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07.09.23 – Nachtfahrt nach Delhi, Flug nach Bangalore und dann nach Trivandrum

Die Nacht im Sleeperbus ist – trotz eines wirklich sehr modernen und eigentlich auch komfortabel aussehenden Reisebusses doch nicht so erholsam wie gedacht. Obwohl zwei junge Männer netterweise unsere Plätze in der letzten Reihe mit ihren eigenen tauschen (die letzte Reihe hat keine Fußstütze, also nur normale Sitze), ist es ein dauerndes Rumdrehen und Suchen einer guten Position. Naja egal. Morgens um halb 8 kommen wir dann am Kashmiri Tor in Delhi an, von wo aus wir dann mit der Metro zum Flughafen fahren. Metrofahren in Delhi ist wirklich sehr komfortabel und preiswert. Am Flughafen nochmals südindisches Essen frühstücken, dann heißt es nach einem gemeinsamen Monat erst Mal Abschied nehmen. Viji fliegt für 10 Tage zu ihrer Schwester nach Chennai und ich direkt ins Ayurmana. Mein Flieger geht um die Mittagszeit nach Bangalore, dort eine Stunde Aufenthalt und weiter nach Trivandrum, wo ich abends um 18:45 Uhr dann glücklich lande. Mein Tuktukfahrer Arun kann mich dann doch nicht abholen, weil sein Gefährt kaputt ist. Meine Feilscherei mit den Taxifahrern am Flughafen bringt mir zumindest den Preis von 1100 INR ein. Im Ayurmana gebucht wären das 2000 INR gewesen – also gespart. Tuktuks fahren hier überhaupt nicht. Der Taxifahrer ist sehr nett und fährt mich noch nach Pothencode, wo ich mir im gleichen Shop wie letztes Jahr einen Lungi kaufe (das Tuch, das ich nach den Massagen um meinen eingeölten Körper wickle, um dann alles für eine Stunde einwirken zu lassen.

Dieses Mal bin ich ja nicht direkt im Ayurmana, sondern 5 Minuten fußläufig entfernt in einer Villa, die sie erst kürzlich gekauft haben. Dort ist bereits ein Ehepaar, das sich als der Bruder und die Schwägerin des – bereits verstorbenen – Gründers von Ayurmana herausstellen. Beides Schulmediziner und sehr ruhig. Wir leben hier quasi in einer WG zusammen. Jeder hat sein eigenes Zimmer mit Bad, aber den Aufenthaltsraum und das Esszimmer teilen wir uns. Es gibt noch ein drittes Zimmer hier, das ist aber noch leer. Momentan bin ich der erste Gast hier, der nicht zur Familie gehört. Das Haus ist sehr schön, aber es fehlt natürlich noch an ein paar Sachen. So ist das halt, wenn man wo neu einzieht.

Meine beiden Beine sind total angeschwollen an den Knöcheln. Denke, denen hat die viele Fliegerei und die Nacht im Bus nicht so gut getan.

08.09.23 – Schontag

Der Wecker klingelt pünktlich um 5:45 Uhr und ich wandere gemütlich hoch zum Yoga. Die Wiedersehensfreude ist groß! Sowohl Shibu als auch danach die Therapeuten freuen sich sehr – und ich mich auch. Auch die anderen Gäste sind sehr nett, wobei es natürlich ein totales Novum ist, dass jemand zum Yoga herkommt, der hier nicht wohnt. Das Doktor-Ehepaar geht nicht zum Yoga, weil sie ihre Gheetage haben. Man kann an den Tagen trotzdem zum Yoga, aber halt davor und nicht danach. Hab ich immer so gemacht. Soll aber jeder so machen wie er mag.

Nach dem Yoga kommt der große Moment der Wahrheit: Was hat der eine Monat Streetfood in Bezug auf mein Gewicht gebracht? Sehr erfreulich. Zuhause bin ich mit 62,5 kg gestartet und nun sind es 60,8 kg. Dafür werde ich heute gemästet. Ganz untypisch für hier. Kenne das nur von Aman, der ja immer besonders viel zu Essen bekommen hat, weil er zunehmen musste.

Auch das Wiedersehen mit Dr. Maya ist sehr herzlich. Es gibt mittlerweile 2 weitere junge Ärzte und zusätzlich zum Yoga wird nun um 17 Uhr jeden Tag auch eine Meditationssession mit der jungen Ärztin oder dem jungen Arzt angeboten. Toll! Da komm ich natürlich auch! Außerdem ist die einzelne Villa oben auf dem Hügel umgebaut worden in einen Komplex mit mehreren Zimmern und einem eigenen Therapieraum. Als ich beim Küchenteam vorbeischaue und Hallo sage, zeigt mir Vipin auch hier die Veränderungen. Es ist ein zweiter Küchencontainer dazugekommen. Also das Geschäft mit Ayurveda scheint zu boomen! Ja klar: Das haben wir ja schon in Rishikesh und in McLeod Ganj gesehen. Und wenn es dann so eine renommierte Adresse ist wie hier, dann rollt der Rubel. Neu ist übrigens auch, dass es Mineralwasser gibt. DAS finde ich ja wirklich sehr bemerkenswert. Sonst gab es nur heißes Wasser und zweimal am Tag Grüntee. Die Grundlagen werden also etwas aufgeweicht, um dem Geschmack der Gäste gerecht zu werden ;-).

Absolut herrlich ist, dass ich mich nirgendwo ein- oder austragen muss. Also ich weiß nicht, ob ich es muss, aber ich fange garnicht damit an – hihihi. Ganz selbstverständlich komme und gehe ich gerade so wie ich will. Da morgen meine Gheetage anfangen, an denen ich weder der Sonne noch dem Regen ausgesetzt sein und dafür viel Ruhe genießen soll, will ich heute noch meine Besorgungen machen. Laufe also nach meiner Unterredung mit Dr. Maya in den kleinen Ort Ayiroopara runter, wo mich natürlich prompt Jayasree anruft und fragt, wo ich sei, weil ich um 11 Uhr Massage habe. Es ist 11:03 Uhr – mir hat keiner was gesagt. Ich stehe eigentlich grad mitten in dem kleinen Shop der alten Schneiderin und will mir 2 Nighties (Nachthemden hier) aussuchen, die sie mir dann enger und kürzer machen soll, so dass ich sie als Kleid tragen kann. Daraus wird nun nichts. Die Massage wird auf 11:30 Uhr verlegt und ich flitze in einem Affentempo in der Hitze zurück und komme total verschwitzt um 11:26 Uhr. Uff …. das reicht dann zumindest für eine superschnelle Dusche bevor ich meine erste Massage hier genieße. Wir haben in unserer Villa nicht nur unseren eigenen Therapieraum, sondern auch unser eigenes Massageteam, das für die Männer aus Akhil und für die Frauen aus Drishia, seiner Frau. Wie witzig! Ich kenne sie ja schon von Instagram, wo ich die Hochzeit der beiden verfolgt hab. Sie ist eine ganz Nette und massiert ebenfalls hervorragend. Ich hab bei Dr. Maya angegeben, dass mein Hauptpunkt mein Lipödem ist. Super, wenn sie sich dieses Mal von Anfang an darum kümmern. Trotz der Gewichtsabnahme und trotz der Diät sind die Knie, Oberschenkel und Oberarme verbesserungswürdig. Außerdem spreche ich meinen Haarausfall an und Dr. Maya meint nach Sichtung meiner Zunge, dass ich Vitamin B brauche. Durch das Weglassen von Brot und Nudeln und so fehlt mir da vielleicht was.

Dass ich nach der Massage im Lungi rumlaufe ist eher untypisch für das Pärchen, aber ich setze mich auf meinen Balkon und lese gemütlich. Ich werde nicht anfangen, meinen eingeölten Körper in irgendwelche Klamotten zu packen, die ich danach wegwerfen kann. Natasha, die Frau hat zwei typisch indische Kombis bestehend aus Hose und Kurta für die ganze Ölerei. Nee, nee, das ist mir zu blöd, das mach ich nicht.

Abends nach der Meditation organisiere ich mir ein Tuktuk und feilsche wieder kräftig mit dem Fahrer, der sich als Fahrer auch fürs Ayurmana herausstellt. Sehr witzig. Jayasree hatte eigentlich für mich angerufen mittags und mir gesagt dass ich für 250 INR nach Pothencode und zurück gebracht werde. Als ich ihr sage, dass das zu teuer ist meint sie, nein, normalerweise kostet es 300 INR. Dann hat ihr Fahrer aber doch keine Zeit. Als ich Abi – so heißt der Fahrer – auf der Straße anhalte ( da wissen wir beide noch nicht, dass es sich um den gleichen handelt), erkläre ich ihm, dass ich maximal 200 INR inklusive einer Wartezeit von 30 Min. bei Rajakumari und 15 Min. in der Ali Mall bezahle. Wir fahren also los und er meint, er sei ein Freund von Jayasree und ob ich die bin, für die sich angerufen hatte. Witzig!

Im Rajakumari ist auch wieder ein großes Hallo. Ich frage explizit nach Lakshmi und mir wird ein anderes Mädel mit dem Namen gezeigt, Nee, die meinte ich aber nicht. Macht nichts, ich kenne mich ja aus und gehe zielstrebig in den zweiten Stock zu den Saris. Den Mädels sage ich, dass ich max. 30 Minuten Zeit habe und einen Sari brauche für die Hochzeit, aber nicht viel dafür bezahlen will, weil ich ihn eh nur ein einziges Mal tragen werde. Auf einmal klopft mir jemand auf die Schulter und als ich mich umdrehe steht da … Lakhsmi! Es hat sich rumgesprochen, dass ich wieder da bin und wir umarmen uns herzlich. Meine Zeitbegrenzung ist wirklich gut, denn nach 10 Minuten haben wir einen Sari gefunden und ich kaufe mir noch einen Petticoat, der viel besser ist, als der den ich habe. Dieses Mal ist es ein elastischer und enganliegender Petticoat. Erst wollen sie mir Shapewear verkaufen, aber ich erkläre ihnen, dass mir das zu teuer ist und ich das außerdem nicht brauche – hehehe. Lakshmi hatte eigentlich einen gelben Sari, aber ich sage ihr, dass IHR die Farbe super steht, dass ich für mich aber nicht ganz so überzeugt bin und außerdem den Stoff schwitzig finde. Jetzt muss ich mir wieder eine Bluse nähen lassen und dann bin ich ausgehbereit.

Danach geht es nochmals in den Lungishop, wo ich mir einen zweiten kaufe, weil ich sonst mit den Armen trotzdem meinen Stuhl vollöle. Geht alles ruckzuck. In der Alimall noch schnell den Bimsstein für meine Füße und Shampoo gekauft und gut ist. Das Einzige, was ich nirgendwo bekomme ist eine Hochzeitskarte. Das Problem hatten wir ja letztes Jahr schon. Muss ich mir was überlegen. Glücklich, alles erledigt zu haben, kurven wir wieder zurück nach Ayiroopara. Im Ort drinnen sag ich Abi, dass er mich rauslassen kann, weil ich doch bei der alten Frau noch vorbei will. Um 19:30 Uhr hat die allerdings nicht mehr offen wie ich feststellen muss und ich kaufe mir in einem anderen Shop noch ein einfaches rotes Kleid für jeden Tag hier. Ist einfacher als mit den Oberteilen und Röcken. Ich hätte auch 2 Kleider gekauft, allerdings gehen die Ladenbesitzer nicht weit genug auf meine Feilscherei ein. Also bleibt es bei einem und laufe entspannt alleine im Dunkeln zurück. Ich bin ganz glücklich, dass ich so vogelfrei bin dieses Mal. Keiner, der mir nachtelefoniert (wenn ich nicht gerade Therapie hab) und keiner bei dem ich mich abmelden muss. Sooo gefällt mir das :-). Schon alleine unterwegs zu sein, wäre letztes Mal ein Unding gewesen, aber dann noch im Dunkeln. Tja, so ändern sich die Zeiten. Ich hab bewiesen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann – hahaha.

Der Doktor sitzt im Wohnzimmer und schaut fern und spricht wie üblich nicht. Ich genieße mein Abendessen, das schon auf mich wartet und aus 4 Dosas mit Curry und Gemüse besteht. Werde hier echt gemästet! Morgens gab es schon Dosas und mittags Reis. Naja, morgen beginnt der Ernst des Lebens und die Diät. Ich genieße also, solange ich kann.

Dr. Maya hab ich übrigens gleich Feedback gegeben (nachdem ich sie gefragt habe, ob sie es haben will). Was an dem Zimmer verbessert werden kann und auch, dass das Essen in Aluschälchen bei uns ankommt, was gegensätzlich ist zu dem, was sie uns letztes Jahr gelehrt hat. Außerdem kam Melone zum Frühstück dazu – und die soll auch komplett ohne was anderes in zeitlichem Abstand gegessen werden. Ab da kommt mein Essen auf diesen Portionstellern – finde ich viel besser und viel nachhaltiger.

Ich lese heute viel. Habe doch tatsächlich im Bücherregal im Ayurmana ein Buch gefunden aus der Weltbild-Reihe „Indien“, die ich mal hatte, aber leider verkauft hab. Ich kenne das Buch schon, aber dank meines lausigen Gedächtnisses macht das gar nichts. Auf jeden Fall lese ich das Buch jetzt ganz anders, weil mir vieles nun sehr bekannt ist, was dort erklärt wird. Klasse :-). Ich kann mich garnicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal einfach nur zum Spaß ein Buch gelesen hab. Also mal KEIN Fachbuch. Sehr entspannend.