit cremigen Haferflocken und so – hahaha. Aber mir schmeckt es trotzdem. Bin ja pflegeleicht, was das Essen angeht.



Gerade kam mein Mittagessen und das muss ich euch dann doch mal zeigen: Oben in der Mitte seht ihr den Sprossensalat, den ich mir zuhause (mit Variationen) ja auch täglich zum Frühstück mache. Unten die grünen Pfannkuchen sind Dosas und aus genau diesen Sprossen gemacht. Sehr sehr lecker:

Eine Sache muss ich euch noch erzählen: Auf meinem Flug von Delhi nach Bangalore saß ich neben einem Geschäftsmann aus Bangalore, mit dem ich mich ganz nett unterhalten habe. Ungefähr mein Alter, vielleicht Mitte Vierzig sogar, verheiratet, 2 Kinder und arbeitet bei John Deere. Wir hatten unsere Nummern ausgetauscht, weil er ein Video von einer neuen Eisenbahn in Indien hatte, das er mir schicken wollte. Beim Verabschieden meinte er noch, er würde mir gerne Bangalore zeigen, aber ich hab das als Höflichkeitsfloskel aufgefasst und entsprechend unverbindlich geantwortet. Nun rief mich eben dieser Mann vor 2 Tagen abends an (nachdem er ein paar Mal über WhatsApp gefragt hatte, wie es mir geht und die Behandlung sei usw.). Wie lange ich denn hier sei und er würde mich gerne danach für 2 Tage nach Hampi oder Goa einladen und mir dort alles zeigen. Viele Tempel, tolle Natur, müsse ich gesehen haben. Ich bin vage geblieben und hab ihm gesagt, dass ich noch nicht weiß, ob ich direkt im Anschluss von Trivandrum aus heimfliege oder noch einen Abstecher nach Hyderabad oder sonst wohin mache. Ja, ich soll ihm dann Bescheid geben, sobald meine Pläne stehen und er plant dann alles. Und es wäre sein „humble request to treat me“ – also zu deutsch. Er will mich einladen. Meinte auch, ich solle mir um Hotelkosten etc. keine Gedanken machen, ich sei hier Gast in seinem Land und jetzt auch eine Freundin und er möchte das unbedingt. Puh …. also ich muss das unbedingt mit Viji besprechen, weil ich hab da überhaupt kein gutes Gefühl dabei. Sowas wäre nun selbst im aufgeschlossenen Westen schon sehr ungewöhnlich. Ich hab beschlossen ihm zu sagen, dass ich das mit Jochen besprochen habe und wir beide finden, dass sich das nicht gehört. Hört sich vielleicht ein bisschen spießig an, aber irgendwie – und ich hab nun wirklich keine dreckige Fantasie – werd ich den Gedanken nicht los, dass es am Ende vielleicht nur ein Hotelzimmer gibt oder so. Werde das mit Viji besprechen, bin mir aber sehr sicher, dass sie mir da auch keine andere Antwort geben wird – kann mir nicht vorstellen, dass es üblich ist, dass die Frau mit den Kindern zuhause bleibt, während der Mann für 2 Tage mit einer Flugzeugbekanntschaft auf Reisen geht. Was es alles gibt, oder?
Ich lese dein Blog mit viel Interesse. Ist auch Lustig und leicht zu lesen. Und damit kann ich auch Vijis Belebnisse besser verstehen wann sie im November wieder zuhause ist
Dankeschön, das freut mich. Ich gebe einfach meinen Gefühlen Raum in diesem Blog.