Ich hab gelernt, dass wir in McLeod Ganj sind und nicht in Dharamsala. Die beiden Orte gehen quasi nahtlos ineinander über. Wir sind gemütlich und sehr langsam den Berg runtergelaufen bis zum Kloster Namgyal, das eine sehr wichtige Bedeutung für die Buddhisten hat. Es ist – insbesondere im Vergleich zu meinem Klosterbesuch in Rila in Bulgarien (das ja nicht buddhistisch war) sehr unspektakulär, aber der ganze Spaziergang ist sehr gemütlich und friedlich.







Wir bzw. ich tappe mal wieder in eine Touristenfalle – die Masche war mir neu, steht jetzt aber auf meiner roten Liste. Als wir im Kern von McLeod Ganj ankamen, kam uns eine junge Frau mit Baby auf dem Arm entgegen und machte wieder die Handbewegung für Hunger. Sie sagt, sie möchte kein Geld, nur Reis. Ja gut, das finde ich dann schon in Ordnung. Viji ist nicht begeistert, macht aber mit. So haben wir das die ganze Reise über gehandhabt. Also folgen wir der jungen Dame in den nächsten Markt und dort will sie – total unverschämt – gleich mal einen großen Sack Reis für 650 INR. Hat die noch alle Tassen im Schrank? Wir fragen nach, was ein Kilo Reis kostet und sagen ihr, dass sie ein Kilo haben kann. Sie möchte dann auch noch Dal haben und Viji erklärt ihr, dass sie sich entscheiden kann für entweder Reis oder Dal. Ich bin mittlerweile so gefrustet von so viel unverfrorener Unverschämtheit, dass ich sie am liebsten hätte stehen lassen. Also das Mädchen, nicht Viji :-)). Sie nimmt also den Reis und verschwindet. Und siehe da: Alle paar Meter kommen uns junge Mütter mit wirklich kleinen Babies auf dem Arm oder alte Omas entgegen und betteln mit genau der gleichen Masche. Ich bin echt nicht geizig und helfe sehr gerne. Aber wenn ich mich verarscht fühle, dann kann ich eiskalt werden. Dementsprechend fallen auch meine Antworten aus. Naja, wenn sie unbedingt negative Karmapunkte sammeln wollen mit ihrer Betrugsmasche, sollen sie ruhig.
Wir frühstücken unten im Ort und spazieren dann gemütlich wieder hoch in unser Hotel. Ich bin mir nicht sicher, ob Viji die Strecke packt, weil sie sich unsicher auf den Beinen fühlt. Der Weg ist ziemlich steil, feucht und sie befürchtet auch rutschig, Er ist garnicht rutschig, aber ich verstehe, dass wenn man das mal im Kopf hat und auch schon mal gefallen ist, dass dann eine unterschwellige Angst vorherrscht. Wir kehren nochmals ein in einem kleinen und total süßen Cafe. Bunt und gemütlich:



Irgendwann sehen wir ein Tuktuk auf unserem Weg stehen und ich bin sehr gespannt ob Viji was sagt. Ich rechne halb damit, wünsche mir aber, dass sie durchhält. Bin sehr stolz auf sie, als sie ohne einen Kommentar das Tuktuk an uns vorbeifahren lässt. Weiter oben wird es immer mühseliger und ihr Mut sinkt langsam. Es ist natürlich auch frustrierend für sie, wenn wir um eine Kurve kommen und sie sieht nur eine weitere lange Strecke Richtung oben. Ich erzähle ihr, dass ich das in solchen Fällen immer wie der Straßenfeger bei Momo (dem Buch von Michael Ende) halte. Er musste immer den ganzen Tag eine ganz lange Straße fegen. Und weil es so frustrierend ist, immer ans Ende der Straße zu schauen und keinen Fortschritt zu sehen, konzentrierte er sich immer nur auf die Platte vor sich. Eine Hälfte der Platte, die zweite Hälfte der Platte. Nächste Platte: Eine Hälfte der Platte, die zweite Hälfte der Platte. Und so weiter bis er irgendwann feststellte, dass er am Ende der Straße angekommen war. Ich denke Viji gefällt diese Vorstellung und wir schaffen es tatsächlich bis zum Hotel ohne irgendwelche Hilfen. Bin sehr stolz auf sie – und sie denke ich auch auf sich. Es ist einfach eine Frage der Übung. Eigentlich wäre hier eine richtig tolle Gelegenheit, Trekkingtouren mitzumachen. Aber gut, das wäre eher das Programm mit Aman und seinen Geschwistern gewesen ;-)).
Zum Abendessen gehen wir heute ins „Lhasa Tibetian Kitchen“, das neben tibetischer Küche unter anderem auch israelische hat. Ich probiere Thanthuk, was sich als Gemüse-Nudelsuppe herausstellt und Viji bestellt was israelisches – was leckerer war als meines.



Das ganze Restaurant füllt sich ziemlich schnell mit Israelis. Ist echt witzig. Wir sind neben drei Indern die einzigen Nicht-Israelis hier.
Wir schlendern noch ein bisschen durch die kleinen Gässchen und bewundern den Schmuck und die viele Makrameearbeit, die hier verkauft wird. Aber wir sind wie immer sehr sparsam und schauen nur.
Nette Stimmung und leckeres Essen – so kann ein schöner Tag zu Ende gehen :-)). Für morgen haben wir uns Ramesh, unseren Fahrer als Guide organisiert, damit er uns ein bisschen was zeigt hier im Kangra Valley.
Neueste Kommentare