Meine Tage hier folgen einem geruhsamen Rhythmus, der mir viel Raum zum Lesen, Schlafen und zur Innenschau gibt. Täglich zwei Anwendungen, die so liegen, dass ich eigentlich immer irgendwie beschäftigt bin. Entweder in der Therapie oder ich muss warten, bis das Öl eingezogen ist, duschen und dann bisschen was lesen / schlafen … Muss sagen, dass ich wirklich müde bin. Eigentlich fast immer.
Das Backpacking fühlt sich an, als wäre es schon Monate her.
Ein ganz großer Moment der letzten Woche war natürlich die Hochzeit am Sonntag, dem 17.09. – letztes Jahr sind wir ja als Gruppe hingegangen. Das ist dann doch was anderes als ganz alleine auf eine indische Hochzeit zu gehen. Und dann noch im Sari. Aber es lief sehr gut. Hab mich mit dem Tuktuk hinbringen lassen, was nur semi-intelligent war, weil da natürlich der Wind durchpfeift und ich die ganze Zeit meine Haare festgehalten hab, damit ich nicht aussehe wie ein Wischmop, wenn wir ankommen.
Nadasha hatte mir zusammen mit Drisya mit dem Sari geholfen. Dieses Jahr hab ich mir als Petticoat ja so ein enganliegendes Jerseyteil gekauft, was viel sexier aussieht und sich auch besser anfühlt, als der Baumwollpetticoat vom letzten Jahr. ABER: Zum einen sieht man den Petticoat nicht, weil er unten drunter ist (also kein Grund sexy zu sein) und zum anderen hab ich festgestellt, dass man mehr schwitzt drunter. Ja gut, manche Dinge muss man einfach selbst ausprobieren. Viji hatte mir immer zu den Baumwoll-Petticoats geraten. Dafür kann ich diesen hier aber zuhause in Deutschland als eigenständigen Rock anziehen – jaaaa, das mag jetzt meine indischen Leser schwer schockieren :-))), aber sowas kann man – wenn man dünn genug ist – bei uns super anziehen. Shapewear vielleicht noch drunter ;-).


Die Reception, was der Empfang ist, fand draußen statt. Ich war echt froh, als direkt Karthik auf mich zukam, den ich ja letztes Jahr als Videograph schon kennengelernt hatte. Seitdem sind wir über IG in Kontakt geblieben und so musste ich mich nicht ziellos durch die unbekannten Massen treiben lassen. Ich hab an dem Tag sooo viele von letztem Jahr wiedergetroffen, es war echt toll. Konnte mich nicht an alle erinnern, aber umgekehrt wohl schon – klar: Ist ja auch einfacher, wenn EINE fremde Person dazukommt, als für mich, wo quasi fast alle fremd sind.





Das Brautpaar ist echt süß gewesen. Dieses Jahr konnte ich die Zeremonie von einem richtig guten Platz aus verfolgen. Danach anstehen für die Gratulationen und ein Foto mit dem Brautpaar und danach dann wieder das legendäre Essen. Bin mit Karthiks Schwester, Tante und Mutter zum Mittagessen gegangen und es war wieder echt witzig. Man steht vor dem Raum an und sobald die Türen geöffnet werden, drängen sich die hungrigen Massen in den Raum. Unglaublich! Als hätte es für 10 Tage nix zu Essen gegeben. Aber da wir auch reinwollten, blieb uns nix anderes übrig, als halt mit zu schieben und zu drängeln – hahaha. Im Raum zu sein bedeutet aber noch nicht, einen Sitzplatz zu haben. Karthiks Tante hat dann zumindest eine Reihe für uns auserkoren und wir standen dann wie die Presser hinter den noch Essenden und haben gewartet bis sie fertig waren. Für mich war das gut, weil ich mir das nochmals alles anschauen konnte. Es gibt ja kein Geschirr und kein Besteck. Als Teller fungiert ein Bananenblatt und als Besteck die Hände. Was ich vom letzten Jahr abern icht mehr in Erinnerung hatte war, dass ganz zum Schluss so eine Art Soße oder Suppe ausgeteilt wird – direkt in die hohle Hand aus der man das dann rausschlürft. Gut, dass ich das vorher gesehen hatte und noch besser, dass ich mir unmittelbar vorher nochmal die Hände gewaschen hatte – hahaha. Dieses Mal hab ich auch nix gesagt von wegen kein Reis oder so. Nee, nee, alles genießen :-). Karthiks Tante machte sich Gedanken, weil es kein Besteck gab. Ich versteh zwar kein Malayalam, aber ich habs trotzdem verstanden, als sie Kavya (seine Schwester) darauf aufmerksam machte. Ich konnte sie beruhigen: Hab mich sowas von schnell an die indischen Gepflogenheiten angepasst, ich brauche kein Besteck mehr. Selbst mein tägliches Essen hier esse ich meistens mit den Händen. Das wird wieder eine Umstellung, wenn ich zuhause bin – oder auch nicht ;-)).
Alles in allem war es wieder ein sehr sehr schöner Tag und nachmittags ging es dann zurück, wo ich ausnahmsweise meine zweite Anwendung vorne im Ayurmana und nicht bei mir in der Villa hatte. Das hieß aber auch, dass ich ölig wie ich war in meine Klamotten musste, weil ich ja nicht nur mit Lungi umgewickelt auf der Straße zu meiner Villa laufen kann. Sehr unangenehmes Gefühl. Bin also sehr froh, dass ich sonst alles hier vor Ort habe.
Inzwischen ist auch Viji angekommen, was sehr schön ist! sie ist in Amans altem Zimmer untergekommen und wir haben – seit das Pärchen weg ist und ich alleine in der Villa bin – wieder unsere gewohnten gemeinsamen Abendessen auf unserer alten Terrasse. Aman und Patrick fehlen zwar, aber gut: Man kann nicht alles im Leben haben.
Nach dem Abendessen mache ich mich immer auf den Weg zu mir nach Hause. Nachdem das Doktor-Paar die Villa verlassen hatte, ordnete Dr. Maya an, dass nun täglich zwei der Therapeutinnen im Erdgeschoss der Villa schlafen müssen – zu meiner Sicherheit. So ein Quatsch. Hab Dr. Maya gesagt, dass ich niemanden hier brauche. Madhu ist hier und einer der männlichen Therapeuten. Sie schlafen beide im 2. Stock, ich hab den ganzen 1. Stock für mich alleine. Dass da dann extra 2 von den jungen Mädels noch hier schlafen halte ich echt für zuviel des Guten, aber okay: Das ist nicht meine Entscheidung. Ich meine aber, dass gestern niemand hier geschlafen hat. Also nur die erste Nacht und dann haben sie das vielleicht selbst eingesehen.
An einem der nächsten Wochenende werde ich meine letzte Fleischtour hier antreten. Mir fehlt ja noch das dritte Gericht auf meiner Indien-Food-Bucketlist: Chicken oder Beef Biryani. Das muss ich auf jeden Fall noch probieren. Ich hab schon eine Adresse genannt bekommen, wo ich am besten hingehen kann. Vielleicht gehe ich mit seiner Schwester und Mutter hin -). Die Schwester – die mich immer als ihre Schwester bezeichnet hatte – ist gestern aus allen Wolken gefallen, als ich ihr gesagt hab, dass ich wie ihre Mutter 49 Jahre alt bin. Sie hatte mich auf Anfang 30 geschätzt :-). Nett …. das hört man doch immer wieder gerne. Freue mich schon auf das Essen.
Mein Gewicht geht weiter nach unten, obwohl ich dieses Mal etwas weniger konsequent bin als beim letzten Mal. Soll heißen: Ich habe Mandeln und mittlerweile auch Honig in meiner Schublade und ich bekomme jeden Nachmittag einen Masala Chai, den ich allerdings ohne Zucker trinke. Die Mandeln und der Honig sind meine Betthupferl. Trotzdem geht es unaufhaltsam runter mit den Kilos. Schon witzig. Heute bei der Visite meinte Dr. Maya, ich solle auf nicht mehr als 55 Kilo runtergehen, denn sonst fehlen mir evtl .Vitamine und Mineralstoffe und Gelenkbeschwerden könnten anfangen. Dann hab ich also noch 2 Kilo bis zur Untergrenze. Hatte gestern auch angefragt, ob ich manchmal eine kleine Portion Reis haben kann. Trotz Reis gestern mittag (wirklich kleine Portion, die ich nicht mal aufgegessen hab) und meinen Mandeln und dem Honig waren es heute Morgen 57,1 kg und damit weitere 200 Gramm weniger als gestern. Da ich aktiv nichts zum Gewichtsverlust beitrage, bin ich mal gespannt, was passiert, wenn ich die kritische Marke von 55 erreicht habe. Ob ich dann gemästet werde wie Aman letztes Jahr :-)))? Ich erinnere mich, dass ich 2008, als ich Krebs hatte und die Fastenkur gemacht hab danach ja von garnichts essen auf Basenfasten umgestiegen bin. Und mit Basenfasten hatte ich mich irgendwann auf 54 Kilo eingependelt. Scheint also mein gesundes Langzeitgewicht zu sein. Mache mir da aber keinen Stress. Bin ja schon glücklich, mal wieder eine 5 als erste Zahl auf der Waage zu sehen.
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