Nach dieser schrecklichen Nacht wache ich gerade noch rechtzeitig um 6:15 Uhr auf und flitze zum Yoga. Mit Rachel, Shibu und Aman tausche ich endlich die Nummern aus. Fühle mich sonst irgendwie schon ein wenig abgeschottet. Für heute nach den Anwendungen haben wir ein Date: Wir gehen RAUS :-))). Das wird ein Spaß! Jetzt freue ich mich auf mein Frühstück, was heute ja aus einer anderen Frucht bestehen soll.

Darange, die heute ihren letzten Tag hat kommt um sich zu verabschieden. Sie hat es leider doch nicht mehr geschafft, mir ein paar Sachen einkaufen zu gehen. Sie rät mir aber, mir nach „Munde“ zu schauen. Ist so ein indischer Fummel, der superbequem ist und den ich nach den Ölmassagen anziehen kann. Kostet zwischen 200 und 200 INR – also nix. Ihr geht es nicht mehr aus und das finde ich auch völlig okay. Hab ja eh noch kein indisches Geld hier. Muss erst Mal an ´nen ATM kommen.
Rachel meldet sich, dass sie Bekanntschaft mit einer Mitpatientin geschlossen hat, die schon seit 2,5 Monaten hier ist und die mit ein paar anderen heute um 16:30 Uhr in die Stadt geht. Wird bissl knapp, aber das bekomme ich schon hin. Da freu ich mich ja mega drauf. Aman verhandelt dann für uns – haben wir schon so ausgemacht ;-).
Die Visite mit Dr. Govindrah und Dr. Gopika war gut. Wenn ich heute Abend keine Migräne bekomme, dann kommt morgen der 3. Obsttag dran. Falls doch, dann möchte sie morgen mit dem Ghee anfangen. Für die Nicht-Inder unter den Lesern: Ghee ist geklärte Butter – kann man im Thermomix so einigermaßen selbst machen. Hier wird medizinisches Ghee verwendet für die Ausleitung. Das ist dann also ein Becher mit flüssiger geklärter Butter mit irgendwelchen Kräutern und anderen Sachen drin, die dann wohl ordentlich durchhaut. Ob nach oben oder unten weiß ich noch nicht – ist ja auch egal :-)). Manche Dinge sollte man einfach auf sich zukommen lassen ;-). Auf jeden Fall gibt es kein Frühstück danach – na toll! Aber Aman hat mir heute erzählt, dass er nach dem Ghee keinen Hunger hat – er ist mir ja 4 Tage voraus.
Meine 1. Medizin hab ich auch schon genommen und da muss ich echt sagen: Ist mir schleierhaft, wie ich das 6 Wochen durchhalten soll. Das ist so viel, dass ich das nicht auf einmal abkippen kann. Also schluckweise – und jeder Schluck ist grässlich, dass es einen richtig schüttelt. Wer schon mal vor einer Darmspiegelung Glaubersalz nehmen musste, weiß wie das ist, wenn man weiß, das muss jetzt noch rein, aber der ganze Körper sträubt sich eigentlich dagegen. So, nur noch in bitter und saueklig ist das.
Was mich meeega freut: Vorhin war Dr. Gopika (die JuniorÄrztin) da und hat mich zu ihrer Hochzeit eingeladen, die sie am 21.11. feiert. Eine indische Hochzeit!!!! Da lacht mein Prinzessinenherz aber. Da können bis zu 1000 Leute kommen. Ich muss mir da noch was zum Anziehen kaufen und einen Briefumschlag. Hab schon gegoogelt: Geld ist am besten als Geschenk, weil die Brautpaare ja die aufwändige Hochzeit finanzieren müssen. Hoffentlich darf ich bis dahin alles essen – sonst krieg ich ja ne Krise! Eine indische Hochzeit – wie traumhaft!!! Also doch noch bissl Bollywood – hahaha …
Außerdem findet nächste Woche noch Divali, das Lichtfest statt. Ganz berühmt – also ich hab doch ein echtes Glück, oder? Hatte das ja schon am Flughafen gesehen:

Die Mittagsbehandlung besteht wieder aus der Ölmassage und die nachmittägliche dann aus dem Dharma – ich weiß jetzt, was genau da drin ist: Das ist heißes Wasser mit Buttermilch und Kräutern – und das wie gestern wieder eine Stunde lang über den Körper geleert. Die Therapeutin heißt Nangjay und ist superzart (und ganz winzig). Sie leert mit der einen Hand die heiße Mischung drüber (und das ist sehr bedacht – ich denke fast entlang irgendwelcher meridianer Bahnen oder so) und streicht dann mit der Hand nach – aber so hauchzart, das ist echt eine Wucht. Ich beeil mich danach mit dem Duschen, weil es ja nun in die Stadt geht. Marta hat zwei tuktuks bestellt und es stellt sich heraus, dass wir mehr sind als erwartet. Und so zwängen sich dann also jeweils 4 Leute zum Fahrer in das Tuktuk :-)… Bei der Gelegenheit lerne ich noch Sonali aus Mumbai, Irmini aus Paris und die Geschwister Javi und Lavi kennen – die heißen eigentlich anders, aber der Einfachkeit halber haben sie uns diese kurzen Namen gegeben. Die Stadt ist nur eine kleine, reicht für uns aber völlig aus. In einer Rekordzeit von 30 Minuten oder so haben wir alle eingekauft was wir brauchten: Shampoo, Waschmittel, Stoff zum Umbinden nach den Ölmassagen – und kein Essen! Hat sich wirklich jeder dran gehalten – sehr schön :-). Danach ging es noch zu einem Shiva Tempel. Montag ist der Tag des Gottes Shiva und da gibt es eine Zeremonie im Tempel. Wir wussten nicht genau, ob wir reingelassen werden, da wir ja kurzärmelig waren – aber dennoch alle mit langen Hosen, Kleidern. Glück gehabt: Durften alle rein – nur Aman musste seinen Kapuzenhoodie ausziehen und mit nacktem Oberkörper rein, weil Hoodies wohl nicht der Kleiderordnung entsprechen :-))). Sehr lustig. Die Zeremonie war nur eine kleine, also es wurde gebetet und mit viel Kerzenlicht und Geklingel dem Gott Shiva – der wichtigsten hinduistischen Gottheit – gewürdigt. Danach sollte eigentlich der ganze Tempel ringsum mit Lampen illuminiert werden, aber nachdem wir eine halbe Stunde oder so gewartet hatten, sind wir dann doch wieder zurück. Ich hab nicht fotografiert, weil ich das unpassend finde – und als Rachel gefilmt hat, ist sie auch direkt gemaßregelt worden – muss mal schauen, ob ich ihr Material haben kann, dann stell ich hier noch was ein.
War echt ein schöner Ausflug und es hat die Gemeinschaft nochmals schön zusammengebracht. In Summe sind hier 18 Gäste, aber eine Gruppe von 3 Französinnen hält sich sehr sehr zurück – die haben wenig, die eine gar keine Englischkenntnisse, was dann hier schon echt blöd ist. Aber gut: Werden schon warm werden mit der Zeit ;-))). Ich bin auf jeden Fall total froh, dass ich hier so nette Leute und so guten Anschluss gefunden habe.
Man ist trotzdem den Tag über in der Regel für sich, weil jeder zu anderen Zeiten seine Anwendungen hat. Und dann gibt es nochmals besondere Verhaltensanweisungen je nach Anwendung. Nach dem Ghee z.B. soll man auch ruhen und der Kopf darf nicht nass werden – keine Ahnung warum. Erfahr ich vielleicht noch. Ich merke auch, dass ich echt müde bin – denke das ist die Medizin, die ich immer nehmen muss in Kombi mit dem wenigen Essen vielleicht. Ist ja auch wurscht. So volle Power durchlernen ist halt nicht – auch egal. Ich lese, wenn mir danach ist und lerne wenn mir danach ist und schlafe wenn mir danach ist.
Ab morgen gibt es testweise das Mittagessen um 12:15 Uhr gemeinsam in der Yogahalle – aber nur das Mittagessen. Schade für mich, weil ich ja um 12 Uhr wieder meine 1. Anwendung habe und dann frühestens um 13:45 Uhr essensbereit wäre. Naja, ich hoffe darauf, dass ich auch mal andere Zeiten bekomme und dann teilnehmen kann. In der Gruppe essen ist schon schöner als alleine auf dem Zimmer.
Hier noch ein Bild unserer Gruppe:

Ich wasche abends noch meine neuen Stoffe (Munde heißen die Teile) und sehe mir dann ganz un-ayurvedisch „Angel has fallen“ auf Netflix an, weil meine Family sich den ausgeliehen hat und ich Gerard Butler einfach klasse finde. Jaaa, ich guck sonst ja auch kein Fernsehen oder Netflix oder so, aber das war jetzt mal richtig gut. Draußen geht wieder einmal die Welt unter – unglaublich wieviel Regen da sturzbachartig runterkommt! Mal schauen wie gut meine Wäsche trocknet bei der Luftfeuchtigkeit :-)).
Ihr seht alle wirklich sehr glücklich aus und paßt gut zueinander. Weiterhin viel Erfolg.
Dankeschön liebe Gerti – ja, eine schöne Gruppe macht gleich ganz viel aus. Bin auch echt happy, dass sich alles so gut fügt hier.