Tag 2 in Marrakesch startet mit einem supergesunden und leckeren Frühstück auf der Dachterrasse unseres Riads. Eigentlich standen heute Jardin Majorelle mitsamt Yves Saint Laurent Museum auf dem Plan, aber da man dort am besten schon zur Öffnungszeit ankommt und wir keine Lust auf Abhetzen haben, werfen wir alles um.
Erster Anlaufpunkt ist das „La Mamounia“, ein 5 Sterne Hotel, das sich als heißbegehrter Instagram Fotospot etabliert hat. Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass wir uns da ins Hotel einschleichen und einfach Bilder machen – insbesondere nicht im Bikini am Pool – aber für ein gutes Bild geht man als Lifestil Poser wohl auch mal das ein oder andere Risiko ein…. ich überlege mir also, wie wir die Nummer halbwegs sauber durchziehen können, während wir auf dem rund 20minütigen Fußmarsch schon allerhand tolle Dinge entdecken und natürlich für die Ewigkeit festhalten.




Am La Mamounia werden wir doch nicht prompt schon am Eingang abgefangen? So ein Mist… wahrscheinlich sah ich schon zehn Meter gegen den Wind schuldbewusst ohne Ende aus. Aber weit gefehlt: Das Hotel scheint die Publicity durchaus zu würdigen, nur leider nicht am Wochenende – da gehört das Hotel einzig und alleine den Gästen. Als wir dem Portier mit treudoofem Hundeblick erklären, dass wir morgen zu den Ouzoud Wasserfällen fahren und daher leider nicht mehr kommen können, drückt er nicht nur ein Auge zu, sondern überlässt Jenny sogar einen Nebenraum, damit sie sich in ihren neuen Kaftan umziehen kann, der für exakt diese Fotolocation unbedingt mit musste. Jenny meint ja, es wäre am Ende ihre täuschend echte Yves Saint Laurent Tasche gewesen, die den Herrn dazu bewogen hat, uns dann doch ausnahmsweise reinzulassen. Der Bikini bleibt Gott sei Dank in der Tasche und wir dürfen uns das ganze Außengelände und den Garten anschauen. Fotografieren ist ebenfalls erlaubt, nur nicht im Hotel …. hüstel, hüstel ….






So flanieren wir also wie Gäste durch die herrliche Anlage, wobei Jennys Wunschbild ganz offensichtlich irgendwo im Innenbereich abgelichtet werden müsste – der ja tabu ist. Also wir – erst Mal ohne Handies in der Hand – im ganzen Hotel rumgelaufen, ohne jedoch fündig zu werden.
Wo ist dieser legendäre schwarz-weiße überdachte Innenhof? Jenny checkt den Grundriss des Hauses und hat eine Ahnung. Ein junger Angestellter, den wir letztlich fragen, führt uns bereitwillig hin. Klar, dass wir das Fotoverbot jetzt natürlich umgehen wollen. Die Gelegenheit kommt nie wieder und es ist eh keiner in Sicht.

Blöd nur, dass just in dem Moment, als ich Jenny ablichten will, die Türe aufgeht und uns ein anderer Portier nach unserer Zimmernummer fragt. Wie peeeeeinlich …. na gut, die Wahrheit ist dann doch das Beste. Natürlich erklärt er uns, das wir das nicht dürfen…. Hundedackelblick…. „one picture maybe? … klimper, klimper … alla gut – die Marokkanischer sind einfach nett. Wir legitimieren das Ganze mehr oder weniger, indem wir ihn das Foto von uns beiden machen lassen – oder machen ihn halt zum Mittäter – wie man es nimmt… hehe.

Wir bedanken uns überschwänglich nicht nur bei ihm, sondern auch den mittlerweile zwei Herren am Eingang und gehen nach vielen ausgetauschten guten Wünschen weiter in Richtung Bahia Palace. Mittlerweile ist es wieder brütend heiß und wir brauchen dringend eine Pause und Flüssigkeit. Das Zeitoun Cafe auf dem Weg lacht uns an und wir gönnen uns neben Wasser auch zwei große Smoothies. Bei diesen hohen Temperaturen soll es einfach nur frisch sein.


Erholt vom langen Fußmarsch und wieder erfrischt folgen wir der spontanen Empfehlung eines netten Marokkaners, uns unbedingt die Tambeaux des Saadiens anzusehen, die quasi gegenüber des Cafes liegen. Wer sich für detailreiche Holzrahmen und -decken, traditionelle marokkanische Fliesenkunst und natürlich Tadelakt begeistern kann, darf dieses Sultansmausoleum und Weltkulturerbe der Unesco nicht missen.




Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Es ist so traumhaft schön. Irgendwie sieht es aus, als wären wir die totalen Foto-Junkies, aber in dieser Stadt kommst Du echt von einem Begeisterungssturm in den nächsten – also wir zumindest.
Das letzte, was uns jetzt noch von unserem langen Heimweg trennt, ist der Bahia Palace. Klar….. am Ende ähneln sich die Paläste, Außenanlagen mit Palmenhainen, Orangen- und Olivenbäumen, Holzarbeiten und Fliesenkünste irgendwann, aber jede Sehenswürdigkeit, der Weg dorthin und die netten Begegnungen waren es wieder sowas von wert heute.









Keine Ahnung, ob es an unserem Auftreten liegt, aber ich kann mich den vielen Meinungen im Netz zu den Touristenabzocken echt nicht anschließen. Wir sind zwar darauf vorbereitet gewesen, haben aber ausnahmslos nette Begegnungen. Wir begegnen allerdings den Einheimischen auch immer mit Respekt und einem netten Lächeln – keiner möchte aufdringlich penetrant seine Ware an den Mann bringen, sondern respektiert im Gegenzug unser Nicht-Interesse. Nicht nur das: Als sich heute das einzige Ladekabel für das Ersatzhandy mit örtlicher Simkarte verabschiedet, werden wir in einen eindeutig einheimischen Shop geschickt. Für schlappe 20 Dirham pro Stück (bei umgerechnet zwei Euro und einem älteren Herrn, der jedes Kabel extra vor unserem Augen auspackt und testet, kommen wir garnicht auf die Idee zu handeln) nehmen wir gleich zwei davon. Da er nicht rausgeben kann, bekommen wir sie dann einfach für 30 Dirham und können weiterhin den Hotspot für unsere IPhones nutzen.
Wir reservieren noch einen Tisch für heute Abend und kommen dann endlich völlig kaputt und durchgeschwitzt im Riad an. Da ich effektiv nur drei Stunden Nachtschlaf hatte, mache ich frisch geduscht erst Mal ein herrliches Mittagsschläfchen, während Jenny schon die digitale Ausbeute sichtet und in das benötigte Instagram Format bringt.
Danach freuen wir uns auf einen traditionellen Minztee, den wir im Knock Knock einnehmen, einem kleinen Cafe mitten in den Souks – ein marrokanischer kleiner Salat überbrückt dann auch noch die Wartezeit bis zum Abendessen um 21:30 Uhr. Wir sind schon ziemlich k.o. heute – sind mittlerweile deutlich über 10 Kilometer bei affiger Hitze gelaufen und die Füße und Beine streiken jetzt. Ein letztes Mal müssen wir uns noch aufraffen zum Abendessen, das wir auch nicht ausfallen lassen wollen, weil es morgen ja schon zeitig auf einen langen Tagesausflug zu den Ouzoud Wasserfällen geht.






Ich träume ja noch immer von einem Hammambesuch, aber Jenny kann sich noch nicht dafür begeistern, kräftig abgeschrubbt und damit eventuell ihre Sommerbräune loszuwerden. Naja, Dienstag ist ja auch noch ein Tag. Ein Besuch Marokkos ohne Hammam wäre eine echte Schande. In Luxushotels einsteigen, aber dann vor nem Waschlappen kneifen … ich fass es nicht…
Das Abendessen im „La Cantine des Gazelles“ ist ebenso wie die Cocktails und der Service absolut einzigartig. Da heute der Ramadan endet, machen sie leider für 5 Tage zu, um das gebührend zu feiern. Wir wären sonst definitiv noch ein weiteres Mal hergekommen!


Der Rückweg durch die Souks ähnelt einem Volksfest. Massen muslimischer Familien sind auf den Straßen unterwegs. Überall riesige Menschentrauben vor Ständen, an denen lauthals Waren angepriesen werden – mutet an wie eine Mischung aus Schlussverkauf und Jahrmarkt. Und immer mittendurch in zum Teil halsbrecherischer Geschwindigkeit: Roller
Erstaunlicherweise scheint aber nichts zu passieren – fordert nur immer eine erhöhte Aufmerksamkeit aller hier – wir lernen schnell.
Jenny wird wieder hoch gehandelt, ich probiere eine Hose an, die mich unglaublich fett macht, weswegen sie dableiben darf. Als ich das dem Verkäufer erkläre, meint er nur, an Jenny würde sie super aussehen, an mir… „Couscous“….. und so überlege ich den Rest des Abends, ob Couscous jetzt ein Synonym für einen dicken Hintern ist oder wie ich das verstehen soll. Auf jeden Fall ist das jetzt unser Insiderwitz, der noch für einige Lacher sorgt heute Abend. Jenny wird nochmals verhüllt an einem Stand und bekommt dadurch ein weiteres tolles Foto raus. Ein sehr erschöpfender und erlebnosreicher Tag geht nun zu Ende. Gute Nacht.


Sehr schöne Bilder! Mädels weiter so….
Chillige Grüße aus Bella Sicilia
Dicken Schmatzer
Dicken Schmatzer zurück – freuen uns auf Bilder von euch