Was für ein herrlicher Morgen! Nach sooo viel Schlaf über den gestrigen Tag und auch die Nacht fühle ich mich erstaunlich fit. Auch die Halsschmerzen sind sehr deutlich zurückgegangen. Vielleicht macht das scharfe Essen hier den Viren irgendwie schneller den Garaus – brennt sie quasi in Grund und Boden.
Nach dem Frühstück gehen wir los und organisieren uns einen 155cc Roller. Frisch gerichtet mit neuem Vorderreifen und 1a Bremsen sollte der kurvenreichen Strecke nach Pai nun nichts mehr im Weg stehen. Da heute ja auch unser offizieller CheckOut aus dem POR ist, klären wir mit Arm (aka Kim), dass wir unser Gepäck im Hotel stehenlassen können bis Sonntagabend, wenn wir für eine weitere Nacht einchecken.
Wer sich jetzt wundert: Wir hatten ja direkt nach unserer Ankunft in Chiang Mai auf dem Nachtmarkt diesen Holzkünstler gesehen und uns dort schockverliebt in ein Werk, aus dem er Elefanten rausgehauen hat. Ich hatte ihm gesagt, dass wir noch was Essen gehen und dann später wieder rumkommen. Dann war es aber ja Jochen so urplötzlich so schlecht geworden, so dass ich ihn ins Hotel gebracht hatte und nochmal alleine losgezogen bin. Unseren Holzstand hab ich aber nicht mehr gefunden. Deshalb hatten wir dann beschlossen, dass wir zu Lasten der Bangkok-Tage umplanen und zum nächsten Sonntagsmarkt dann wieder hier vor Ort sind. In der Hoffnung, dass unser Künstler dann auch wieder hier ist. Da an seinem Stand ein großes Schild stand „no Photos“ haben wir nichts in der Hand – weder können wir irgendwem zeigen, was wir meinen, noch gezielt nach ihm fragen.
Also packen wir nur unsere zwei kleinen Rucksäcke mit dem Allernötigsten für 3 Tage und ab geht´s. Die Rausfahrt aus Chiang Mai ist jetzt nicht unbedingt Bombe. Erst wird Jochen noch im Stadtgebiet rausgezogen von der Polizei.
„Driver License please“ – ich zeig erst mal ganz rotzfrech meinen internationalen Führerschein und texte den guten Mann derweil fröhlich zu – meine Spezialität. Als er dann Jochens Führerschein sehen will, müssen wir die Karten offenlegen. Der Polizist erklärt, dass ich weiterfahren muss – wtf…. nööööööö bitte nicht! Ich erklär ihm, dass Jochen nur fährt, bis wir aus der Stadt raus sind, weil ich mich nicht getraut hab und dass er aber eh der viel sichere Fahrer ist und in Deutschland von den big trucks bis zu den big bikes alles fahren darf. Also für alle viiiel sicherer, wenn er weiterfährt. 1000 Baht Strafe werden trotzdem fällig. Jetzt geht es mir nur noch drum, dass ich hier nicht auf den Fahrersitz muss. Also frage ich den Polizisten, ob es okay wäre, wenn Jochen weiterfährt, Er will dann wissen, wie lange wir noch da sind und wohin es geht und so weiter und so weiter. Am Ende meint er, ist okay. Er kann fahren. Ja, aber was ist, wenn wir wieder kontrolliert werden frag ich ihn. Möchte irgendeine Art Quittung dafür haben, dass wir schon 1000 Baht gelöhnt haben. War also nix mit schnellen 1000 Baht in die eigene Tasche (ist jetzt eine unverschämte Unterstellung meinerseits, also nix offizielles) und so schreibt uns der gute Mann eine ordentliche Quittung aus und vermerkt darauf (sagt er zumindest), dass Jochen für die nächsten 7 Tage fahren darf. Uff … nochmal Glück gehabt! Damit kostet das Fahren nur unwesentlich mehr als der internationale Führerschein gekostet hätte. Bei Jochen war aber ja das Problem, dass er noch den rosaroten Lappen hat und der erst mal in einen neuen in Scheckkartenformat umgetauscht werden muss. Nur dann gibt es einen internationalen Führerschein. Und da da ein zeitintensiver Augencheck mit ein paar Monaten terminlicher Vorlaufzeit dranhing, mussten wir bei ihm halt drauf verzichten. Aber jetzt ist ja alles prima und wir freuen uns, als wir mit den guten Wünschen der thailändischen Polizei dann weiterfahren dürfen :-)).
Ab ca. Kilometer 35 biegen wir ab auf die 1095 und da beginnt dann der gemütliche und irgendwann auch der aufregende Teil der Fahrt. Ich sitze wie immer hinten und bin die Navigatorin. Wir sind da ein sehr eingespieltes Team und so macht es auch am meisten Sinn. Denn dann kann ich nicht nur die Streckenführung kommentieren („Spitzkurve voraus“, „fahr langsamer“, „o mein Gott, ist die Kurve aber scharf „, „breeeeeems“ :-))), sondern ich kann auch filmen und fotografieren, während sich Jochen in erster Linie mal auf die Straße konzentrieren soll – hat aber auch reichlich Zeit zum Rumgucken, weil man hier eine Durchschnittsgeschwindigkeit von vielleicht 45 km/h hat – wenn überhaupt. Zu viele Kurven für höhere Geschwindigkeiten. Die Strecke ist ein Traum! Die Thais verstehen sich echt auf Straßenbau – irgendwie fühlt es sich so an, als wäre alles immer sehr zweiradfreundlich gestaltet. Gut: An so mancher Haarnadelkurve beneide ich weder uns noch den ein oder anderen LKW, der da bremsend das Gefälle runtergequietscht kommt oder sich unter Ächzen hochkämpft. Besonders spannend wird es, als uns in einer Kurve ein Langholzwagen entgegenkommt, der eeeewig weit auf unsere Spur ausholen muss, um überhaupt die Kurve zu bekommen. Da ist es dann doch am gesündesten, einfach mal anzuhalten ;-)). Jochen ist in seinem Element! Ich bin bissl verkrampft, schlage mich aber sehr tapfer und verkneife mir ca. 95% meiner sonst üblichen Kommentare. Eingespieltes Team heißt nicht, dass ich eine gute Beifahrerin wäre – hehehe ….
Die erste geplante Pause machen wir am Mok Fa Wasserfall. Ist alles Nationalparkgebiet, also fällt auch immer eine Gebühr an. Während die Einheimischen 20 Baht bezahlen, löhnen die Touris 100 … ist ja auch okay. Der Wasserfall ist klein, aber nett. Mal schnell Arme und Beine erfrischt und dann wieder zurück an den Roller gelaufen. Man kann hier auch noch zu einer Höhle hochwandern, aber wir wollen es bei 35 Grad am ersten guten Tag nach meinem Fieber mal nicht gleich übertreiben, gell?



Auf dem weiteren Weg nach Pai kommen wir an einem Schild vorbei, das besagt, dass wir in Kürze einen Geysir besichtigen könnten, wenn wir abbiegen. Na das machen wir doch direkt mal! Ist zwar einfach ein Umweg von 7,5 km (und das kostet schon etwas Zeit hier), aber hey: Wer weiß, wann wir es mal nach Island zu den Geysiren schaffen. Also nehmen wir das, was wir bekommen können :-)). Als wir am Eingang zum Nationalpark ankommen und ich sehe, dass das pro Nase 300 Baht kostet, brech ich bald zusammen. 300 BAHT!! Für einen Geysir … ist es uns das echt wert? Ich frag die junge Dame, ob wir verhandeln können bei 2 Tickets und sie lacht. Nein, kostet 600 Baht, aber dafür sind dann auch die Hotsprings dabei und der Nature Trail. Alla gut, Hot Springs ist cool! Und so ein heißes Schwefelbad könnte der Gesundheit auch ganz zuträglich sein. Bei mittlerweile 37 Grad zwar nicht wirklich nötig, aber trotzdem cool.
Wir wandern also die wirklich schöne Runde (auch das gefällt uns hier: Die Wege in den Nationalparks sind immer echt schön angelegt und beschriftet – sehr interessant) und kommen dann irgendwann an die Geysire – es sprudelt an ein paar Stellen überaus heiß raus und riecht schwefelig. Ein Schild erklärt, wie lange man Eier bis zu welcher Garintesität hier kochen kann. Witzig – echt schade, dass wir keine Eier dabei haben!




Irgendwann kommen wir dann an die Hot Springs, die uns doch ziemlich überraschen. Superschön angelegte Anlage. Also kein Vergleich zu den Hot Springs in Krabi. Juchuuuhhh – nix wie rein … Jochen ist zwar im ersten Moment ein bisschen irritiert: „Wie … du willst da jetzt echt rein?!“ – ja was denkst du denn? :-))) Wir sind ja immer für alle Fälle gerüstet, heißt: Wir haben die Badesachen entweder schon an oder dabei. Oh wie herrlich ist das heiße Wasser. Wie die Badewanne daheim. Umgeben von einer idyllischen Dschungelatmosphäre und bis auf einen älteren Herrn in einem anderen Becken (weit weg von mir) komplett leer. Das Leben ist so schlecht nicht ;-)).
Am angrenzenden Kiosk gönnen wir uns zum Mittagessen Cup Noodles 😉 und freuen uns, diesen schönen Spot gefunden und ihm vor allem gefolgt zu sein. Und siehe da: Hier gibt es sogar Eierkörbchen: Kleine Bambuskörbchen mit 6 Eiern drin, die man weiter oben (zurückwandern) an der Austrittstelle des Wassers für die Hot Springs sieden lassen kann. Darauf verzichten wir und machen uns wieder auf die Fahrt. Sowohl der Umweg als auch die 600 Baht haben sich definitiv gelohnt! Könnte man beim nächsten Mal durchaus 1-2 Stunden einplanen hier.
Der nächste Halt ist dann erst wieder die Memorial Bridge in Pai. Das ist die alte Brücke über das Flüsschen Pai, die mittlerweile aber nur noch hauptsächlich touristischen Charakter hat. Als wir da sind, kommt ein Mann in Uniform auf dem Fahrrad daher. Ich sag zu Jochen, ich komm mir vor wie in Afrika in den 20er Jahren – so sieht er aus. Sehr witzig! Denn als ich ihm zurufe und frage, was er denn da für eine Uniform anhabe (inkl. Waffe!) erklärt er mir – hat ne Weile gedauert, eh ich´s geblickt hab – dass das die Uniform der Siam World War I ist – er macht für Touris damit Fotos. Schon ulkig, mit was so alles Geld gemacht wird. Uns zieht es jetzt nur noch in unsere Unterkunft. Gebucht ist noch nix und wir fahren erst Mal mitten rein in die Walking Street nach Pai – wo wir unterkommen sollten, das weiß ich schon, nur in welche der vielfältigen Unterkünfte mit Hütten ist noch unklar. Wir schauen uns erst Mal die Empfehlung von Gerd an, da die aber ohne Klimaanlage sind, fallen die Hütten direkt weg. Das Pai Village Resort ist bombastisch bewertet und ich ziehe mir die Preise bei booking.com und agoda, bevor wir direkt hinfahren und fragen, was eine Hütte kostet. Für 1500 Baht die Nacht erstehen wir ein supersüßes Häuschen in einer traumhaften Gartenanlage mit Pool und außergewöhnlichem Frühstück und sind mehr als happy!






Pai selbst ist ein kleines Dörfchen mit einer ganz zauberhaften Walking Street, in der man wieder komplett andere Produkte findet, als in Phuket, Koh PhiPhi, Koh Phangan und Chiang Mai. Das ist echt toll in Thailand! Damit ist Nachtmarkt nicht gleich Nachtmarkt, sondern jeder ist wieder neu spannend. Von den Klamotten über das Kunsthandwerk und die Fressalien bis hin zu den Menschen.



Unser Freund Bruce (der Tourenverkäufer in Chiang Mai, der in Hockenheim aufgewachsen ist) hatte uns ja von Pai abgeraten. Sollten lieber nach Nan gehen. Das sei noch so, wie Pai mal ursprünglich war. Okay: Wir haben jetzt keinen Vergleich dazu, aber wir verlieren direkt unser Herz an Pai. Für uns der bislang schönste Ort in Thailand. Die Leute total gechilled (Bruce meinte, da gehen die ganzen Kiffer hin, weil es dort legal wäre) und die Friedlichkeit und Entspannung, die über dem Ort liegt, kommt auch direkt bei uns an. Also wenn so ein Kifferdorf aussieht, dann bin ich noch mehr für die Legalisierung in Deutschland :-)))). Da ich ja Abstand halten muss, lassen wir die zahlreichen Einkehrmöglichkeiten links liegen und organisieren uns Essen an den Straßenständen. Eine sonst leere Bar wirbt mit „bring your own food and drink with us“, was wir dann auch wahrnehmen. Jochen organisiert Cocktails und wir snacken unsere Leckereien vom Nachtbasar dazu. Ein toller Tag und ich bin fühle mich mittlerweile schon wieder sooo gut, dass ich mich selbst immer wieder dran erinnern muss, dass ich einen noch größeren Abstand wahren muss als sonst – seufz.







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