Die Yogasession findet heute wieder online im Yogaraum statt – klappt echt gut. Hab mir schon gedacht, dass Shibu aufpassen muss, dass sie hier nicht durch Beamer und Leinwand ersetzt wird. Nee, nee …. es ist schon viel besser, wenn sie da ist, aber wir wissen uns zu helfen. Selbst Lukas ist wieder gekommen und übt heute sogar streckenweise auf der Matte mit. Das freut mich mega. Mit seiner progressiven MS ist es total schön zu sehen, wie er von Tag zu Tag Fortschritte macht. Klar wird das alles dauern und es gibt auch niemals eine Garantie für Heilung, aber ein Stillstand wäre schon ein großer Erfolg. Wir drücken ihm alle die Daumen.
Danach habe ich heute eine Doppelanwendung: Erst meine Stempelmassage und dann noch die Dhara-Anwendung. Weil Marta morgen nach 3 Monaten und mit 20 Kilo weniger auf den Rippen geht, wollte sie noch einmal ins Shantigiri-Aschram fahren und Rachel und ich begleiten sie. Um rechtzeitig fertig zu sein, nutze ich wieder meinen Superfön an der Decke: Ventilator auf Maximum und dann rauf aufs Bett :-)).

Ihr braucht übrigens nicht auf dem Bildschirm rumwischen. Die weißen Flecken in meinen Haaren kommen vom dreckigen Spiegel :-))).
Um 11 Uhr ist Abfahrt und Marta ist schon die Wehmut in Person. Die ersten Tränchen sind bereits geflossen. Ich kann sie verstehen. Sie hat unlängst ihren Beauty- und Hairsalon in Verona verkauft und steht jetzt eigentlich vor dem Nichts bzw. vor einem Neuaufbau von irgendwas. Das Immobiliengeschäft würde sie reizen. Alte Häuser ankaufen, instand setzen und wieder verkaufen. Glaube das ist nicht so einfach, aber ich sage nichts. Will sie nicht entmutigen. Sie wird ihren Weg gehen – ist eine starke Persönlichkeit!
Eigentlich gehen alle komplett in weiß in den Aschram. Da ich gestern aber nur eine Leggings bekommen hätte, die wie eine lange Schießer-Skiunterhose aussah, habe ich beschlossen, dass ein weißes T-Shirt eben reichen muss. Also für den Aschram muss man ja jetzt nicht wirklich was extra kaufen. Marta hatte uns erklärt, dass man damit reiner ist. Naja, ich bin im Herzen rein und geduscht hab ich auch gerade. Das muss an Reinheit für heute reichen :-)). Rachel ist pink, also falle ich nicht alleine auf :-).

Wir sind in Summe fast 3 Stunden dort und ich bin total erschöpft. Wir hatten einen ganz netten Begleiter von dort, der uns alles erklärt hat, aber ich tue mich irgendwie etwas schwer mit dieser ganzen Gurusache. Insbesondere, wenn dann so pompöse Gebäude entstehen. Wir müssen nichts bezahlen, aber ich denke, das Ganze hier läuft auf freiwilliger Spendenbasis ab. Wir machen alle Zeremonien mit und werden dem weiblichen Guru vorgestellt, die hinter einem Fenster sitzt, flankiert von einem ihrer orangegewandeten Anhänger und einfach nur guckt. Ich weiß nicht …. in meiner Brust schlagen gerade zwei Herzen. Auf der einen Seite finde ich das alles irgendwie ganz schön affig, aber es ist wiederum auch sehr berührend, die Menschen zu beobachten, denen es viel bedeutet, sie zu sehen. Wenn man möchte, dann kann man ihr auch eine Frage stellen. Also man stellt sie einem ihrer Anhänger, der mit Headset im Ohr (ganz modern) dann entweder sie fragt oder selbst antwortet,. Ich frage, woher man denn weiß, dass man auf dem richtigen Weg ist und er antwortet mir, wenn man den richtigen Guru gefunden hat, ist man auf dem richtigen Weg. Aha …. Ich glaube, ich bin in meiner spirituellen Entwicklung noch Urschleim. In 3 Generationen kommt sowas wie ein Erlöser zur Menschheit. Wir sind die erste Generation. Wir haben die Strafen für die Sünden unserer Vorfahren zu erdulden. Hm … Wir treffen einen ihrer Anhänger, der als einzig Hellhäutiger ausgerechnet noch ein Deutscher aus Regensburg ist. Ich brech ab. Er ist seit 21 Jahren hier – hat seinen Guru mit 17 Jahren gesucht und gefunden. Ganz erstaunlich, mir vorzustellen, wie es so einen fränkischen Jüngling in ein Aschram nach Indien verschlägt. Seinen Status als – keine Ahnung wie das auf indisch heißt – orangegewandeter Anhänger hat er erst seit 2 Wochen. Zur Feier hat er ein eigenes Zimmer und einen neuen Namen bekommen, der für mich unaussprechlich und lang ist. Die letzten 21 Jahre hat er in einem Raum mit bis zu 15 Menschen geschlafen. Ach du grüne Neune. Während Corona musste er 2 Jahre nach Deutschland zurück, weil keine Visa mehr ausgestellt wurden. Er ist mir irgendwie suspekt. Nett, aber er ist der Meinung, dass wir als Menschheit ja alles verloren haben und eigentlich wettert er in netter Version über alles Mögliche. Deutschland geht gerade voll den Bach runter und so weiter und so fort. Ich denke mir, dass er wahrscheinlich gut aufgehoben ist, wo er ist, weil er bestimmt noch viel zu lernen hat :-). Ich weiß natürlich, dass ich auch nichts weiß, habe aber den Eindruck, dass ich mehr in Frieden mit der Welt bin, so wie sie ist. Ich kann sie ja nicht ändern, also konzentriere ich mich jeden Tag einfach auf die schönen Dinge des Lebens – und das nicht erst seit meiner Ayurvedakur. Es gibt so viel Schönheit und Nettigkeit um uns herum. Vielleicht einfach mal die Nachrichten aus, die Zeitungen zu und die Augen aufhalten ;-).



Die Lotusform des Tempels ist übrigens in vielen Religionen zu finden. Unser Guide erklärt uns, dass die Kuppel an den Moscheen – oder die Minarette – auch Lotusblüten darstellen. Interessant! Da muss ich mal darauf achten.
Die Mädels wollen danach noch in einen der angegliederten Shops und ich merke, wie mir langsam der Kreislauf abkippt. Am Zucker kann es nicht liegen, denn wir haben im Rahmen der Zeremonie neben Asche und einem Schluck Wasser auch eine Handvoll von irgendwas Süßem bekommen – also wirklich eine Handvoll: Das Zeug (sehr lecker übrigens) würde jedem auf die Hand gekippt – wie ne Hostie halt, nur dass es was zuckrig-krümeliges war. Mir fällt grad noch ein, dass ich den Inhalt meiner rechten Hand nicht mit der linken Hand essen sollte, weil die ja in Indien zum Popoabwischen benutzt wird. Beobachten hilft und so gelingt es mir auch, das ganz souverän zu essen. Als Rachel noch anfängt, in dem Shop nach Stoffen zu fragen, muss ich in die Hocke gehen – dann fall ich nicht so weit, falls ich falle. Die Verkäuferin sieht glaube ich mein Leid und bringt mir einen Hocker. Die Mädels bekommen das garnicht mit und ich sage auch nichts. Nachdem wir dann noch 3 verschiedene Läden ansteuern müssen, weil Rachel unbedingt Pflanzenmilch für ihren Kaffee haben will, geht es dann eeeeendlich nach Hause zurück. Sie hatte Kaffee aus Israel mitgebracht und ich glaube, nicht getrunken, bis Frau Dr. Gopindrah ihr in dem Vortrag gesagt hat, dass Kaffee gut für die Leber glaube ich sei. Seither scheint sie wohl Kaffee zu trinken. Nicht, dass es hier sowas offiziell geben würde. Den muss man sich schon mitbringen. Wobei ich es für ein bisschen kontraproduktiv halte, aber das muss ja jeder selbst für sich entscheiden.

Zuhause gibt es erst Mal verspätetes Mittagessen (sehr lecker: Sprossensalat) und ich setze mich an den Blog. Bin eigentlich echt müde, aber wenn ich das jetzt nicht mache, komme ich nicht mehr dazu. Um 17:30 Uhr haben wir heute außerplanmäßig eine Qi Gong Atemübungs-Session mit Shibu. Deshalb ist die Yogastunde heute Morgen mit ihr ausgefallen – wir dann halt mit Aufzeichnung. Ich muss sagen, diese gemeinsamen Sessions sind wirklich sehr schön. Denke, das zuhause weiterzuführen ist was ganz Anderes. Aber wir sind alle sehr bestrebt, das zu tun.
Da es Martas letzter Abend ist, nehmen wir wieder die Terrasse der Parisiennes in Beschlag und freuen uns wie Bolle als es heute mal für fast alle (inklusive mir, exklusive Marta :-() Upma mit Pappadam gibt. Soooo verdammt lecker! Ich gebe Marta von meinem Essen ab – sie wird sich morgen wohl nicht mehr wiegen und sie ist nun auch happy :-).
Danach noch eine letzte Runde Macciavelli und dann geht der ganze Trupp spontan mit in mein Zimmer, weil die, die sie noch nicht gesehen haben, meine neuen Kleider sehen möchten. Groß ist das Gelächter, als ich meinen Kleiderschrank öffne.

Look at this – typical German. It looks like in a shop – so die Kommentare. Ich bekomme diverse Angebote, andere Zimmer aufzuräumen, die ich hier aber dankend ablehne :-))). Ich glaube, ich hab die Kleider jetzt bestimmt zum 10. Mal wieder zusammengefaltet. Denke, jetzt hat sie aber echt fast jeder gesehen. Lavi zeigt mir nochmals wie ich meinen Schal binden kann zu dem Kleid für die Hochzeit und ich muss mir doch eine blaue Leggings besorgen – sehr eindeutige Meinung der beiden indischen Schwestern – und die müssen es ja wissen. Muss aber in genau dem Blau sein. Na gut, schaue ich dann. Eine lockere leichte Hose für drunter wäre ja auch gut eigentlich. Hab ja noch Zeit.
Beim Verabschieden fließen wieder ein paar Tränen, obwohl Marta erst um 8 Uhr abgeholt wird und damit noch an der morgendlichen Yogasession teilnehmen kann. Das wird ein Geheule morgen – das weiß ich jetzt schon. Sie fliegt ja noch nicht heim nach Italien, sondern erst Mal 3 Stunden weiter in ein Aschram, in dem Amma ist. Das ist die Inderin, die alle umarmt. Damit wurde sie berühmt. Die drei Parisiennes begleiten sie dorthin und kommen dann irgendwann spät in der Nacht zurück. Bin mal gespannt, was sie sagen. Hab von Amma gelesen, als ich noch zuhause war. Ganz interessante Geschichte. Jetzt bin ich aber echt müde. Es ist schon 22:08 Uhr und damit eig. viel zu spät für meinen 6 Uhr Yogawecker.
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