Geweckt von vielfältigem Hahnengeschrei brauchte ich einen Moment, um zu realisieren, wo ich bin. Hätte auch irgendwo zuhause sein können…
Da die Kids noch schlafen, konnte ich mich weiterhin ungestört meiner Lektüre widmen, bis alle wach und ready fürs Frühstück waren. Das bestand konplett aus selbstgemachten Dingen wie Bananen- und Papayamarmelade, selbstgebackenem Brot, Pancakes mit einer fantastischen Schokosauce, Müsli, Obstsalat, Reispudding und einem ganz außergewöhnlichen milchfreien Kokosjoghurt. Wenn man irgendwas anderes wollte (von Nasi Goreng bis zu Omelette) konnte das direkt in der Küche frisch geordert werden. Selbst Sojamilch gibt es hier!
Wir beschlossen, es uns nach dem Frühstück erst Mal im Pool und auf den Liegestühlen bequem zu machen:
Die Wandverkleidung aus braun lackierten Bambusstangen gefällt mir super! Ich habe da direkt eine Idee…..
Um die Mittagszeit machen wir uns dann fertig und packen alles ein für den geplanten Nachmittagstrip: Zu Fuß in den knapp eine Stunde von uns entfernten Teil von Amed, der sich Bunutan nennt und wo wir zwischen 2 und 3 Uhr mit den echt lieben Hotelangestellten unserer Januar-Unterkunft, Gede und Made verabredet sind. Für Gedes 1 Monate alten Sohn hatten wir ja extra zwei Spielsachen in Deutschland gekauft. Haben heute allerdings nur noch eines, weil sein Schwager Komang (der uns gestern ja von Pemuteran nach Amed kutschiert hatte) fast zur gleichen Zeit Papa einer kleinen Tochter geworden ist und ich ihm bei der Veranschiedung gestern neben der vereinbarten Transfersumme kurzerhand eines der beiden Geschenke für seine kleine Butu übergab.
Also das verbleibende Geschenk plus Schokolade als Geschenk für Made und die anderen dort plus unsere Schnorchelsachen eingepackt und losmarschiert. Mario meinte ja, wir könnten echt gerne die Roller benutzen, weil der Weg echt weit sei (zumal wir nach dem Besuch noch an den 20 Minuten hinter Bunutan liegende Lipah Beach wollten.
Aber Robin war sichtlich unwohl bei dem Gedanken, hier mit Linksverkehr znd ich mit Patsy auf dem Rücksitz mit Roller rumzugurken. Hätten wir das mal gemacht… so ca. auf halber Strecke nach Bunutan bin ich mit dem großen Zeh an einem Stein am Straßenrand hängengeblieben und meine Erstreaktion „Geht schon“ musste dann doch einer intensiveren Begutachtung meines Fußzehs weichen, als mein Schuh blutig wurde. Da hab ich mir echt ne mords Schramme eingefahren, was angesichts der staubigen Straßen jetzt nicht gerade der Hit ist. Und es sah auch sehr danach aus, als wäre ziemlich viel Dreck in der Wunde – und tief war sie außerdem…
Eine Familie, die in einem Warung auf der anderen Straßenseite mein Malheur mitbekommen hatte, winkte uns gleich rüber, schob mir einem Stuhl zu und kam mit Antiseptikum. Echt total nett… an Weitergehen war alerdings nicht mehr zu denken und nachdem wir uns neben der netten Erstversorgung noch mit Kaltgetränken versorgten, humpelte ich wieder zurück. Patsy stellte noch bevor wir wieder aufbrachen fest, dass sie ihren nagelneuen Highend Schnorchel irgendwo auf dem Weg verloren haben musste, was ein Weiteres Ärgernis war… das tat mir fast mehr weh als mein Zeh… grummel.
Auf dem Rückweg haben wir zwar Ausschau gehalten, aber da war nichts mehr. Im Indomarket noch mit Antiseptikum und wasserfestem Pflaster ausgestattet und irgendwo auf dem Weg noch bei einer älteren Dame Nasi Campur gekauft. Robin war ähnlich entsetzt wie Jochen im Januar war, als ich damals vom Bakso Ayam Scooter Suppe gekauft hatte. Zur Erinnerung:
Ich erinnere mich auch lebhaft an Jochens Entsetzen auf dem lokalen Markt, als wir allerleih undefinierbare und zum Teil wenig appetitlich aussehende Süßspeisen auf ein Bananenblatt geschöpft bekamen und das durchprobierten. Es war nur der Anwesenheit unseres Guides und Jochens Höflichkeit zu verdanken, dass er da mitgegessen hatte. Nun ja, und so ging es heute Robin. Na, mir wurscht. Klar: Wurde der Reis noch mit Löffel aus einem mit sauberen Tuch abgedeckten Topf in die aus Papier gefaltete Spitztüte gefüllt, kamen Nüsse, Urab, Tempe und Kokos mit der Habd hinterher. Das bunte Hühnerallerlei in suppenähnlicher Konsistenz sowie die scharfe Paste dann aber wieder miz Löffel – na also: Muss man nur „spicy“ nehmen, das putzt gegebenfalls durch… lach. Robin wollte also partout nichts, so dass ich nur für Patsy (die schon auf der Schnorchelsuche vorhelaufen war) und mich einkaufte – für lächerliche 10000 IDR pro Person, was gerade mal 60 Cent sind! An diesen kleinen Verkaufsständen essen in der Regel keine Touristen, weil sie die offenen Schüsseln (außer Reis und Hühnersuppe) mit all den verschiedenen Zutaten wenig appetitlich finden. Ja gut… Restaurant ist anders, aber wer backpacken will, der muss das abkönnen … Robin will definitiv NICHT backpacken … totlach.
Hab ihn zu totaler Verschwiegenheit gegenüber Patsy verpflichtet, was die Herkunft des Essens anging!
Der Schnorchel war auch auf dem restlichen Weg nicht mehr auffindbar und so widmete ich mich in der Villa angekommen erst Mal meiner Verletzung. Das Hotelpersonal wollte mich zum Doc fahren, was ich aber dankend ablehnte und mich mach ausgedehntem Fußbad in Jodlösung ans Wegschnippeln der abgeschrammten dicken Hautschicht machte, um sicherzustellen, dass aller Dreck raus kann. Also sieht jetzt erst Mal schlimm aus, aber wird schon wieder.
Salzwasser meide ich heute noch, morgen schauen wir dann, wie es ausschaut. Robin und Patsy sind nochmals die Strecke absuchen, kehren aber unverrichteter Dinge wieder zurück und mein Kind ist traurig….
Mir lässt der Schnorchel auch keine Ruhe und so biete ich Patsy nach der Wundversorgung mit wasserdichtem Pflaster gegen den Dreck und Kompresse zur Druckminderung an, mit ihr nochmals auf die Suche zu gehen. Dieses Mal nehmen wir ihre Schorchelmaske und eine Packung Kinderschokolade mit… ich hab die Idee, dass wir einfach die Kinder auf der Straße fragen, ob sie was gefunden hätten…
Und so fragen wir uns durch… alt und jung… wer es hören will und versteht und wer auch nicht… am Ende ist jedem auf dem Weg klar, was Patsy verloren hat. Unterwegs versorgen wir bereits drei kleine Jungs und zwei Mädels mit einem Kinderriegel, was diese mit leuchtenden Augen entgegennehmen. Von Elisa weiß ich ja, dass sie hier total auf Schokolade abfahren. Patsy, die die Idee im Hotel noch total bescheuert fand, ist sichtlich gerührt bei so viel Glück in den Kinderaugen. Jaaaa… da ist eine Packung Kinderriegel, die man sich bei uns mal so auf die Schnelle einverleibt auf einmal gaaaanz viel wert.
Als wir an einer Straßenkreuzung darüber debattieren, ob wir nun zurück oder noch ein Stück weiter gehen, sage ich zu Patsy, dass wir jetzt so vielen Bescheid gegeben haben, dass jetzt der Schnorchel uns finden muss und wir jetzt einfach darauf vertrauen, dass das klappt…. Bestellung ans Universum… und ob man es glaubt oder nicht: Keine 10 Meter weiter spricht uns ein Mann von der anderen Strasenseite, der dort seine Transportdienste anbietet an. Ob wir schnorcheln gehen würden? Ich erkläre ihm, dass Patsy ihren blauen Schorchel verloren hat und wir ihn suchen. Er gibt uns ein Zeichen, das Patsy zunächst so interpretiert, dass er uns einen neuen verkaufen will. Weit gefehlt: Er zaubert genau ihren hinter seinem kleinen Stand hervor und wir überschlagen uns vor Dankbarkeit und Freude! Er erzählt, er sei mit seinem kleinen Sohn (der maximal 4 Jahre alt ist und gerade den Roller seines Vaters mit Spülwasser und Tuch putzt… in dem Alter!!) auf der Straße gefahren sei und sein Sohn ihn auf das Teil auf der Straße aufmerksam gemacht hat, so dass er es mitnahm. Was für ein Glück! Ich frage, ob wir dem Sohn die restlichen Kinderriegel schenken dürfen, die dieser mit strahlenden Augen entgegennimmt. Die Bestellung ans Universum hat wie immer zuverlässig geklappt und wir lassen das kleine Karmatief fröhlich von Dannen ziehen.
Natürlich teilen wir unser Glück mit denen, die wir gerade kurz vorher um Mithilfe gebeten haben und die sehen, dass wir wiederhaben, was wir gesucht hatten. Total goldig: Eine der Frauen hatte Patsy sogar ihren eigenen Schnorchel angeboten… ich liebe die Balinesen… so ein nettes Völkchen!
Jetzt können wir uns ja auch endlich mal ans Essen machen… mittlerweile ist es schon nach 18 Uhr und zwischen der letzten Mahlzeit liegen rund 9 Stunden… die Idee war ja gewesen, dass wir in Bunutan Kadeks famose Kochkünste genießen. Doch Patsy ist auch ohne irgendwelche Kommentare von Robin misstrauisch… fragt, woher das Essen kommt… ob von so nem Scooter oder einem richtigen Restaurant… das Kind ist einfach zu neugierig… hm… also Restaurant wäre jetzt schon eher gelogen und so antworte ich wahrheitsgemäß, dass es nicht vom Motorroller runter ist… was ja auch stimmt. Sie traut dem Braten nicht und bohrt weiter mit dem Verweis darauf, was ich alles esse und wo sie einen großen Bogen drumrum machen würde. Am Ende hab ich ihr gesagt, wo es herkommt (wobei ich die „händische“ Schöpfweise unterschlage hab) und sie war – wenngleich skeptisch – eimverstanden zu probieren.. nachdem ich ihr versprochen habe, ihre Fük (10. Klasse Abschlusspräsentation) auszuarbeiten, falls sie mit einer Lebensmittelvergiftung darniederliegen sollte. Deal!
Letztendlich war ihr ihre „nicht-spicy“ Portion doch viel zu scharf, was daran lag, dass die Verkäuferin ihren Reis mit demselben Löffel geschöpft hatte, wie unmittelbar davor für meine Portion die scharfe Paste – die mir übrigens fast Brandblasen auf die Lippen zauberte… aber echt lecker! Wäre das im Restaurant auf einem Teller appetitlich angerichtet gekommen, dann hätte es – bis auf die Schärfe – keinen Mucks gegeben. So schwang während des Essens immer so eine latente Skepsis bei jedem Bissen mit – konnte ich sehr deutlich spüren… muss man alles mal mitgemacht haben finde ich. Am Pool beschließen wir den Tag und ich mein Buch und nun auch diesen Blog, bevor ich mich dem nächsten ausgeliehenen Wälzer widme. Made und Gede kommen nun übrigens am Montagnachmittag zu mir hierher und ich darf Gastgeber sein, nachdem sie uns ja so nett im Januar versorgt hatten. Gede will mich dann übrigens noch mit zu seiner Frau nach Hause nehmen, um mir sein Baby zu zeigen… ganz stolzer und sehr junger Papa… noch keine 18… er machte sich nur Sorgen, weil sein Haus nicht so gut und sauber ist und sie sich schämen dafür. Ach herrje! Also versichere ich ihm, dass er sich keine Sorgen und vor allem keine Umstände machen muss. Wenn es ihm aber lieber ist, können wir uns auch nur hier in der Villa treffen – gerne auch mit Frau und Baby. Er soll relaxen und sich keinen Stress machen. Das scheint ihn dann zu beruhigen und er möchte, dass ich zu ihnen nach Hause komme. Die Kinder lasse ich dann derweilen hier am Pool… ich glaube, das wäre zwar sehr lehrreich in Sachen Genügsamkeit und Dankbarkeit für das was man hat, aber ich will die kleine Familie nicht überfordern mit drei Gästeb und die Kids nicht mit gegebenenfalls angebotenen Getränken oder Lebensmitteln, die sie dann aus Höflichkeit nicht mal ablehnen dürften…. lach. Ich freue mich auf den kleinen Gede Junior! Ich bekomme ja regelmäßig Updates über WhatsApp, aber vielleicht darf ich ihn mal halten.., das wäre schon was anderes. Kleiner Knuffel…
In diesem Sinne: Selamat malam – gute Nacht!
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