Heute ist der große Abschied von Marta. Nach 3 Monaten im Ayurmana fällt ihr der sichtlich schwer. Insbesondere, wenn man zurückgeht in eine ungewisse Zukunft, die man sich erst Mal mit viel Engagement und Arbeit selbst aufbauen muss. Ein letztes Mal Yoga und die ersten Tränchen kullern. Gestern Abend haben wir noch ein schönes Gruppenbild mit Marta gemacht nach unsere Qi Ging Runde:

Mir bleibt garnicht so viel Zeit für Trauer, weil ich um 8 Uhr gleich meine erste Anwendung habe. Nun geht es um das große Thema Katzen. Der 5 Kilo Sack Katzenfutter, den Marta mir mitgeben will, damit ich die Katzenmama und ihr Junges bei mir weiter betreue geben wir in der Küche ab. Ich würde die Katzen sehr gerne weiter betreuen, aber es macht ehrlich gesagt überhaupt keinen Sinn. Das Kitten kam auf die Welt und bekam nach der Muttermilch direkt Katzenfutter. Das ist hier absolut nicht üblich! Das Kätzchen muss unbedingt lernen, auf eigenen Pfoten zu stehen. Deshalb nehme ich weder Futterschälchen noch Futter zu mir ins Zimmer. Ich denke, es ist die vernünftigste Lösung in Bezug auf die Zukunft des kleinen Sweethearts.
Nach der ersten Anwendung mache ich mir heute garnicht mehr die Mühe zu duschen, denn in 2 Stunden geht es weiter. Die Therapeutin hat mir den Tipp gegeben, das Öl einfach einziehen zu lassen und erst am Ende aller Anwendungen zu duschen. Einige waschen sich auch nicht täglich das Öl aus den Haaren, sondern schlafen dann halt mit Handtuch auf dem Kopfkissen, weil man doch einiges an Wasser und Shampoo braucht, bis das Öl wieder draußen ist.
Mein Frühstück besteht den 3. Tag hintereinander aus Ei und Salat. Muss nicht jeden Tag Ei sein, aber ich will nicht klagen.

Nach der 2. Anwendung und der gebotenen Pause geht es zum Mittagessen und dort lernen wir unsere neuen Mitstreiter kennen. Sandrine und Frederik aus Guadeloupe (das ist ein Archipel in der Karibik) – muss ich mir unbedingt näher anschauen, aber es wird schon das Paradies sein, wo sie leben. Nett die Beiden. Bleiben für 2 Wochen hier und machen dann noch einen Sightseeing Trip für 2 weitere Wochen. Eigentlich – so hatte ich das auf der Website gelesen – sollte man das Sightseeing an den Anfang setzen, damit nicht gleich wieder die ganze Erholung dahin ist, aber ist ja auch wurscht.
Der Rest der Truppe ist recht erstaunt, dass wir um die Mittagszeit in den Ort laufen wollen, was so ca. gute 30 Minuten sind, weil es ja so elendig schwülheiß ist. Rachel und ich sehen das locker. Sind ja nicht aus Zucker und der Verkehr wird auch viel besser sein als abends nach 17 Uhr. Jagi gesellt sich noch zu uns und wir starten – und schmelzen einfach nur so dahin. Es ist affig heiß und ich bin gefühlt nass bis auf die Unterhose. Der Schweiß rinnt mir an den Armen herab und das will was heißen. Auf dem Bild das T-Shirt ist normalerweise weiß. Ich denke, man kann gut sehen, dass es klatschnass ist.

Jetzt sind wir einmal los, jetzt geht es auch weiter. Wir machen langsam, gönnen uns zwischendurch an einem der Minilädchen was zu trinken und freuen uns schon auf die Lädchen. In einem der kleinen Lädchen erstehe ich tatsächlich noch 2 restlichen Diyas (diese kleinen Gefäße, die man als dekoratives Licht verwendet) inkl. Baumwolldocht und einem Fläschchen Sesamöl.

Da freu ich mich wie Bolle, weil die waren nach Divali nirgendwo mehr zu bekommen. Ich denke, ich kaufe mir Ton, wenn ich nach Hause komme (also richtig nach Hause) und mach da mal welche :-). Wenn es nicht so heiß wäre, wäre der Weg fantastisch – es gibt viel zu sehen:




Was da hängt sind nicht etwa Putzlappen. Nein…. das sind Kautschukmatten. Das ist genau das, was in der Maschine, die ich vor ein paar Tagen gezeigt hatte aus der Ernte der Kautschukbäume hergestellt wird. Irre, oder? Wie es danach weitergeht weiß ich (noch) nicht. Hab ja noch bissl Zeit, das rauszufinden ;-).
In dem Mini-Örtchen finden wir Nighties – das sind lange Nachthemden, die die indischen Frauen auch echt tatsächlich nachts im Bett tragen – absolut nicht sexy, aber wird im Ayurmana gerne genutzt für nach den Anwendungen, wenn man komplett eingeölt ist. Die Dinger sind nur in XXL zu bekommen und ein viel zu langes Zirkuszelt will ich nicht. Die alte Dame in dem Minishop erklärt mir, dass sie die beiden Nighties innerhalb von 15 Minuten kürzen und verschmälern wird – mir fällt die Kinnlade runter. Alla gut. Da bin ich ja gespannt. Das abgeschnittene Stück von unten soll sie nicht wegwerfen, das nutz ich dann für die Haare. Da Rachel auf der Suche nach Knöpfen und ich nach einem flexiblen Maßband bin (wofür wohl ;-)), nutzen wir die Wartezeit für den nächsten Laden – und dort verliere ich mein Herz an einen Sari! Mich hatte ja schon immer interessiert, wie das funktioniert. Der Sari kostet 750 INR, das sind 10€. Zusammen mit einem anderen Sari, den ich als Tischdecke plane, einem Unterrock (wusste nicht, dass man sowas braucht unter einem Sari) und meinem Maßband wären das 1080 INR. Jagi handelt mit dem Verkäufer wie wild. Ich – total kontroproduktiv – flüster ihr dauernd zu, dass es echt okay ist und sie nicht handeln soll. Ich bezahle am Ende auch meine 1080 INR, weil es für mich lächerliche paar Cents sind (nicht missverstehen, ist auch Geld, aber die Verhältnismäßigkeit sollte doch stimmen) und für die Oma sicherlich mehr bedeutet.
Meine Nighties sind echt fertig und wir laufen in Richtung Ayurmana, wo wir durchgeschwitzt ankommen … nur um 10 Minuten später zu unserem 17 Uhr Walk aufzubrechen. Da wir das ja ins Leben gerufen haben, will ich da auch keinen Rückzieher machen. Zumal wir heute einige ermutigt haben, sich uns anzuschließen, die noch nie dabei waren, weil sie nicht so gut zu Fuß sind. Wir gehen daher eine kleine Strecke für die Fußlahmen auf der Straße, geben sie auf dem Rückweg wieder ab und laufen dann die uns unbekannte große Runde durch den Wald – andere Seite als sonst. Ganz tolle Strecke! Mitten durch den Dschungel, an den Hütten und Häusern der Einheimischen vorbei, die alle total lieb sind und sich freuen über unseren Besuch. Einer schenkt mir frischgepflückte Gurken und als wir aus dem Wald rauskommen, sind wir wieder …. in dem kleinen Örtchen. Ich werd verrückt! Da haben wir also noch mind. ne halbe Stunde zu laufen. Also heute kommen wir auf Kilometer!
Im Dunkeln kommen wir an und Aman, VJ und ich richten unsere Terrasse direkt wieder für unser Candle Light Dinner her. Nach dem Essen zeige ich den beiden meine Saris und VJ bietet mir an, zu zeigen wie das geht.
Ganz schön aufwändig, aber das Ergebnis ist einfach toll! Ich wandele also mit meinem Sari erst in die Küche, um ihn den Köchinnen zu zeigen (weil nur sie hier Sari tragen) und dann hoch zu Jagi und Lavi. Die beiden sind hellauf entzückt und von da an werde ich zur Schminkpuppe :-))). Kajal muss her, bisschen Lidschatten, ein Hauch von Lippenstift, außerdem ein Bindi und Ohrringe. Und dann werden Fotos gemacht:



Ich fühle mich wie eine Prinzessin und gemeinsam sitzen wir dann noch zu fünft und erzählen bis halb zwölf! HALB ZWÖLF!! Im Ayurmana ist das ja eigentlich viiiiiel zu spät. Aber es werden sehr private und berührende Themen besprochen und wir vergessen alle völlig die Zeit. Es geht um arrangierte Ehen, Missbrauch und die Kasten. Ich bin sehr erstaunt, dass die Ehen auch heute noch von den Eltern arrangiert werden. Für Aman mit seinen 25 Jahren ist das völlig normal und okay. Auch Jagi und Lavi sind arrangiert verheiratet worden. Geheiratet wird normalerweise nur innerhalb der eigenen Kaste. Aman erklärt uns, dass eine Heirat in Indien nicht nur eine Sache zwischen Mann und Frau sondern auch zwischen zwei Familien ist. Daher muss alles passen und wenn die Standesunterschiede zu groß sind, dann funktioniert das einfach nicht. Das Prinzip klingt schon irgendwie einleuchtend, aber ich frage, was passiert, wenn er sich jetzt zum Beispiel im Studium in ein Mädel verliebt hätte. Die hätte er dann seinen Eltern vorgestellt, die wiederum hätten die Familie gecheckt und dann entschieden, ob sie als Ehefrau in Frage kommt oder nicht. Heutzutage dürfen sich die Partner vorher schon wenigstens ein paar Mal außerhalb treffen – Sex vor der Ehe ist tabu – für Männer wie für Frauen und das wird mir hier bestätigt. Gibt natürlich immer Ausnahmen und Indien ist groß, aber alles in allem bin ich echt baff. Das hätte ich nicht gedacht. Wenn eine Frau sich scheiden lässt, dann heiratet sie in der Regel nicht mehr. Es findet sich dann einfach niemand mehr, der sie noch nehmen würde.
Die Themen sind eigentlich viel zu ernst für einen Abend und daher bin ich echt froh, als VJ dann wieder eine Story nach der anderen raushaut. Sie kann so lustig erzählen. Wir kommen aus dem Lachen nicht mehr raus und das ist auch gut so, um die Betroffenheit zu vertreiben, die sich zwischendurch etwas breitgemacht hatte.
Nach um Mitternacht finde ich schließlich in den Schlaf. Der Wecker steht wie immer auf 6 Uhr.
Siehst wirklich aus wie eine Prinzessin. Der Sari steht Dir sehr gut und mit der dezenten Schminke und den Ohrringen sieht das ganz toll aus.
Dankeschön – ich bin jetzt echt am Überlegen, was ich zu der Hochzeit anziehe. Den Sari oder das blaue Kleid. Aber ich will ja auch gerne tanzen – und das wird mit Sari wahrscheinlich schwieriger. Aber schöner wäre er vielleicht schon.
Auf alle Fälle wäre der Sari schöner ,das Kleid praktischer.