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Der lange Schlaf tat echt Not! Werde das ab sofort immer so handhaben, dass ich mir einen Wecker auf 21 Uhr stelle und mich dann langsam bettfertig mach. Die Yogasession ist okay, wir hören Shibus Stimme aus dem Lautsprecher, ich wiederhole sie teilweise, weil nicht alle die Stimme am Lautsprecher verstehen. Super viele Hintergrundgeräusche machen das Ganze irgendwie echt laut. Ich hatte erst überlegt, ob ich mich vorne hinsetze wie sie, so dass nur ich das Video sehe, die Musik über die Lautsprecher abspiele und dann einfach nur ich ansage und vormache. Aber ich will mich auch nicht irgendwie hervortun und wir machen es so wie immer – mit Laptop und halt all den Hintergrundgeräuschen (die sehr laut hier sind durch all die Natur und dann noch vorbeifahrende Autos). Aber besser so als garnicht.

VJ erzählt mir morgens, dass Dr. Gopika und Jayasree sie angesprochen haben wegen der Transporte. Der Taxiunternehmer von vorgestern war wohl fuchsteufelswild. Sie würden extra die Tage blocken fürs Ayurmana und daher kostet das dann auch etwas mehr. Beide bitten darum, dass wir keine lokalen Leute mehr für unsere Ausflüge nehmen, sondern das über sie managen. Sie bekommen keine Provision, aber diese beiden Unternehmen (eins für Tuktuk, eins für Taxi) sind von ihnen ausgewählt, weil sie sicher sind und den Leuten auch immer helfen, wenn sie Hilfe brauchen unterwegs. Außerdem kann man sich mit ihnen verständigen. Ja stimmt schon.

Als ich nach meiner ersten Anwendung ölig in mein Tuch gehüllt meinen Tee auf unserer kleinen Terrasse trinke gesellen sich VJ und Aman dazu – und kurz darauf dann auch Dr. Gopika und Dr. Maya. Sie sagt, es sei ganz gut, dass wir drei beisammen sitzen und mir schwant schon: Da kommt was …

Aber sie ist total nett – wie immer, erklärt uns aber auf Umwegen, dass wir die Ausflüge sein lassen sollen. Der Gründer der Klinik hätte nie und nimmer erlaubt, dass die Patienten auch nur einen Schritt vom Gelände machen. Als sie nach seinem Tod übernommen haben, haben sie die Regeln gelockert, weil sie bemerkt haben, dass es vor allem für Ausländer schwierig ist, sich an Restriktionen zu halten. Aber wir sind in erster Linie aus einem medizinischen Grund da und der Körper und auch die Medizin und die Anwendungen, die wir bekommen wirken auf vielerlei Ebenen und brauchen Zeit und vor allem viel Ruhe. Sie meint, selbst eine Tuktuk-Fahrt nach Trivandrum schüttelt den Körper so durch, dass das je nach Behandlung absolut unverträglich ist und die Medikation dann sogar in eine gegenteilige Wirkung umschlagen kann. Auch die abendlichen Spaziergänge draußen müssen nicht sein. Wenn, dann aber nur 15-20 Minuten. Sie meint, wir sollten uns hier am besten durch gar nichts ablenken, sondern idealerweise so viel wie möglich Zeit mit Meditation und der Innenschau verbringen. Denn das hilft dem Körper bei der Heilung. Ihr abschließendes Wort ist, dass sie uns nur das Angebot der Unterstützung machen können, aber es ist unsere Option diese anzunehmen oder einen Urlaub daraus zu machen. Okay … das saß. Es war mir ja ehrlich gesagt schon klar. Ich hatte ja noch überlegt, ob ich Trivandrum vielleicht sausen lasse, aber die Aussicht auf einen Buchladen und der Bedarf einer goldenen Bluse für meinen Sari haben mich dann weich werden lassen. Es sind keine Ausflüge mehr geplant und ich konzentriere mich wieder voll und ganz auf den Grund meines Besuches hier! Sie war total nett und diplomatisch, aber dennoch kam die Aussage glasklar an – bei uns allen.

Meine Blutwerte sind da und die Schilddrüsenwerte sind nicht so gut. TSH mit 0,2 viel zu niedrig (sollte bei mir mit der Vorgeschichte mindestens 1 sein) und der FT4 viel zu hoch. Aber gut, dann nehmen sie sich des Themas vielleicht auch noch an :-).

Beim Mittagessen kommen die beiden Ärzte in den Yogaraum und die mobile Tafel wird gewischt und ich befürchte, es folgt Teil 2 – dieses Mal für alle – denn Rachel war ja nicht bei unserer Predigt light dabei. Und sie ist ja genauso ein verrücktes Huhn – eher noch verrückter würde ich sagen ;-). Aber es wird nur die Ankündigung, dass der 1.11. der Tag der Unabhängigkeit Keralas (des indischen Bundesstaates, in dem ich bin) ist – es folgen wieder interessante Geschichten. Leider lassen sich die Französinnen am Nachbartisch in ihrer Unterhaltung so garnicht von Dr. Mayas und Dr. Gopikas Anwesenheit stören, was mir sehr unangenehm ist – ich glaube, die drei sind froh, dass sie am Freitag fertig sind mit ihren drei Wochen Kur. Die Behandlungen sind nicht das Problem, aber das Essen. Mir schmeckt es, aber für die Franzosen scheint es die Hölle zu sein.

Ich hab irgendwie noch das Gefühl, dass Jayasree vielleicht sauer auf uns sein könnte und schreibe sie diesbezüglich ganz offen an. Sage ihr, dass ich das gerne geklärt haben möchte, weil ich es nicht mag, wenn jemand unhappy ist. NEEEEIIIIN – auf keinen Fall! Wir sind doch eine große Familie und sie sei traurig, wenn wir es sind… Na dann ist ja gut. Ich versichere ihr, dass uns das Leid tut mit dem Taxifahrer (also mir zumindest :-)) und wir eh keine Ausflüge mehr planen, aber falls wir doch nochmal wegmüssen, organisieren wir die Transporte über sie. Alle sind wieder happy – Gott sei Dank :-).

Ich schlafe zum ersten Mal glaube ich am Nachmittag (nehme mir das mit dem Ruhen zu Herzen) und hätte sicherlich noch länger gepennt, wenn nicht die Mädels mit der Medizin geklopft hätten. Muss mir unbedingt ein „Bitte nicht stören“ Schild basteln! Auf jeden Fall hat es gut getan. Ich hätte sogar fast unseren 17 Uhr Walk vergessen. Zu fünft gehen wir los und Rachel ist heute wieder sehr unternehmungslustig. Am liebsten die Waldrunde, ich sage ihr aber, dass wir nur 15 Minuten gehen sollen und dass ich außerdem befürchte, dass Aman nur immer mit uns in den Wald mitgeht, damit wir Frauen nicht alleine sind. Aber eigentlich ist die Runde nix für seinen Rücken – er soll nämlich eher im flachen Gelände laufen. Das hält sie für heute zumindest von der Waldrunde ab, nicht aber von einem langen Spaziergang. VJ ist dabei und insgeheim hoffe ich, dass zumindest sie nicht so lange laufen will und ich sie dann nach Hause begleiten kann, aber sie ist auch ganz wacker unterwegs. Also gehen wir gemeinsam bis zum Krishnatempel, beten eine Runde und ich kündige an, dass ich zurückgehe, weil ich von Moskitos aufgefressen werde. Stimmt nur teilweise, ist mir aber lieber, als zu sagen, dass ich mich echt unwohl fühle, wenn ich so absolut wissentlich die Anordnung missachte. Auf dem Weg sind Dr. Gopika und Jayasree mit dem Scooter an uns vorbeigefahren und ich bin heilfroh, dass wir heute nicht in der verbotenen Zone waren, sondern sie gesehen haben, dass wir auf dem empfohlenen Pfad geblieben sind … wenn ein paar Tage verstrichen sind, dann verblasst das auch wieder, aber so direkt am Tag der Predigt genau das Gegenteil dessen zu machen, was gesagt wurde widerstrebt mir schon sehr. Und wie hat sie so schön gesagt: Wir haben die Wahl, welchen Weg wir wählen. Ich den zurück 😉 – und VJ begleitet mich. Ich schummel um ne Viertelstunde bei der Ankunftszeit (müssen immer die Geh- und Kommzeit eintragen), so dass es „nur“ 45 Minuten sind und keine ganze Stunde, die wir weg waren.

Nach dem Abendessen spielen wir heute mal wieder Karten. 3 Runden Macchiavelli bei Rachel und dann ist es um 21 Uhr und alle gehen in die eigenen Zimmer und wohl auch ins Bett. Ich schau garnicht mehr ins Handy, mache WLan aus am MacBook und am IPhone und falle in einen tiefen Schlaf. Auf spekatuläre Sonnenuntergangsbilder werdet ihr nun wohl alle wieder verzichten müssen, aber die waren ja eigentlich auch nie geplant und deshalb eher eine Art Bonus gewesen ;-))).