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Nun ist es also soweit: Meine erste Reise nach Indien steht an. Da wollte ich bollywood- und Indienfoodbeeinflusstes Prinzesschen ja schon immer mal hin. Jaaa, ich weiß, dass das echte Indien rein garnichts damit zu tun hat und dass viel Armut und auch Kontrast da herrscht. Ich sehe dieses erste Mal voraussichtlich aber eh nicht viel von Land und Leuten, weil ich straight ins Ayurmana, eine der ältesten Ayurvedakliniken in Kerala, Südindien gehe.

Ich wollte mit Rucksack und Zug nach Frankfurt an den Flughafen, damit niemand einen Umstand hat mit meiner Abreise. Am Ende wurde es dann 15 Min. vor Abfahrt doch der Koffer, weil ich mir dachte, dass es ja eigentlich bescheuert ist, wenn ich den Rucksack und noch die büchergefüllte Laptoptasche schleppe, wenn ich ja sowieso nur an einem Ort sein werde. Und da es Jenny ein Anliegen war, mich zum Flughafen zu fahren, habe ich ihr Angebot auch sehr gerne angenommen. So konnten wir noch ein bisschen länger schwatzen ;-). Ich dachte ja, das interessiert jetzt eigentlich niemanden in meiner Family ob ich da bin oder nicht (weil ja eh jeder mit sich und seinem Job / Studium etc. beschäftigt ist), aber es sieht doch so aus, als wenn ich vermisst werde – meine Jenny findet die 6 Wochen toll für mich, aber in Summe schon sehr lange für einen Abschied von ihr ;-).

Alex im Gulf Air A321
Im Gulf Air A321 – gleich geht´s los!

Bin das erste Mal mit Gulf Air geflogen. Kann man nix sagen, hab mein sehr leckeres veganes Essen bekommen, Filmeauswahl war auch gut, ich bin das erste Mal in der Mitte statt am Fenster oder Gang gesessen, aber auch das war in Ordnung. In Bahrain war Zwischenlandung, die schnell verging, weil ich mir – man stelle sich das mal vor – ausgerechnet beim Burger King noch ein letztes Mahl bestellt habe bevor meine ayurvedische Kost beginnt. Eigentlich wollte ich hauptsächlich die Zeit überbrücken und bin dann da gelandet. Die Auswahl war schmal: Es gab exakt ein Veggiemeal, war aber lecker. Eigentlich aber doof, weil ich ja im Flieger nach Bahrain was bekommen hatte und im nächsten kam dann auch gleich was zu Essen. Konnte ich natürlich bis auf den Salat und die Früchte nix mehr essen. Beim Boarding in Bahrain lerne ich Spersa kennen. Sie ist auch Deutsche und Leiterin des Art of Love Instituts in Freiburg :-). Ihren Namen hat sie vor vielen Jahren von einem indischen Guru, einem Osho-Anhänger bekommen. Sie macht fast jährlich eine Ayurvedakur, allerdings immer nur für 2-3 Wochen und eher im Resortstyle, nachdem es sie nach der ersten intensiven Ayurvedakur bei den Ausleitungen doch ziemlich mitgenommen hatte. Na, ich freu mich schon drauf – Grenzerfahrungen haben was für sich ;-). 

In Trivandrum werde ich von Binukumar abgeholt, den ich trotz meiner eigentlich guten Übung in indisch-englisch recht schlecht verstehe. Egal, wir haben es hinbekommen. Mein Zimmer im Ayurmana ist einfach – genau wie gebucht. Ich habe eine schöne – wenn auch etwas kabelverhangene – Aussicht auf die bewaldeten Hügel der Umgebung, also Natur pur – mitsamt den Geräuschen. Herrlich!

Standardzimmer im Ayurmana
Standardzimmer im Ayurmana

Jayasree, die mir mein Zimmer zeigt und den weiteren Ablauf erklärt lässt mich erst Mal ruhen, bevor ich dann Besuch von Dr. Gopika, einer jungen Ärztin bekomme. Die Aufnahme machen wir direkt in meinem Zimmer und um 12 Uhr habe ich dann Termin mit Dr. Maya Gopinath, der legendären Senior-Ärztin hier im Resort. Habe schon viel Tolles über sie gehört. Ich muss auf die Waage und starte hier also mit unglaublichen 71,2 Kilo bei 1,61 Meter. Der Burger … ich sag nur, der Burger 😉 …. Sie will an die tieferen Gründe für die Autoimmunerkrankungen ran. Sowohl die Sklerodermie, als auch das Lipödem und auch der Morbus Hodgkin damals waren und sind Autoimmunreaktionen des Körpers. Deshalb bin ich da. Ab morgen werde ich 3 Tage auf Obstdiät gesetzt, dieser folgen dann 3 Tage Gemüsediät – immer in Kombi mit ayurvedischen Arzneimitteln und Behandlungen (Massagen). Dann sehen wir weiter. Gefällt mir, dass das so flexibel angepasst wird.

Für heute bekomme ich auch noch eine Behandlung. Um 15 Uhr darf ich eine sehr angenehme Ölmassage bei Dasa genießen. Ich hatte gleich vorgebaut bei Dr. Maya und gesagt, dass ich sehr empfindlich bin und sie meinte, dass sie sowieso die Anordnung weitergeben würde, ohne Druck zu massieren aufgrund meiner Haut. Seeeehr gut :-). 

Ich hätte mehr Tücher mitnehmen sollen anstatt normaler Klamotten: Da man zweimal täglich in verschiedenen Styles massiert wird – aber halt immer megaölig, macht es keinen Sinn, sich danach in irgendwelche Hosen oder T-Shirts zu kleiden – zumindest nicht, wenn man die Sachen nochmals irgendwann wieder anziehen mag. Mit dem Switch auf den Koffer hatte ich mir im letzten Moment noch mein Thailandtuch, das von Schal bis Picknickdecke und Kleid alles sein kann eingepackt. Wie bin ich darüber jetzt froh. Auch um meine Haare muss ich mir gar keine Gedanken machen. Die Massage startet zunächst auf einem Hocker sitzend mit einer Kopfmassage. Also richtig – da werden dann auch die Haare zusammengedreht, bis eine richtig ordentliche Spannung auf dem Kopf ist. Entsprechend verhaart war ich danach auch :-))). Aber ich denke, das wird mit jedem Tag besser. Die Haar- und Kopfhautmassage soll die natürliche Haarproduktion ankurbeln – erzählt mir später eine andere Besucherin. Komme also vielleicht als Rapunzel zurück :-))). Die Körpermasssage wird mit heißem Öl durchgeführt – das ist herrlich – kannte ich so noch nicht. Zum Anziehen bekommt man im Behandlungsraum eine Art Windel zum Binden, so dass die eigenen Klamotten nix abbekommen. Nach einer Stunde oder so glänze ich wie eine Speckschwarte und bin rundum relaxed. In mein Tuch gewickelt setze ich mich noch gemütlich raus, weil ich das Öl noch 20-30 Minuten einwirken lassen soll, bevor ich es dann abduschen kann. Bei der Gelegenheit lerne ich einen meiner wenigen männlichen Mitpatienten hier kennen: Aman ist schon den 4. Tag hier und bleibt auch 6 Wochen – wir werden also Wegbegleiter sein. 25 Jahre alt und Softwareentwickler 🙂 und kämpft mit seinen jungen Jahren schon mit Arthrose.  Haben viele hier fällt mir auf – was mir auch auffällt: Jeder hier fragt, aufgrund welcher Erkrankung man hier ist und wie man denn an diese Adresse gekommen ist. Scheint sowas wie ein Insidertipp zu sein und insbesondere, wenn dann ausländische Patienten herkommen, ist es immer interessant wie wer ins Ayurmana gefunden hat. Gibt auf jeden Fall keine Ayurvedatouristen hier – denke, die sind in den Resorts am Meer. Da ist es idyllischer vom Flair und man kann noch sonnen- und meerbaden. Für mich ist es hier aber perfekt!

Ich soll außerdem noch jeden Tag zweimal für 20 Minuten spazierengehen. In Google sah es so aus, als wäre das Ayurmana von viel Wald umgeben – ist es auch, befindet sich aber alles außerhalb des Geländes. Wir dürfen zwar raus, aber  es scheint den Leuten hier lieber zu sein, wenn wir unsere Bewegung auf dem Gelände durchführen – was dann quasi ein Im-Kreis-Spazieren ist. Naja, ich werde das morgen nochmal ansprechen, das motiviert mich nämlich nicht so sehr. Will lieber raus. 

Mir fällt auf, was ich vergessen habe, von zuhause mitzunehmen: Waschmittel. Man kann waschen lassen, das dauert dann aber 3 Tage – und ich hab hier eh Zeit bis zum Abwinken. Gibt ja nix zu tun. Gott sei Dank hab ich meine Lernsachen dabei. Für heute bin ich aber eigentlich nur todmüde. Das Essen ist echt gut! Kidist meinte ja, die ayurvedische Küche in ihrem Hotel war eher fad. Kann ich hier nicht bestätigen. Sehr geschmackvoll und gut wenn auch nicht übermäßig scharf gewürzt. Hängt bestimmt damit zusammen, dass hier viele Einheimische sind. Vielleicht ist es für sie ja fad – für mich ist es super – und ich kann ja auch scharf … Ich genieße das Essen nochmals in vollen Zügen, weil ja ab morgen meine Obsttage anfangen. Jetzt geht es aber ins Bett, weil ja um 6:30 Uhr schon das Yoga anfängt und ich echt knülle bin.