Ich hatte tatsächlich abends noch NAchricht aus Kuwait von Dr. Apsara bekommen (über sie laufen alle Buchungen im Ayurmana) mit zwei Slots die noch frei wären – beide aber nichts für mich: Entweder zu spät (Ende Oktober) oder zu teier (Premium AC Zimmer). Also hab ich ihr geschrieben, dass ich erst Mal schlafen gehe und falls mich das Universum im Ayurmana sehen möchte, dann hat es ja noch über Nacht Zeit, sich um eine Lösung zu kümmern. Und falls sich keine ergeben würde, dann hätte jemand anderes das Zimmer wohl nötiger als ich und dann ist es für mich auch völlig in Ordnung, nach Hause zu fliegen. Sie soll mir halt gleich Bescheid geben, falls sich am nächsten Morgen noch irgendeine Stornierung ergeben haben würde. Den Rückflug wollte ich erst am nächsten Vormittag buchen – irgendwie hatte ich im Gefühl, dass ich warten sollte.
Dr. Apsara hatte mir am nächsten Morgen nicht mehr geantwortet gehabt, also hab ich Dr. Maya Bescheid gegeben, dass wir uns leider nicht sehen würden wie erhofft aus den und den Gründen. Und siehe da: Erst bot sie mir mit sofortiger Wirkung bis zum 14.09. ein Zimmer an – als ich ihr sagte, dass ich erst ab dem 07.09- könne und sich die komplette Durchquerung des Landes für eine Woche Ayurveda nicht lohnt meinte sie, sie hätte danach noch ein Premium AC Zimmer frei und sie könne klären, ob ich das zu einem besseren Preis bekommen kann. Gut, also da kommen wir der Sache ja schon näher…
Und während ich nach Flügen von Delhi nach Trivandrum schaue kommt Dr. Maya wieder zurück und sagt mir, dass sie Cottages in unmittelbarer Nähe / neben dem Ayurmana gekauft hätten. Schöne neue Zimmer und ich könne so eines haben für 2 oder 3 Wochen nach der Woche im Standardzimmer – für 1000 INR / Nacht – was ja quasi geschenkt ist. Wie cool ist DAS DENN?! Aber genau so läuft das mit den Bestellungen ans Universum: Man bestellt und geht schlafen – und vertraut darauf, dass alles so passiert, wie es richtig ist. Ich freue mich total über Dr. Mayas Engagement und das tolle Ergebnis.
Flugs noch den Flug gebucht von Delhi nach Trivandrum und mit Arun die Taxifahrt ausgemacht und alles ist in trockenen Tüchern. Herrlich!
Auch Viji hat den Flug zu ihrer Schwester gebucht und so trennen sich unsere Wege am 07.09. am Flughafen von Delhi – um sich dann am 18.09. im Ayurmana wieder zu kreuzen :-)).
Gut gelaunt gehen wir zu unserem netten Streetfoodstand an der Ecke und ich gönne mir Buttertoast und heiße Schokolade. Weiß auch nicht: Ganz komische Gelüste bekomme ich hier. Sachen, die ich normalerweise daheim eigentlich garnicht mehr so esse: Einfach gewürzte blanke Nudeln, Buttertoast, Kaba …. Viji meint, das sei mein Heimweh. Vielleicht ….



Unser Taxifahrer fährt uns noch zum Company Garden, was sich als so eine Art Mini-Abenteuerland für Familien mit Garten rausstellt – nett hier. Wir genießen ein letztes Mal die herrliche Kühle hier. Dehradun wird anders und Amritsar sowieso.
Am Busbahnhof angekommen wollen wir ein Ticket lösen und bekommen dann gesagt, dass heute ein Feiertag ist (hab den Namen vergessen), an dem die Schwestern von ihren Brüdern beschenkt werden – und darum müssen die Schwestern heute auch nix fürs Busticket bezahlen. Ja hallo … das ist ja eine tolle Überraschung! Der Bus allerdings auch. Sowas findet man bei uns maximal auf dem Schrottplatz – und nicht mal da. Also echt jetzt – ist keine Übertreibung. Ich bin belustigt, mache mir aber auch ein wenig Gedanken um meinen Magen, in dem die 4 Toasts wie ein Stein liegen.
Die Freude über die kostenlose Fahrt währt nicht lange, denn als der Schaffner kommt, erklärt er uns, dass die Regelung nur für Inderinnen gilt – nicht mal Viji mit ihrer OCI Card kommt in den Genuss – ich meine: Wir reden von 80 INR (also unter 1€), aber man darf hier nicht umrechnen. Hab ich von Viji gelernt. Sonst findet man alles gnadenlos billig. Und versaut damit den Einheimischen die Preise. Das hab ich schnell gelernt und verhandle sehr zum Leidwesen von Viji härter als sie. jetzt ist sie die, die mich immer wieder darauf aufmerksam macht, dass es grad mal 20 Cent sind, über die wir gerade verhandeln. Ja und? 20 Cent haben oder nicht sind schon 40 – hahaha …
Nee, wir sind da schon echt ein prima Team. Und seit wir uns entschlossen haben, dem Backpackingtrip ein vorzeitiges und ehrenvolles Ende zu setzen, sind wir irgendwie in Hochstimmung – alle beide. Erleichtert irgendwie. Denn die kommenden Wochen und Monate wären doch schon sehr sehr anstrengend gewesen. Rajasthan lockt nicht nur mit atemberaubend schönen Gebäuden sondern ebenso atemberaubender Hitze – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Uns hängt die Hitze zum Hals raus. Deshalb ist auch Masuri so schön für uns.
Die Busfahrt wird extrem abenteuerlich. Der Busfahrer hat eigentlich echt ne Vollmeise (bin mal gespannt, wie dieses Wort in andere Sprachen wie Tamil übersetzt wird – hahaha). Er ist verrückt – lebensmüde vielleicht auch. Aber ich vertraue ihm irgendwie. Er überholt in rasanter Geschwindigkeit in den Serpentinen und ich rede meinem Magen gut zu, jetzt keine Faxen zu machen. Viji ihrem übrigens auch.
Aber wir kommen gut an und sitzen dann geschlagene 4 Stunden im Wartesaal am Bahnhof, bis wir endlich in unseren Nachtzug nach Amritsar können. Diese Nachtfahrten sind echt genial muss ich sagen. Besser noch als die Busfahrten, weil einem kein durchgeknallter Busfahrer die Ohren vollhupt und der Zug einfach gemütlicher fährt. Ich darf ganz nach oben klettern, wo ich nicht nur wenig Kopffreiheit sondern auch wenig Beinfreiheit habe, weil mein Backpack ja an meinem Fußende Platz finden muss. Ausstrecken ist also nicht. Macht aber nix. Erwartungsgemäß friere ich mir wieder den Hintern ab. Irgendwann ziehe ich mir meine Jacke an und nehme mir eine zweite Decke (Kissen und Laken und Decke (also zweites Laken) gibt es hier immer für jedes Bett – außerdem kann man Abendessen bestellen – also sehr feudal irgendwie). Ich bestelle mir was und leere mir erst Mal Curry übers Laken – jo, passiert halt – bissl weggewischt und dann geschlafen. Ich bin sehr flexibel – mittlerweile noch mehr als sonst.
Am nächsten Morgen noch ein Chai und Viji noch ein Schwatz mit dem Sikh, der unter mir lag. Er hat nicht nur mit Turban geschlafen, sondern auch noch so ne Gesichtsbinde an und einen Dolch umhängen. Ich versteh ja nicht, was die beiden reden, aber Viji erzählt mir später, dass diese spezielle Gruppe immer 5 Sachen, die auf Hindi mit „K“ anfangen am Leib tragen müssen. Ihren Turban, ihren Bart, ihren Dolch, ihre Unterhose und noch was – ich glaub noch was anderes, was sie in den Haaren haben. Ich hoffe, ich gebe das jetzt richtig weiter. Meine Viji ist ja genau deshalb so gebildet, weil sie immer viel fragt. Und so fragt sie auch diesen älteren Herrn, wie er das denn macht, wenn er duscht. Ja: Da duscht er dann MIT der Unterhose. Und danach geht er mit einem Bein aus der alten raus und gleich in die neue rein und dann mit dem anderen das Gleiche. Auf diese Weise behält er die Hose quasi immer an. Und den Dolch steckt er beim Duschen in die Haare. Und wenn er Haare wäscht, dann ist das ähnlich kompliziert wie mit der Unterhose. Es gibt schon seltsame Sitten und Gebräuche. Aber gut: Genau dafür sind wir ja hier. Solche Geschichten erfährt man sonst nirgendwo. Und ich stelle wieder fest, dass meine Reise ohne Viji sehr viel anders verlaufen wäre – ich sehr vieles nicht mitbekommen hätte, einfach, weil sich die Menschen mit mir nicht hätten unterhalten können.
Amritsar empfängt uns in der Frühe schon mit Temperaturen über 30 Grad – seufz. Unser Guesthouse liegt im alten Stadtkern in unmittelbarer Nähe zum Goldenen Tempel (wegen dem wir ja hier sind) und erfreulicherweise dürfen wir direkt unser Zimmer beziehen und erst Mal wieder runterkühlen. Wir beschließen, den guten Reviews unserer Unterkunft auf Booking.com zu vertrauen, die besagten, dass sie hier tolle Touren organisieren können. Und so kurven wir den ganzen Tag durch Amritsar im klimatisierten Auto von einem Tempel zum nächsten und bekommen wieder richtig viel erklärt.

Wir frühstücken bzw. essen zu Mittag in einem der Tempel und ich bin schon wieder pappesatt – da geht heute nix mehr rein. Obwohl wir mit unserem Guide eigentlich ausgemacht haben, dass er mit uns in ein Restaurant geht, in dem die Locals hier essen gehen und wo es richtig gutes traditionelles Essen gibt. Geht einfach nicht mehr. Wir sind an recht wenig Essen gewöhnt mittlerweile. Glaube, die Portionen im Ayurmana werden uns dieses Mal richtig reichlich vorkommen – lach …

Auch die tollen Tempel können die Hitze nicht abhalten und irgendwann begeben wir uns dann in Richtung indisch-pakistanischer Grenze, wo jeden Abend von 18 bis 19 Uhr die Wachablösung als öffentliches Spektakel stattfindet. Und was soll ich euch sagen: Eine Stimmung wie im Fußballstadium, ein Soldat, der sich als Entertainer alle Ehre macht und den Massen auf den Tribünen einheizt und eine Show, die einmalig ist. Echt verrückt. Wir sehen die Pakistani jenseits des Zauns auf ihrer Seite ebenfalls auf der Tribüne sitzen und es fliegen verbale Provokationen in Form von Gesängen und Zurufen hin und her. Irgendwann werden die Grenzen von beiden Seiten geöffnet und beiden Militärs salutieren und marschieren und reißen die Beine fast im Spagat hoch – es ist schon beeindruckend, aber auch lustig anzuschauen. Irgendwie eine Mischung aus altertümlichem Gehabe aus Kolonialzeiten (gefühlt zumindest) und dann wieder topmodern mit Mädels mit MPs. Menschen singen und tanzen, Eis-, Getränke- und Popcornverkäufer gehen durch die Reihen und es fehlt eigentich nur die Stadionwurst, um das Fußballstadionfeeling zu komplettieren. Leider sind unsere beiden Handies irgendwann aus. Die Powerbank musste ich im Auto lassen – nicht erlaubt hier. Und so konzentriere ich mich völlig auf den Augenblick und kann mich garnicht sattsehen und -hören an diesem bunten Treiben hier. Ein echt toller Abschluss eines sehr heißen aber schönen Tages. Unser Guide freut sich am Ende total, als wir ihm statt der vereinbarten 1700 INR dann 2000 überreichen und wir fallen nach der wohlverdienten Dusche total erledigt ins Bett. Morgen wollen wir zum Goldenen Tempel. Angekündigte Temperaturen für morgen: Wieder heiße 37 Grad. Och nöööö …. Gott sei Dank geht es übermorgen mittag nach Dharamsala – und damit wieder in die kühlen Regionen des Himalaya.



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