Die Nacht war erwartungsgemäß wieder sehr unruhig – wie immer, wenn wir mal mit Wecker aufstehen müssen. Die Fahrt an den Bahnhof klappt dank Grab wieder einmal tadellos und preisgünstig. Die Dame am Schalter empfiehlt uns statt der 3. Klasse Wagen die 2. Klasse und nachdem wir sichergestellt haben, dass für unser Paket dort genug Platz ist UND die Fenster aufzumachen sind, gönnen wir uns diesen „Luxus“ – welch weise Entscheidung, wie wir im Laufe des Tages noch feststellen dürfen. Jochen ist schon in seinem Fotografierelement, während ich noch schnell gebratenen Reis kaufe und mir bei der Gelegenheit noch vorgeschnittene Mango und Ananas andrehen lasse. In den Blogs hieß es: Nix kaufen, da laufen immer welche durch den Zug, die am Bahnhof einsteigen und dann ganz verschiedene Sachen verkaufen. Naja, bei 14,5 Stunden und keinem Frühstück wollen wir da mal kein Risiko eingehen. Und so geht um 6:40 die Reise los! Das ganze Procedere ist schon echt mal nett anzuschauen. Vor allem das Bahnerherz hüpft da natürlich höher. Jede Bahnhofseinfahrt und -ausfahrt wird da bestaunt. Vom letzten Wagen aus hinten rausgefilmt, durch die 3. Klasse bis hin zu den Schlafwagen marschiert … aber irgendwann ist dann auch gut.











Ich muss sagen: Wir haben das echt bravourös gemeistert, keiner hat sich auch nur einmal beschwert, aber als wir endlich … ENDLICH .. in Bangkok um 21:10 Uhr ankommen – total durchgeschwitzt und echt stinkend – gestehen wir uns beide ein, dass das eigentlich unnötig war. Die Bahnfahrt brachte nicht die erwarteten tollen anderen Landstriche und Erlebnisse: Nein, die Mitte Thailands sieht sogar aus wie Deutschland. Echt! Da gab es Felder und Bäume dazwischen, also das hätte auch im Regionalexpress nach Heidelberg irgendwo sein können. Bis auf die Bananen vielleicht und dass bei uns der Weizen sprießt anstatt des Reis – aber das sind ja unwesentliche Kleinigkeiten.











Ums Essen hätten wir uns in der Tat überhaupt keine Gedanken machen müssen! Was da so alles angeboten wird ist echt unglaublich. Von herzhaft bis zu süß, von undefinierbarer Masse in kleinen Plastikbeutelchen zusammen mit Sticky Reis (auch in Plastikbeutelchen) bis zum Fruchtshake (ihr ahnt es: Ebenfalls im durchsichtigen Plastikbeutel, in den einfach ein Strohhalm eingestochen wird) gibt es wirklich eine große Auswahl. Wobei wir die Verkäufer echt nicht beneidet haben. Die Gänge in diesen Zügen sind zu Gunsten der Sitzfläche durchaus sinnig sehr eng gestaltet, aber wehe du musst durchlaufen. Die sind richtig eng!


Wir nehmen in erster Linie die kalten Getränke in Anspruch, denn obwohl es in der ersten Stunde so frisch war, dass ich überlegt hatte, meinen schweren Rucksack nochmals aus dem Gepäckfach zu hieven um an meine Strickjacke zu kommen, ist der Rest des Tages einfach nur eine Gluthölle. Und ich übertreibe jetzt echt nicht. Mir kommt zwischendurch der Vergleich eines Daueraufgusses in der Sauna. Als würde ein Bademeister stundenlang den Aufguss runterwedeln – nur der gute Geruch fehlt hier. Die Ventilatoren an der Wagendecke sorgen zusammen mit den offenen Fenstern nur für heißen Fön. Wir fallen zwischendurch mal kurzzeitig in komatösen Kurzschlaf vor lauter Elend und Durchgeschwitztsein :-). Dass wir nonstop die Masken tragen müssen, trägt natürlich auch nicht gerade zum Wohlbefinden bei.


Abends tun mir die Augen und auch der Kopf weh – fast 15 Stunden in vollem Fön zu sitzen macht sich dann doch bemerkbar. Unser Highlight des Tages – der Affentempel, den man in Lod Buri sieht ist eine Pleite. Zumindest vom Zug aus. Da es ganze Tagestouren dahin gibt, muss ja was dran sein an dem Gemäuer und wenn einem ein Führer alles im Detail erklärt und man sich an den Äffchen dann erfreuen kann, mag das anders sein. Für uns war es im Vorbeifahren eine sehr ernüchternde und wenig einladende Geschichte. Da hocken halt wirklich unzählige Affen in Lod Buri rum, die wohl sehr zutraulich und wie üblich natürlich auch frech sein sollen – aber das kennen wir ja schon aus anderen Teilen Thailands.




Die Einfahrt nach Bangkok ist erst Mal ernüchternd und einschüchternd. Wir fahren weit über eine Stunde alleine durch Bangkok – ein riesiger Moloch, der sich uns da in der Dunkelheit nicht gerade von seiner schönsten Seite zeigt. Bahnstrecken führen meistens nicht unbedingt durch die touristisch besonders schönen Ecken. Insgeheim feier ich, dass wir nur einen Tag hier sind. Bin einfach kein Großstadtmensch! Wie schön war da Pai. Aber erst Mal abwarten und der Stadt eine Chance geben. Die kann ja nix dazu, dass wir Knallköpfe uns die Tortur einer fast 15stündigen unklimatisierten Zugfahrt über den Tag angetan haben, wo wir es auch als bequeme klimatisierte Nachtfahrt oder unter 2 Stunden für wenig mehr Geld mit dem Flieger hätten haben können. Aber neee, muss ja alles mal ausprobiert werden – so ist das halt bei uns :-))).
Wir nehmen ein tuktuk (steht groß VIP drauf :-))) und sind dann in relativ kurzer Zeit da. Unsere Unterkunft ist nett, der Vermieter ebenfalls. Hat direkt einen ausgedruckten Plan für seine Gäste, was im Umkreis von 3km alles erreicht und besichtigt werden kann – das Ganze schön kategorisiert in Museen, Märkte und Tempel. Außerdem noch Gastronomieempfehlungen für alle Tageszeiten. Also das gefällt mir echt an den Asiaten. Die meisten scheinen echt mega strukturiert zu sein.




Nach einer ausgedehnten Dusche sieht die Welt dann auch schon ganz anders aus! Eigentlich wäre ich noch total gerne in die berühmte Khao San Road gegangen, die nur ein paar Fußminuten von uns weg ist, aber ich bin echt erledigt. So geht sich Jochen noch Sprudel holen und kommt dann nach einer Blockumrundung recht ernüchtert zurück. An jeder Ecke lägen Obdachlose und er sei direkt von zwei Prostituierten angesprochen worden. Das ist Bangkok – oder vielmehr: Das ist Großstadt. Könnte ihm in jeder deutschen Großstadt so auch passieren. Ich pfeif mir irgendwann doch ne Ibu rein, weil mir das Risiko zu groß ist, dass der morgige Tag sonst ins Wasser fällt und dann ist mir alles wurscht.
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