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Nach einer relativ kurzen Nacht holt uns Jack wieder pünktlich um 8 Uhr ab. Ich freu mich wie Bolle auf die Green School – wie lange hab ich mir das schon gewünscht! Hoffentlich ist es den anderen beiden nicht zu langweilig. Vor allem hoffe ich, dass wir die großen Bambushäuser zu Gesicht bekommen.

Auf dem Hinweg kommen wir wieder durch Mambal – und heute ist Markttag. Auf diesem Markt waren wir vor zwei Jahren schon mit Yantika, als sich Jochen so todesmutig überwunden hatte, die dargebotenen Leckereien zu kosten :-))).

Als wir in der Green School ankommen, wird erst Mal Fieber gemessen. Wir erfahren, dass das die letzte Tour ist, die stattfindet. Aufgrund des Coronavirus bleibt die Schule für externe Besucher nach uns dann komplett geschlossen – Glück gehabt. Ich frage das Mädel an der Rezeption nach den großen Bambushäusern und muss schlagartig erkennen, dass wir falsch sind. Was ich meinte und wo ich hinwollte, war die Green Village, nicht die Green School – auch die Green Village muss man vorher buchen – mit jeweils umgerechnet über 30€ pro Person auch nur was für die, die es echt interessiert. Ich bin total enttäuscht, beschließe aber, mir den Tag und vor allem die gebuchte Tour jetzt nicht vermiesen zu lassen dadurch. Und so erfahren wir in den nächsten 1,5 Stunden echt viel super interessante Sachen über diese Schule. Gehört natürlich alles der gleichen Familie: Green School, Green Village …

John Hardy hatte das vor 2008 gegründet, weil er Kindern eine andere Lernerfahrung ermöglichen wollte. Er selbst hatte als Legastheniker schwer unter seiner Schulzeit gelitten. Als er die Schule eröffnete, wollte er vor allem auch einen Ort schaffen, an dem ausländische sowie einheimische Kinder gemeinsam lernen und lachen können. Die Balinesen standen dem Konzept anfangs sehr skeptisch gegenüber und verzichteten auf das Angebot. Im Laufe der Jahre hat sich das Erfolgskonzept dann aber so etabliert, dass es nicht nur eine lange Warteliste für die Aufnahme gibt, sondern auch etliche Familien extra hierherziehen, um ihren Kindern ein solches Schulkonzept zu ermöglichen. Aktuell gibt es hier 520 Schüler aus 42 Ländern – außerdem kommen noch 470 Schüler nach ihrer eigentlichen Schule hierher, um dann nachmittags Englisch und Nachhaltigkeitsthemen zu lernen. Bezahlt wird: Mit 5 Kilo Müll pro Semester, den die Schülern draußen in der Natur und auf der Straße auflesen und damit aktiv das Müllproblem in Bali angehen. Tolle Idee! Auf diese Weise kommen pro Semester ca. 2 Tonnen Müll zusammen, die in ihrem iLab fachgerecht sortiert und recycled werden: Es gibt extra Maschinen, die z.B. den Plastikmüll schreddern und daraus dann Patronen für die schuleigenen 3D-Drucker machen. Irre, was alles geht, oder?

Überhaupt ist der ganze Campus – wie der Name schon sagt – voll auf Nachhaltigkeit und Einklang mit der Natur ausgelegt: Es gibt 6 Schulbusse, mit denen die Kinder von Ubud, Sanur und Canggu abgeholt und wieder gebracht werden sowie eine eigene Ambulanz – alle Fahrzeuge werden betrieben mit Biodiesel aus Kokosöl.

Die Räumlichkeiten sind alle aus Bambus gebaut und entsprechen am ehesten dem Konzept von Rudolf Steiner. Es gibt weder Klimaanlagen noch Wände – der Mensch ist schließlich nicht im Viereck geboren – weiche naturnahe Formen und Materialien und Unterrichtsfächer, die von Recycling über alternative Energie bis hin zu Permakultur alles umfassen.

Apropos Permakultur – hat mich natürlich brennend interessiert, weil ich ja mit unserem eigenen Permakulturgarten anfangen will, wenn ich wieder nach Hause komme.

Die rund 700 Essen, die hier täglich zubereitet werden, kommen zu etwas weniger als 50% (ca. 2500 Kilo pro Semester) aus der eigenen Permakulturfarm (namens KulKul), der Rest wird über lokale Bauern zugekauft. Es gibt kein tierisches Essen – toll!

Allerdings wird es zunehmend schwieriger, den weiteren Bedarf aus örtlicher Landwirtschaft zu decken, weil es für die Landwirte viel lukrativer ist, sich im Tourismus ihr Geld zu verdienen als mit harter Landarbeit.

Die Führung war wirklich eine Bereicherung und wir fahren danach total inspiriert nach Ubud zurück, wo wir uns von Jack am Monkey Forest verabschieden.

Der Monkey Forest ist natürlich auch wieder ein Highlight – wir haben viel zu schmunzeln mit den kleinen Kerlchen, die irgendwie nicht mehr ganz so touristenfokussiert sind wie ich sie in Erinnerung hatte – das liegt glaube ich daran, dass es die kleinen Mini-Bananen für die Fütterung dort nicht mehr zu kaufen gibt. 

Mittlerweile ist die Luft bei allen schon ziemlich raus und unser Kind hat Kohldampf. Und was passiert, wenn sie Hunger hat? Linear zum Blutzuckerspiegel sinkt ihre Laune und ich darf mir die ganze Zeit anhören, dass wir schon in  50 Warungs hätten essen gehen können – aber nein: Die Mama hat eine genaue Vorstellung, wo sie essen gehen will.

Genervt von ihrem Gemaule finden wir dann endlich das perfekte kleine Lokal – Warung Sami – und können unsere Batterien wieder aufladen.

Frisch gestärkt haben wir dann auch wieder genug Energie, um den Ubud Market aufzusuchen. Das ist ein Labyrinth aus kleinen Gängen innerhalb und außerhalb des Marktgebäudes, in dem man sich schnell mal verirren kann und in dem man vor allem nach Herzenslust handeln kann. Wir werden fündig: 5 gestrickte Tops für die Mädels sowie 3 Seidenröcke für mich – sehr schön! Den Rest des Tages verbringen wir am Pool, machen dort ein kleines Mittagsschläfchen und arbeiten danach am Laptop, bevor es wieder zum Essen in die Stadt geht. Und wieder landen wir einen Volltreffer: Warung Biah Biah – in einem kleinen Seitengässchen, das durch süße kleine Läden und zauberhafte Cafés und Restaurants besticht, werden wir mit 1a Essen verwöhnt. Ich gönne mir sogar eine gebackene Banane mit Eis zum Nachtisch, was ich sonst nie mache.

Hmmm …himmlisch

Es ist echt toll hier: Das Essen ist so ganz und gar nach meinem Geschmack und es gibt an jeder Ecke so tolles Essen, dass ich es manchmal direkt schade finde, dass wir nur 3 Mahlzeiten einnehmen :-))). Aber gut – will ja sich nicht als Tonne wiederkehren. Während ich diesen Blog schreibe, schifft es ja dermaßen – schon seit mittlerweile 2 Stunden. Ich kann mich nicht erinnern, dass es bei den letzten beiden Malen jemals so lange geregnet hat! Nun gut, es ist ja auch Regenzeit. Morgen geht es mit Yantika Richtung Amed – Jenny kennt ihn ja noch nicht und für Jochen und mich wird es ein nettes Wiedersehen. Ach ja, guckt mal, was ich noch für ein tolles Wandgemälde gefunden habe. Aktuell streiten Jenny und ich noch darüber, ob das nun in die App soll oder nicht. Wenn irgendwelche Flügel reinkommen, dann ist es dieses Bild ja wohl auch wert, oder?

Street Art in Ubud